Mittwoch, 27. März 2024

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Die Zukunft des "Klangmöbel" Klavier
Endstation Schrottplatz?

Seit Haydn, Mozart und Beethoven hat das Klavier eine geradezu kometenhafte Karriere erlebt: Für kein anderes Instrument wurde so viel Literatur komponiert, kein anderes konnte so geschickt ein ganzes Orchester ersetzen und bot darüber hinaus so viel Möglichkeiten für Virtuosität. Das 'Klangmöbel' Klavier hatte einen hohen Stellenwert in der bürgerlichen Gesellschaft. Das ist heute anders.

Von Georg Waßmuth | 12.05.2014
    Eine junge Frau spielt am 12.12.2013 im Ausstellungsraum der Klaviermanufaktur Steingraeber und Söhne in Bayreuth (Bayern) auf einem schwarzen Flügel.
    Eine junge Frau spielt auf einem Klavier. (picture-alliance / dpa / David Ebener)
    Noch vor dem Ersten Weltkrieg haben Klavierbauer jährlich mehr als 200.000 Instrumente in die gute Bürgerstube geliefert. Dort fanden sie ihren Ehrenplatz, wurden mit Häkeldeckchen oder Blumenvase drapiert und mit Etüden von Czerny, Chopin oder Clementi traktiert. Im digitalen Zeitalter ist der Absatz der Klavierbau-Industrie jedoch dramatisch eingebrochen. Wenig mehr als 10.000 Instrumente fanden hierzulande im vergangen Jahr noch Käufer. Gerade Jugendliche fingern lieber mit simplen Musik-Apps am Smartphone, als sich langsam mit dem Klavierhocker auf Tastenhöhe hochzuschrauben. Tausende Klaviere stehen verschämt abgedeckt in der Garage oder werden zu Spottpreisen bei Internetauktionen angeboten. Hat das schön lackierte Klangmöbel ausgedient? Wird es seinen angestammten Platz behaupten können? Wie sieht die Zukunft des einstigen Hausmusikinstruments Nr. 1 aus?