Der Brexit als Shakespeare-Drama

Theresa May - eine planlose "Queen Lear"

Großbritanniens Premierministerin Theresa May auf dem EU-Gipfel in Brüssel
Großbritanniens Premierministerin Theresa May auf dem EU-Gipfel in Brüssel © picture alliance/ dpa/ Sputnik
Jeremy Adler im Gespräch mit Ute Welty  · 23.06.2018
Vor zwei Jahren stimmte die Mehrheit der Briten für den Brexit. Ein wahres Shakespeare-Drama werde beim Austritt aus der EU auf Großbritannien zukommen, sagt der britische Dichter und Germanist Jeremy Adler.
Als "Queen Lear" im britischen Shakespeare-Drama sieht Jeremy Adler, emeritierter Professor für Deutsche Sprache am King's College in London und überzeugter Brexit-Gegner, die Rolle von Premierministerin Theresa May. Sie riskiere alles, ohne einen Plan für die Zukunft zu haben, sagte der Dichter im Deutschlandfunk Kultur. May stelle das Land vor eine Zerreißprobe und gefährde den Zusammenhalt. Sie habe das irische Problem nicht gelöst, und auch in Schottland sei man sehr unglücklich.

Versagen der Elite

"Wenn man sehr streng urteilen würde, müsste man sagen, dass die komplette Elite versagt hat", sagte Adler. "Es wäre ein hartes Urteil, aber es träfe vielleicht zu, denn es hat sich keine gute Opposition zusammengefunden, die eine andere Richtung als die der Regierung durchführen könnte."
Die Brexit-Entscheidung sei zwar gefallen, aber bisher wisse niemand, wie dieser Austritt aus der EU umgesetzt werden solle. "Ich glaube nicht, dass dieses Problem lösbar ist", sagte Adler. "Das Land wird einfach hin- und hergerissen werden." Niemand könne diese Entscheidung überblicken, und die Politik klammere sich derzeit allein an Tagesentscheidungen und kurze Schritte. (gem)
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