Debatte um Banksy bei Sotheby's

Geschredderte Glaubwürdigkeit?

07:31 Minuten
Kurz nach seiner Versteigerung  hat sich das Werk «Girl with Balloon» von Banksy selbst geschreddert.
Kurz nach seiner Versteigerung hat sich das Werk «Girl with Balloon» von Banksy selbst geschreddert. © Banksy / Press Association Images / dpa
Martin Gegenheimer im Gespräch mit Gesa Ufer  · 08.10.2018
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Das hat die Kunstwelt noch nicht gesehen: Da wird ein Werk von Banksy für mehr als eine Million Euro versteigert - und dann zerstört sich das Bild von selbst. Künstler-Coup oder Kommerz? In jedem Fall eine spektakuläre Aktion, meint Graffiti-Experte Martin Gegenheimer.
Die Kunstwelt traute ihren Augen nicht. Ein großes Raunen und Stauen ging am Freitag durch's Londoner Auktionshaus Sotheby's, nachdem Banksy-Bild "Girl with Balloon" für rund 1,2 Millionen Euro an einen anonymen Käufer versteigert war. Als der Hammer fiel, wurde das Werk plötzlich wie ferngesteuert nach unten durch den Rahmen gezogen und kam in dekorative Streifen geschreddert unten wieder raus. "Wie genial", jubeln Banksy-Fans: "Hat er der Kunstwelt mal richtig eins ausgewischt!" "Alles abgekartet und unglaubwürdig! Banksy ist einfach ein grottenschlechter Künstler", sagen andere.

Kritik an Streetart-Hype

"Am Ende des Tages muss man sagen, dass es so oder so eine spektakuläre Aktion wieder 'mal war von Banksy. Und man weiß nicht, woran man ist", meint Martin Gegenheimer, Graffiti-Experte beim Berliner Archiv der Jugendkulturen. Er selbst tue sich schwer damit, Banksy zu kritisieren, da er immer noch ein sehr kreativer und sehr politischer Künstler sei "und zwar mehr als viele andere". Dass der Streetart-Hype vor allem mit dem Namen Banksy verbunden werde, sei nicht dessen Schuld "und mehr als so eine Aktion zu machen, um darauf aufmerksam zu machen, dass etwas schief läuft, kann man nicht."

Hohe Kredibilität in der Szene

In Berlin habe in den 2000er Jahren eine Entwicklung eingesetzt, "wo auf einmal alle Leute, die Graffiti vorher Scheiße fanden, Streetart voll super fanden". In der Folge hätten viele Künstler Streetart für den Kunstmarkt produziert, die man vorher nie auf der Straße gesehen habe. "Die Besonderheit an Banksy ist ja, dass er - obwohl er diesen Hype hat und so unglaublich bekannt ist - er immer noch nachts rausgeht und illegale Werke irgendwo anbringt." Leute wie er hätten deshalb in der Szene weiter "sehr viel Kredibilität".
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