Demokratische Wahlkampfdebatte in den USA

In ihrer Rolle angekommen

Hillary Clinton bei der dritten Debatte der demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten in Manchester, New Hampshire
Hillary Clinton bei der dritten Debatte der demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten in Manchester, New Hampshire © Imago
Von Marcus Pindur · 20.12.2015
In den USA haben sich die demokratischen Bewerber um das Präsidentenamt eine neue Debatte geliefert. Zwischen Hillary Clinton, Bernie Sanders und Martin O'Malley ging es dabei weniger vergiftet zu als bei den Republikanern. Nach dem holprigen Beginn ihres Wahlkampfs scheint sich Clinton gefunden zu haben.
Der Mißton wurde schon Tage zuvor gesetzt. Das Demokratische Hauptquartier fand heraus, dass Mitarbeiter des Präsidentschaftsbewerbers Bernie Sanders Einblick in Daten der Kampagne von Hillary Clinton genommen hatten. Ein Problem für den selbststilisierten Saubermann Sanders, dem es jedoch gelang, das Thema schnell abzuräumen.
"I apologize!"
"Ich entschuldige mich", so Bernie Sanders zu Hillary Clinton, aber erst, nachdem der Moderator ihn nach einer Entschuldigung gefragt hatte. Sie begrüße dies und es sei wichtig, jetzt wieder nach vorne zu schauen.
Ein Moment wie aus der ersten demokratischen Debatte, nur unter anderen Vorzeichen. Damals hatte Bernie Sanders Hillary Clinton gegen die Vorwürfe im sogenannten E-Mail-Skandal in Schutz genommen. Der Ton der Dreierrunde war oft kämpferisch, aber nicht so vergiftet wie in den Debatten der Republikaner. Der ehemalige Gouverneur von Maryland, Martin O'Malley, der in den Umfragen weit hinten liegt, versuchte mehrfach, Hillary Clinton und Bernie Sanders herauszufordern, prallte aber meist ab.
Weite Teile der Debatte wurden dominiert von Sicherheitsfragen - nach Paris und San Bernardino ist Terrorbekämpfung zu einem Wahlkampfthema geworden. Der "Islamische Staat" müsse nicht eingedämmt, sondern zerstört werden, so Hillary Clinton, deren außenpolitische Ansichten stets die Robusteren im demokratischen Bewerberfeld sind:
"Wir müssen ihnen das Territorium, das sie derzeit in Syrien und im Irak besetzen abnehmen und dann ihre internationalen Netzwerke zerschlagen."
"Donald Trump ist der beste Rekrutierungshelfer des islamistischen Terrors"
Als Sanders dafür plädierte, Assad im Amt zu lassen, weil dieser nicht die USA bedrohe, und sich auf den Kampf gegen den IS zu konzentrieren, widersprach Hillary Clinton sofort. Assad habe 250.000 syrische Bürger auf dem Gewissen, man müsse sowohl den sogenannten "Islamischen Staat" als auch Assad bekämpfen.
Der einzige der republikanischen Kandidaten, der zur Sprache kam, war Donald Trump. George Bush habe nach den Anschlägen des 11. September den amerikanischen Muslimen die Hand gereicht, das sei genau richtig gewesen, so Hillary Clinton. Der Kampf gegen den islamistischen Terrorismus müsse mit den Muslimen geführt werden, nicht gegen sie:
"Wir müssen sicherstellen, dass die Signale der Diskriminierung, die Donald Trump in alle Welt schickt, nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Donald Trump ist der beste Rekrutierungshelfer des islamistischen Terrors."
Hillary Clinton liegt in den meisten Umfragen mit über 25 Prozentpunkten vor ihrem Konkurrenten Bernie Sanders. Nach dem holprigen Beginn ihres Wahlkampfes hat sie sich gefangen. Sie wirkte kompetent und überzeugend - Hillary Clinton scheint in ihrer Rolle angekommen zu sein.
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