Das Violinkonzert von Carl Nielsen

Ritterliches Virtuosenwerk

Der dänische Komponist Carl Nielsen (1865-1931)
Sein Violinkonzert ist noch zu entdecken: Der dänische Komponist Carl Nielsen (1865-1931) © picture alliance / dpa / Polfoto
Gast: Harald Eggebrecht, Musikpublizist; Moderation: Ruth Jarre · 26.05.2019
Die Finnen haben Jean Sibelius – die Dänen Carl Nielsen, den man durchaus als den dänischen Nationalkomponisten bezeichnen kann. Seine Sinfonien setzen sich im Repertoire mehr und mehr durch, sein Violinkonzert wartet dagegen noch auf den Durchbruch.
Dieses Werk, Opus 33, ist das einzige Violinkonzert von Carl Nielsen (1865-1931), der sehr lange Anlauf nahm, um es überhaupt zu schreiben. Im norwegischen Haus von Edvard Grieg, wo er auf Einladung von Griegs Witwe eine kreative Zeit verbrachte, ist es entstanden. Die Ansprüche, die der Komponist an sich selbst stellte, waren hoch.

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Gegenwelten

"Ich selber arbeite an meinem Konzert, zwar langsam, aber sicher; die Aufgabe ist eigentlich recht schwierig und deshalb befriedigend. Tatsache ist, dass es aus guter Musik bestehen und dennoch die Zurschaustellung des Soloinstruments im besten Licht berücksichtigen muss, das heißt: inhaltsreich, populär und brillant, ohne oberflächlich zu sein. Das sind Widersprüche, die in einer höheren Einheit münden und aufgehen können und müssen", so Carl Nielsen. Für unseren Studiogast Harald Eggebrecht lebt das Konzert von dem Gegensatz zwischen Naturbetrachtung und Reflexion, von Innen- und Außenwelt.

Hilfe aus Ungarn

1912 erlebte das Violinkonzert seine erfolgreiche Uraufführung in Kopenhagen mit dem Komponisten am Pult, Solist war der dänische Geiger Peder Møller. Bis 1918 machte er es im skandinavischen Raum bekannt – leider gibt es davon keine Aufnahmen. In der Folge war es der ungarische Wahldäne und spätere Schwiegersohn Carl Nielsens, Emil Telmányi, der den Ruhm des Werks weitertrug. Telmányi ist auch der Interpret der ersten Einspielung aus dem Jahr 1947.

Eine Lücke von 40 Jahren

Sieben weitere Aufnahmen sind Thema in den "Interpretationen", unter anderem mit Yehudi Menuhin (1952), Nikolaj Szeps-Znaider, Baiba Skride und Henning Kraggerud. Auffällig: die große Lücke zwischen den 1950er und 1990er Jahren. Insgesamt ist das Werk längst nicht so bekannt, wie es sein müsste. Warum das so ist, was das Werk auszeichnet und wer es wie spielt, das versuchen Ruth Jarre und Harald Eggebrecht zu ergründen.
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