Der Film „Brexit – The Uncivil War“ im britischen Fernsehen

Der Kampf um die Emotionen

Benedict Cumberbatch vor einem roten Bus, mit unter anderem Boris Johnson.
Benedict Cumberbatch verkörpert den Politikstrategen Dominic Cummings, der hinter der Pro-Brexit-Kampagne steht. © Screenshot Trailer HBO
Friedbert Meurer im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 07.01.2019
Am 23. Juni 2016 geschah das Unerwartete. Mit knapper Mehrheit stimmte die britische Bevölkerung im Referendum für den Brexit. Wie es dazu kam, das spielt der Fernsehfilm "Brexit - The Uncivil War" nach. Ein Film, der unter die Haut geht.
Wenn der Brexit Ende März vollzogen werden sollte, dann sei das zum großen Teil das Werk von Dominic Cummings. Dies zeige der Film "Brexit - The Uncivil War", den der Britische Fernsehsender Channel 4 ausgestrahlt hat, erklärt Friedbert Meurer, London-Korrespondent für Deutschlandradio. Denn Cummings war der Leiter der Pro-Brexit-Kampagne und der habe das so "brillant" gemacht - und dann auch brillant von Benedict Cumberbatch gespielt.

Ein besessener Karriere-Soziopath

Der frühere Premierminister David Cameron habe Cummings einst einen Soziopathen genannt, einen Karriere-Soziopathen. "Er ist besessen. Das ist er. Aber in diesem Film wird dargestellt, wie genial er das gemacht hat. Genial auch darin, dass er genau hinhörte, was damals in Großbritannien passierte." Was die ganz tiefen Emotionen der Britischen Bevölkerung gewesen seien.

Gnadenloser Kampf auch im eigenen Lager

Obwohl der Chef der rechten Ukip-Partei, Nigel Farage, als Witzfigur gezeichnet werde, sei der Ton des Films doch "ernst, tragödienhaft". Das Wortspiel des "Uncivil War" weise auch darauf hin, dass der Kampf um die Stimmen der Bürger etwas militärisches hatte, so Meurer. "Dieses gnadenlose Bekämpfen im eigenen Lager. Es wird die Auseinandersetzung gezeigt innerhalb dieser Kampagne. Man wollte Dominic Cummings loswerden, weil er gegen das Establishment und damit auch gegen die alte Brexitier Garde vorgegangen ist."

Die dämonische Kraft der Emotionen

Der Film sei gut recherchiert und schlage sich auf keine der beiden Seiten. Dennoch zeige er die "dämonische Kraft, die aus der 'Vote Leave'-Kampagne hervorging und die - und das räumen auch die 'Remainer' ein, einen besseren Wahlkampf geführt haben als diejenigen, die für die EU waren", so Meurer. Die Pro-Brexit-Fraktion habe nämlich die Emotionen angesprochen, während die EU-Befürworter an die Vernunft appelliert hätten.
(kpa)
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