Debatte um wahrewelle.tv

Bei der Aufmerksamkeit top, bei Aufklärung hop

Sceetshot: www.wahrewelle.tv
Sceetshot: www.wahrewelle.tv © www.wahrewelle.tv
Moderation: Gesa Ufer · 25.06.2018
Lange wurde spekuliert, wer hinter der Seite "Wahrewelle.tv" steckt. Nun outeten sich die Macher: Hier spricht die Bundeszentrale für Politische Bildung. Und sie sagten damit: Ihre rechten Floskeln seien Ironie. Der Publizist Alexander Waschkau findet dieses Vorgehen zumindest holprig.
Die Seite heißt wahrewelle.tv und wirbt damit, dass sie sich der Lügen und Verschwörungen im Netz und in den Medien annimmt. "Unzensiert und zwangsgebührenfrei" werde hier das "Kartenhaus der Lügen" zum Einsturz gebracht. Die Seite verwendet die Logik und die Vokabeln rechter Propaganda, lange aber war unklar, wer dahinter steckt. Erst am Montag offenbarten sich auf die Urheber der Seite: die Bundeszentrale für Politische Bildung. Und die Behörde macht klar, dass sie damit nicht etwa Verschwörungstheorien neues Futter liefern sondern damit aufräumen will.

Zweifel am möglichen Erfolg dieses Herangehens

Für den Netz-Publizisten und Psychologen Alexander Waschkau ist das Angebot zunächst einmal ein "guter" Versuch, auf das Thema "Verschwörungstheorien" zu reagieren, doch im Interview im Deutschlandfunk Kultur gibt er auch zu bedenken: "Mir stellt sich die Frage, ob das dann wirklich der richtige Weg ist." Satire helfe wenig, wenn es darum gehe, mit Verschwörungstheorien umzugehen.
Waschkau gibt zu beenken, dass die Menschen, die Verschwörungstheorien folgten, einen gewissen Leidensdruck haben, denn sie sähen sich also benachteiligt. Daher könnten sie mit einem solchen Angebot auch nicht erreicht werden. Bedient dagegen würden hiermit nur Menschen, die die Theorien - etwa von Verschwörung und einem weltweit abgekarteten Machtspiel - ohnehin ablehnten. Wichtiger aber wäre zu klären: "Wie gefährlich sind eigentlich Verschwörungtheorien in unserer Gesellschaft auch für das politische Bild in Deutschland." Für diese Art der Aufklärung allerdings könne diese Seite kaum etwas liefern, so Waschkau. Lediglich Aufmerksamkeit für dieses Thema sei mit der Seite sicher, Aufklärung dagegen fraglich.

Keine Hilfe bei der Aufklärung

Notwendig wäre jedoch, bereits Schülern die Pflege von Quellenkritik beizubringen, erklärt Waschkau. "Es ist inzwischen sehr aufwändig geworden, zwischen Wahrheit und Betrug zu unterscheiden. Man macht heute leider den Fehler: Wenn Google mir 20 Millionen Treffer anzeigt, dann muss das ja stimmen, was da steht, weil eben Quantität mit Wahrheit verwechselt wird und das muss aufgeklärt werden." Darum dürfe es bei wahrewelle.tv nicht bei lustigen Videos bleiben, denn insbesondere bei Menschen, die eben in ihrer Empfänglichkeit "an der Kante stehen" - also in den Theorien und Darstellungen über die von ihnen entdeckten versteckten Allianzen durchaus eine Wahrheit ausmachen, die werden auf dieser Seite nun verhöht und damit eher abgewiesen und seien darum auch mit dieser Form der Ironie verloren, so Waschkau.
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