Debüt im Deutschlandfunk Kultur

Virtuoser Klavierabend mit Zhora Sargsyan

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Der armenische Pianist Zhora Sargsyan gewann zahlreiche Preise. © Kohei Hirotsu
Moderation: Haino Rindler  · 15.04.2021
Wucht und Eleganz, Formgefühl und Klangsinn, Brillanz und Kantilene - dieser erst 26jährige Pianist beherrscht alle Register. Wir stellen Ihnen Zhora Sargsyan an diesem Abend vor, dabei setzt er auf Klassisches von Beethoven und Virtuoses von Chopin, Ravel und Liszt.
Zhora Sargsyan spielte sein Debüt im Deutschlandfunk Kultur im Joseph-Joachim-Konzertsaal der Universität der Künste Berlin:
Er wurde 1994 in Jerewan (Armenien) geboren. Er studierte zunächst an der Musikhochschule "Komitas" seiner Heimatstadt. Seit 2014 setzt er seine Ausbildung an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Klaus Hellwig fort.
Weitere künstlerische Impulse erhielt er in Meisterkursen bei Dmitri Baschkirow, Paul Lewis, Eldar Nebolsin, Roland Krüger und Severin von Eckardstein.

Wettbewerbserfolge von Jerewan bis Paris

Zhora Sargsyan ist Preisträger internationaler Wettbewerbe. Bereits im Jahr 2010, im Alter von 16 Jahren, erspielte er sich den 2. Preis und den Publikumspreis beim Aram-Khachaturyan-Wettbewerb in Armenien. 2014 wurde er mit dem Preis des Präsidenten Armeniens im Bereich der klassischen Musik ausgezeichnet. Im September 2018 gewann er den 2. Preis beim Anton-Rubinstein-Wettbewerb in Düsseldorf. Ein knappes Jahr später folgte der 1. Preis beim Hochschulwettbewerb "Artur Schnabel". Sein größter Wettbewerbserfolg war im November 2019 der 3. Preis des renommierten Long-Thibaud-Crespin-Wettbewerbs in Paris.

Konzerte in Salzburg und Genua

Zhora Sargsyan gastierte als Solist und Kammermusikpartner bereits in zahlreichen Ländern der Welt, u.a. in Südkorea, der Türkei und Kanada. Er ist gern gesehener Gast renommierter Musikfestivals wie Young Euro Classics, Salzburger Festspiele, Bachtage Potsdam oder "Amici di Paganini" in Genua und Hvide-Sande-Festival in Dänemark.
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Zhora Sargsyan nach seinem Debüt im Deutschlandfunk Kultur© privat
Als Solist spielte Zhora Sargsyan mit namhaften Orchestern wie dem Orchestre National de France, dem Armenian National Philharmonic Orchestra und dem Orchester der Armenischen Oper unter der Leitung von Dirigenten wie Jesko Sirvend, Armando Merino, Karen Durgaryan u.a. Mit dem Symphonieorchester der UdK Berlin und seinem Dirigenten Steven Sloane führte er das zweite Klavierkonzert von S. Rachmaninow auf. Seit 2016 ist Zhora Sargsyan Kammermusikpartner der Geigerin Natalia Prishepenko.
Zhora Sargsyan unterstützt das Projekt Kammerton, mit dem Kindern in Armenien und Georgien eine musikalische Ausbildung ermöglicht wird.
Debüt im Deutschlandfunk Kultur
Aufzeichnung vom 13. April 2021
Joseph-Joachim-Konzertsaal der Universität der Künste Berlin
Johannes Brahms
Acht Klavierstücke op. 76
Ludwig van Beethoven
Klaviersonate Nr. 7 D-Dur, op. 10/3
ca. 20:55 Konzertpause
Elisabeth Hahn im Gespräch mit Zhora Sargsyan
Frédérik Chopin
Ballade Nr. 4 f-Moll, op. 52
Komitas
"Garuna" ("Der Frühling")
Maurice Ravel
"Jeux d’eau" für Klavier
Franz Liszt
Mephisto-Walzer Nr. 1 A-Dur

Zhora Sargsyan, Klavier

Meisterhafte Miniaturen

Die Acht Klavierstücke op. 76 von Johannes Brahms sind eine Sammlung von Capricci und Intermezzi, die 1879 veröffentlicht wurde, eigentlich eine lose Folge, die beim bloßen Hören kaum Zusammenhänge erkennen lässt. Brahms meinte seinem Freund Max Kalbeck gegenüber, er wolle mit diesen Stücken nicht "auffallen und glänzen, sondern mitteilen und erwärmen".

Melancholische Versenkung

Über Beethovens siebter Klaviersonate D-Dur, op. 10/3 steht das Prinzip Hoffnung. Sie ist die letzte der Trilogie, die Beethoven seiner Gönnerin, Gräfin Anna Margarete von Browne, widmete, in deren Salon er regelmäßig verkehrte. Entstanden ist sie 1796-98. Diese Sonate sticht besonders durch ihren langsamen Satz heraus: Largo e mesto – breit und traurig. Beethoven soll dem fragenden Schindler geantwortet haben, dass "jedermann wohl fühle, dass er den Seelenzustand eines der Melancholie Verfallenen ausdrücke, mit seinen verschiedenen Abstufungen von Licht und Schatten".

Plaudern und singen

Die Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52 von Frédéric Chopin ist die letzte seiner vier Balladen, entstanden 1842. Sie unterscheidet sich von ihren Vorgängerinnen durch die lyrisch-nachdenkliche Haltung und durch besondere harmonische Vielfalt. Das Werk beginnt im Plauderton, entfaltet dann liedhafte, teilweise volkstümliche Elemente und steigert sich zu dramatischen Höhepunkten.

Frühling in Armenien

Der armenische Komponist Komitas (1869-1935) gilt als Begründer der klassischen Musik Armeniens. Er wuchs als Waise in einem religiösen Umfeld auf, studierte und promovierte 1899 in Berlin in Musikwissenschaft. Den Völkermord 1915 an seinem Volk erlebte er mit, wobei er selbst nur durch internationale Fürsprache mit dem Leben davonkam. Die letzten Jahre seines Leben verbrachte er in einer psychiatrischen Anstalt in Frankreich.
Vor diesen Ereignissen reiste er durch Armenien und erfand ein eigenes Tonsystem, mit dem er die Volksmusik transkribierte. Einiges davon arrangierte er für Klavier, das meiste für Chorgesang. Der Titel des armenisches Liedes "Garuna" bedeutet "Der Frühling".

Skulpturen im Wasser

Maurice Ravel komponierte das kurze Klavierstück "Jeux d'eau" im Jahr 1901. Für die Uraufführung 1902 stellte er ihm als Motto eine Zeile aus einem Sonett von Henri de Régnier voran: "Ein Flussgott, der lacht, weil ihn das Wasser kitzelt". Sie stammt aus dem Gedicht "Fête d’eau", Fest des Wassers, in dem Regnier den berühmten Latona-Brunnen im Schlosspark von Versailles beschrieben hatte, bei dem die Götter- und Tierskultpuren inmitten zahlreicher Wasserkaskaden stehen.
Ravel wollte aber auch seine eigenen pianistischen Neuerungen präsentieren. Vordergründung hört man die Bewegungen und das Rauschen des Wassers als klangsinnliche Oberfläche. Doch darunter überrascht Ravel mit seinen klaviertechnischen Finessen und der für ihn typischen mediantischen Harmonik.

Idylle und Dämonik

Ländliche Idylle und dämonische Entfesselung, beide Elemente treten im abschließenden Mephisto-Walzer von Franz Liszt in Erscheinung. Als Liszt nach seiner pianistischen Laufbahn die Leitung der Weimarer Hofoper übernahm, stieß er auf Goethe und dessen Faust, der ihn so sehr inspirierte, dass er neben seinen vier Mephisto-Walzern eine Faust-Symphonie und ein zweiteiliges Orchesterwerk mit dem Titel "Episoden aus Lenaus Faust" komponierte.
Interessanterweise orientierte er sich bei dem zuletzt genannten Werk nicht an Goethe, sondern hatte eine bestimmte Szene aus Nikolaus Lenaus Faust-Dichtung vor Augen: In einer Dorfschänke: die Gäste essen und trinken, tanzen und amüsieren sich. Da kommen Faust und Mephisto des Weges, springen durchs Fenster in das Gasthaus, Mephisto reißt eine Fiedel an sich und beginnt immer wilder zu spielen. Zum Schluss schnappt sich Faust Gretchen und verschwindet mit ihr in den Wald, um sie zu verführen.
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