Deliciously Ella

Treffen mit der Kochbuchkönigin

Die Food-Bloggerin Ella Mills, ehemals Woodward, aufgenommen am 19.1.2016 bei der Premiere von "Amaluna" des Cirque du Solei in der Royal Albert Hall in London
Die Food-Bloggerin Ella Mills, ehemals Woodward © imago / Vibrant Pictures
Von Julia Eikmann · 05.05.2017
Ihr Food-Blog wird von Tausenden gelesen. Nun ist die Britin Ella Mills in Deutschland auf Tour, um ihr zweites Kochbuch vorzustellen. Unsere Reporterin hat ihren Auftritt für "Deliciously Ella mit Freunden" und ihre Fans in einer Berliner Buchhandlung erlebt.
Berlin im Nieselregen, es ist ungemütlich kühl. Mehrere Dutzend junge Frauen, eine Handvoll Männer stehen vor der Kiezbuchhandlung in der Berliner Kastanienallee - sauber aufgereiht und von Regenschirmen behütet.
Ella Mills, ehemals Woodward, ist eine Ikone für die Fans der gesunden Ernährung. Auf ihrem Blog "Deliciously Ella” veröffentlicht sie ausschließlich vegane, glutenfreie Rezepte: keine Milch, keine Eier, natürlich kein Fleisch. Auch Weizenmehl, Zucker und Zusatzstoffe sind verboten.
Obwohl, verboten würde Ella natürlich nicht sagen:
"Es ist wichtig, dass sich gesunde Ernährung nicht nach Diät, nach Verbot anfühlt. Ich glaube daran, dass etwas nur nachhaltig sein kann, wenn es Spaß macht."
Deswegen tragen ihre Gerichte auch Namen wie: "Sweet Protein Boost Smoothie" oder "Overnight Honey Oats". Sie sind sie mehr als Essen, sie stehen für ein Lebensgefühl, für Lust, Leichtigkeit, Schönheit – genau wie Ella.

Mit Charisma und dezentem Make-up

Die wirkt erstaunlich unprätentiös, mit ihrem schlichten Pferdeschwanz und dem dezenten Makeup. Und doch: Ella hat Charisma. Und sie hat eine Geschichte. Oder besser: ein Märchen.
So ist Prinzessin Ella nicht nur märchenhaft schön - bevor sie mit dem Bloggen angefangen hat, arbeitete die 25-Jährige erfolgreich als Model - sondern auch märchenhaft reich. Sie ist die älteste Tochter der Supermarkt-Erbin Camilla Sainsbury und den Politikers Shaun Woodward.
Und dann der Schicksalsschlag, mit 20 erhält Ella die Diagnose einer seltenen Nervenkrankeit:
"Posturales Tachycardiesyndrom, ein langes Wort. Es betrifft das Kreislaufsystem. Ich konnte meinen Herzrhythmus, meinen Blutdruck nicht mehr richtig regulieren."
Vier Monate verbringt sie im Krankenhaus, bekommt viele Medikamente:
"Sie haben auch geholfen, aber nicht so, wie ich mir das gewünscht hatte. Also habe ich selber recherchiert: Was kann ich noch tun, um meinen Körper zu unterstützen?"

Abschied von den Gummibärchen

Ella beschließt, ihre geliebten Gummibärchen aufzugeben, und sich künftig gesund zu ernähren. Um dran zu bleiben und sich selbst das Kochen beizubringen, startet sie ihren Blog, "Deliciously Ella":
"I am pretty sure, my mum was my only reader."
Nach nur einem Jahr geht das Blog durch die Decke. Nach zwei Jahren gibt es die Ella-App. Nach drei Jahren das erste Kochbuch - es verkauft sich rasend:
"It became the fastest selling cookbook in the UK ever."
Gekonnt bespielt Ella die Internet-Klaviatur, bedient alle gängigen Social-Media Kanäle. Besonders erfolgreich ist sie auf Instagram: Auf der Foto-Plattform wird appetitlich in Szene gesetztes Essen gerne geteilt. Mehr als eine Million Menschen haben ihren Account abonniert.
"Tomorrow!"(lacht)
Die Marke "Deliciously Ella” explodiert. Die Kochbücher sind zwar das zentrale Element des Ella Imperiums. Aber eben nur noch eines von vielen. Mittlerweile betreibt Ella drei Delis in London, vertreibt Energy-Balls im ganzen Königreich. Und ist zur britischen Super-Food-Ikone avanciert.
Supererfolgreich, und supernett. Und so nahbar! Wer durch ihre Kochbücher blättert, wähnt sich mitten in einer entspannten Feier unter Freunden. Gut, die Küche auf den perfekt inszenierten Bildern ist nicht ihre eigene ...
"It was too small to fit everyone in."

Märchenhafte Erfolgsstory mit Mann und Hund

Aber sonst, alles Ella, sogar ihr Mann und der Hund sind Teil der Story. Das perfekte Märchen eben.
Obwohl, nicht ganz. Back to reality, die Kiezbuchhandlung auf der Berliner Kastanienallee, eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn:
Soll das ein Witz sein? Am Vorabend war Ella bei Hugendubel am Stachus in München, 300 Gäste, volles Haus. Eine beleidigte Prinzessin macht Vorschläge - oder sind es Befehle? - wie man den Raum großzügiger gestalten könnte. Die Stimmung ist frostig. Eilig werden Stellwände entfernt, Bücherberge versetzt, das Podest, Mikros, Lampen umarrangiert. Dann kann es losgehen.
Ella lächelt herzlich. Supernett, supernahbar.
"Hi! How are you? Nice to meet you!" – "Hi! How are you? Nice to meet you!" – "Hi."
Am Ende der Lesung das Lob eines Gastes - nicht für das perfekte Image. Sondern dafür, dass Ella sich traut, auch andere Momente zu zeigen. Die, in denen es mal nicht so rund läuft.
"I follow you on instagram and I just wanted to say, thank you for your honesty with your followers."
Eben doch keine Figur aus dem Märchen. Sondern schlicht: ein Mensch. Noch besser.

Ella Mills (Woodward): Deliciously Ella mit Freunden
Auss dem Englischen übersetzt von Franka Reinhart und Cornelia Stoll
Berlin Verlag, Berlin 2017
288 Seiten, 22 Euro

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