Der Dirigent Gennadij Roschdestwenskij

Der große Gennadij

Dezember 2012: Professor Gennadij Roschdestwenskij leitet eine Master Class im Nikolai Golovanov Museum in Moskau
Dezember 2012: Professor Gennadij Roschdestwenskij leitet eine Master Class im Nikolai Golovanov Museum in Moskau © dpa / picture alliance / Vladimir Vyatkin
Moderation: Volker Michael · 03.01.2019
Mit Aufnahmen aus dem Archiv von Deutschlandfunk Kultur und anderen historischen Quellen und Gesprächen mit zwei Weggefährten erinnern wir an den Ausnahmekünstler Gennadij Roschdestwenskij. Im vergangenen Juni starb der legendäre Dirigent in Moskau.
Der russische Dirigent Gennadij Roschdestwenskij prägte wie kein zweiter Künstler das Musikleben der Sowjetunion. Beinahe unzählbar sind seine Aufnahmen fürs Radio und Fernsehen und für die staatliche Plattenfirma Melodija. Kultstatus besaßen auch seine Auftritte als Leiter von Konzerten der wichtigsten Orchester des Landes, vor allem von denen in der Hauptstadt Moskau. Er war Musikdirektor der Ballettsparte des Bolschoj-Theaters, Chefdirigent des Sinfonieorchesters des Sowjetischen Radios und Fernsehens, aber auch Initiator und Leiter der Moskauer Kammeroper.

Dirigent mit Kultstatus

Ebenso häufig gastierte er aber auch bei Orchestern im sozialistischen wie im westlichen Ausland, besonders häufig in Schweden und in London. Hier erfüllte er niemals die in ihn gesetzte Erwartung, ausschließlich ein Botschafter der sowjetischen Musik zu sein. Er interessierte sich nur für "gute" Musik, ganz gleich welcher Herkunft oder Epoche.

Rätselhafter Freiraum

Beinahe rätselhaft wirkt der künstlerische Freiraum, den Roschdestwenskij sich zu erarbeiten und zu erhalten verstand. Dieser Freiraum war immer auch ein politisch-bürokratischer - mit welchen Techniken und Verhaltensweisen der Dirigent ihn verteidigte, das herauszufinden, ist eine große Forschungsaufgabe.

Förderer der Moderne

Eng arbeitete Roschdestwenskij vor allem mit zeitgenössischen Komponisten wie Dmitrij Schostakowitsch oder den seinerzeit jüngeren Alfred Schnittke und Sofia Gubaidulina und Edison Denissow zusammen. Für deren Bekanntheit sorgte er durch viele Erst-und Wiederaufführungen von Werken, die ohne sein Engagement das Dickicht aus kulturpolitischer Ignoranz und öffentlichem Desinteresse nicht hätten durchstoßen können.
Die Pianistin Katia Tchemberdji
Die Komponistin und Pianistin Katia Tchemberdji© Nora Blum
Mit Aufnahmen aus dem Archiv von Deutschlandfunk Kultur und anderen seltenen Einspielungen, zum Teil auch frühen Aufnahmen mit dem Orchester des Sowjetischen Radios und Fernsehens, erinnern wir an den Ausnahmekünstler. Außerdem erzählen die Pianistin und Komponistin Katia Tchemberdji und der Pianist und Dirigent Vladimir Stoupel biografische und musikalische Details. Beide kannten Gennadij Roschdestwenskij aus familiären und beruflichen Zusammenhängen schon seit ihrer Kindheit und Jugend.
Der Dirigent und Pianist Vladimir Stoupel
Der Dirigent und Pianist Vladimir Stoupel© Website Vladimir Stoupel
Die komplette Sendung ohne Musikanteil (die können wir Ihnen aus rechtlichen Gründen nicht zur Verfügung stellen) finden Sie hier:
In memoriam Gennadij Roschdestwenskij
Berliner Produktionen und Aufzeichnungen aus fünf Jahrzehnten
Arthur Lourié
Concerto spirituale für Klavier, Chöre, Blechbläser, Kontrabässe, Pauken und Orgel
Alfred Schnittke
"Tote Seelen", Suite für Orchester nach der gleichnamigen Filmmusik (zusammengestellt von Gennadij Roschdestwenskij)

Viktoria Postnikowa, Klavier
Ernst-Senff-Chor Berlin
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Gennadij Roschdestwenskij

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