"Der eigene Körper als Erfahrungsinstanz für den Schmerz"

04.04.2007
Die meisten Menschen haben Schmerzen schon in unterschiedlichen Formen erlebt, beispielsweise bei Verletzungen, Trennungen oder Tod. Nun gibt es zu diesem Thema eine Sonderausstellung an zwei verschiedenen Standorten in Berlin: im Hamburger Bahnhof und im Medizinhistorischen Museum der Charité. Kurator Daniel Tyradellis äußerte sich dazu im Deutschlandradio Kultur.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch.

Holger Hettinger: Herr Tyradellis, die Ausstellung fokussiert vier Aspekte: Ansichten des Schmerzes, Ausdruck des Schmerzes, Reiz des Schmerzes und die Zeit des Schmerzes. Bei den ersten zwei Themen denkt man, ok, das liegt irgendwo auf der Hand, aber wie setzt man denn Reiz des Schmerzes museal um. Setzt man da die Türklinken unter Strom, oder wie muss ich mir das vorstellen?

Daniel Tyradellis: Ja, das war schon ganz gut getippt. Im Reiz des Schmerzes geht es darum, wie der eigene Körper als Erfahrungsinstanz für den Schmerz funktioniert. Und zum einen haben wir zu Beginn eine große Installation einer italienischen Künstlerin, in die man hineingeht. Das ist ein Raum, und in diesem Raum fängt es dann ganz wahnsinnig an zu winden. (…) Es blitzen elektrische Ströme durch den Raum. Es ist extrem beklemmend und tatsächlich auch körperlich fast schmerzhaft. Das ist eine Arbeit.

Oder eine andere Installation, die kann man selber anwenden, die sogenannte painstation, eine Variation der playstation. Da kann man gegeneinander spielen. Wenn man etwas falsch macht und einen Ball durchlässt, kriegt man einen Stromschlag oder einen Peitschenhieb, oder es wird ganz furchtbar heiß. Und wenn man das lange macht, dann kann es auch passieren, dass man da Brandblasen oder Ähnliches erhält.

Hettinger: Aber die körperliche Unversehrtheit ist doch schon einigermaßen gewahrt, wenn man sich die Ausstellung anschaut…

Tyradellis: Im Großen und Ganzen wird man sie, glaub ich, recht lebendig wieder verlassen und auch vor allem sehr unterhalten werden und auch durchaus ein bisschen klüger sein, aber im Falle dieser painstation kann es schon sein, dass mal eine kleine Wunde zurückbleibt.


Das vollständige Gespräch mit Daniel Tyradellis können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.


Service:
Die Ausstellung ist vom 5. April bis 5. August täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 20 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.