Der Fall Strache und die Folgen

Warum Skandale Politikern nur selten schaden

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Das Bild zeigt österreichische Zeitungen mit Schlagzeilen, die sich auf den Strache-Skandal beziehen.
Die österreichische Presse hat gerade viel zu Schreiben: Es geht um die Aufarbeitung eines veritablen Politskandals. © imago images / Viennareport
André Haller im Gespräch mit Ute Welty · 21.05.2019
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Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist nach dem Ibiza-Video zwar ausgezählt. Sein politisches Comeback ist aber nicht ausgeschlossen: Wie andere Polit-Skandale zeigen, verzeihen Wähler und Anhänger viel, sagt der Kommunikationswissenschaftler André Haller.
Binnen kürzester Zeit hat das Enthüllungsvideo über den FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache Österreich in eine tiefe Regierungskrise gestürzt. Neuwahlen sind bereits beschlossene Sache, die ÖVP-FPÖ-Koalition ist Geschichte.
Die FPÖ wird nun vermutlich aufgrund des Skandals einige Prozentpunkte bei der Europawahl einbüßen. Davon geht André Haller vom Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Bamberg aus. Doch ob der Ibiza-Skandal der Partei langfristig schadet, ist ihm zufolge noch nicht ausgemacht.
Es gebe im politischen Bereich immer Anhänger, die über Normverstöße von Politgrößen hinwegsähen oder diese umdeuteten, sagte Haller im Deutschlandfunk Kultur. Das ist laut dem Kommunikationswissenschaftler nicht nur in rechtspopulistschen Kreisen so: Als Beispiel nennt er die Vorgänge rund um die Dissertation des CSU-Politikers Karl Theodor zu Guttenberg.

Das Raster heißt: "Politik ist halt so"

Es gebe in der Politik zahlreiche Beispiele für Skandale, die nicht zum Ausschluss aus der Gesellschaft geführt hätten, sagte Haller. Beim Fall Strache sehe man gerade, dass es sich für viele rechtspopulistische Anhänger und Wähler um einen "abstrakten Vorwurf" handele. Diese sähen zwar das Video - zugleich passe die Geschichte aber in das "Politik ist halt so"-Raster. Also werde in Kommentaren und den Sozialen Medien darauf verwiesen, dass "die Anderen sowas ja auch" machten.

FPÖ spielt die Opferrolle

Die FPÖ versuche nun, in die Opferrolle zu schlüpfen, analysierte Haller. Und es werde versucht, bereits den Boden für Straches Nachfolger, Norbert Hofer, zu bereiten. Es sei zu bedenken, dass mit Hofer jemand an die Parteispitze gelange, der durchaus massenkompatibel sei, betonte Haller. Immerhin wäre der beinahe österreischischer Präsident geworden.
"Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es in wenigen Jahren wieder ähnlich hohe Zustimmungswerte geben wird."
(ahe)
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