DDR-Jugendkultur

Tanz in die Freiheit

Jan Martin Sacharf, Filmregisseur
Jan Martin Scharf, Filmregisseur © dpa / picture alliance / Horst Galuschka
Von Anke Leweke · 15.04.2015
Der in Westdeutschland geborene Regisseur Jan-Martin Scharf zeigt in "Dessau Dancers", wie das Breakdance-Fieber in den 1980er-Jahren auch die DDR ergriff. Ein Film voll überbordender Energie und jugendlichem Elan.
Ostdeutsche Jugendkultur - das ist ein Thema, das bisher noch viel zu wenig auf der Leinwand erkundet wurde. Umso schöner, dass sich gerade zwei Filme mit den Wünschen und Sehnsüchten jüngerer Menschen in der DDR beschäftigen. In "Als wir träumten" schaut sich Andreas Dresen im Leipzig der Nachwende-Zeit um, folgt einer Clique, die einen Techno-Club eröffnen möchte. Der in Westdeutschland geborene Regisseur Jan-Martin Scharf zeigt in "Dessau Dancers" wiederum, wie das Breakdance -Fieber in den 80er-Jahren auch die DDR ergriff.
DDR wirkt etwas zu dekorativ und kulissenhaft
Und wenn im Kino getanzt wird, dann wird oft gegen die Norm, gegen die Repression agiert, verwandelt sich der Tanz in persönlichen Ausdruck: Frank und seine Clique machen mit ihren Darbietungen die Straße, den öffentlichen Raum zu ihrem Raum. Da man mit Verboten nicht weiterkommt, versucht die DDR Führung, die neue Tanzszene wenigstens zu kontrollieren. Aus "Breakdancing" wird "Akrobatischer Schautanz", doch lässt sich die Bewegung, lässt sich das damit verbundene Lebensgefühl wirklich staatlich lenken?
Vielleicht wirkt die DDR in diesem Film etwas zu dekorativ und kulissenhaft, vielleicht wird die staatliche Repression zu lehrbuchhaft gezeigt, doch lässt die überbordende Energie der jugendlichen Helden über so manche allzu stereotype Darstellung hinwegsehen. Man schaut den Youngsters einfach gerne dabei zu, wie sie sich mit ihren Bewegungen auch ein Stück Individualität erobern.

"Dessau Dancers" von Jan-Martin Scharf
Mit: Gordon Kämmerer, Sonja Gerhardt, Oliver Konietzny, Sebastian Jäger
Deutschland 2015, 90 Minuten

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