Das "Team Hope"

Fußball für Fairness und Integration

Das "Team Hope" - ein Fußballteam aus Köln mit Spielern aus aller Welt.
Das "Team Hope" - ein Fußballteam aus Köln mit Spielern aus aller Welt. © Rheinflanke
Von Elin Hinrichsen · 04.07.2018
Um Fairness, um Integration und um ein gutes soziales Miteinander geht es im "Team Hope", einem Fußballteam aus Köln, in dem Spieler aus aller Welt kicken.
"Jungs, eine Runde Trainer gegen Spieler!" – Endlich eine Herausforderung! Während sich der Cheftrainer auf der Bank noch etwas ziert, stecken die "Großen" schon längst die Köpfe zusammen.
Bislang war das Training heute etwas öde. Nieselregen, böiger Wind. Jetzt aber sind Alvalid, Kededa, Matteo, Ehzan und Jalal, die Stammspieler des "Team Hope", voll in ihrem Element.

"Fußball verbindet halt einfach"

"Wir haben immer verloren gegen die Trainermannschaft, aber heute nicht." – Kededa klatscht ab. Dann geht es los. Die Trainer haben ganz schön zu tun gegen ihre Schützlinge. Dan, Guillaume und Judith sind bei der "Rheinflanke" angestellt, einem Jugendhilfeträger, der seit 2015 auch Flüchtlinge betreut.

"Fußball verbindet halt einfach. Meistens kommen die Jungs von Haus eins noch, die sprechen eigentlich gar kein Deutsch, aber Fußball versteht einfach jeder und es macht Mega-Bock."
Haus eins, eine Flüchtlingsunterkunft mitten in Köln. Gerade jetzt zieht sich ein noch dazukommender Afrikaner das Trikot der Trainermannschaft über und rennt mit. Auf der Gegenseite Kededa, der wieselflinke Iraker mit den roten Schuhen. Er bleibt dem Ball auf den Fersen wie ein Terrier an der Beute. "Zwei zu Null. Ja!"- "Erster Sieg."
Und weiter geht es. Kededa trainiert seit fünf Monaten im "Team Hope", dem Flüchtlingsteam der Rheinflanke.
"Das ist nicht nur ein Fußballverein, viele Freunde kannst du hier finden. Und für die Flüchtlinge ist es eine Unterstützung. Ich hab schon abgegeben meine Unterlagen, sodass ich einen Spielpass bekomme. Dann kann ich nächste Saison weiterspielen."

Kooperation mit einem Kölner Traditionsverein

Der Spielpass, wichtig für ihn und die anderen. Nur wer einen hat, darf bei den offiziellen Punktspielen kicken. Ihr Club ist die "Arminia 09", ein Kölner Traditionsverein und seit Kurzem Kooperationspartner der Rheinflanke.
"Wir haben uns da richtig breitgemacht. Weil sie keine A-Jugend, keine B-Jugend hatten, war das für die natürlich super, haben wir den Verein ein Stück weit am Leben erhalten."
Helmut Diedrich steht am Spielfeldrand. Trainingshose, grauer Bart und einen dicker Stapel Unterlagen unter dem Arm. Der Koordinator des Teams. Er fährt seit 2015 und auch heute noch regelmäßig alle Flüchtlingsunterkünfte an und bringt dort mit klappbaren Fußballtoren und ein paar Bällen ein bisschen Normalität zu den Kindern und Jugendlichen. Wer möchte und sich eignet, darf dann auch zum Training auf den Platz kommen.
"Der war nicht drin" – "Was ist los mit Euch, Trainerteam? Pech für Euch!" – Kededa strahlt. Schon wieder ein Tor für ihn und seine Jungs. Auch wenn Matteo, der Überflieger aus der B-Jugend, mittlerweile etwas unmotiviert zu sein scheint.

"Ich schicke keinen weg"

"Matteo bitte!" – Müde ist er, "von gestern, vom letzten Spiel". Gestern noch Come-Together-Cup im FC-Stadion mit allen Kölner Fußballmannschaften, morgen Punktspiel und heute Abend noch irgendeine Nachtspiel-Aktion. Matteo ist auch einer der Vorbildlichen. Das "Team Hope" ging 2016 mit einer A-Jugend an den Start, jetzt formiert sich die B-Jugend und eine Mädchenmannschaft ist auch gerade im Aufbau.
"Ich schicke keinen weg. Da bin ich auch sehr dickfellig, da muss mir schon einer sehr massiv mit irgendwas kommen, dass ich davon ablasse."
Die Arminia hat neue Spieler, die Flüchtlingskinder ein sportliches Zuhause und die Rheinflanke sucht immer mehr Pädagogen und Sozialarbeiter. Jobcoaching, Sprachunterricht, Begleitung zu Ämtern und Behörden und ganz neu sogar Religions- und Demokratie-Unterricht. Die Rheinflanke betreut die Flüchtlinge auch außerhalb des Fußballplatzes.

Und da ist sie, die Hoffnung

"Wollen wir mal ein Tor schießen, Judith? Und Attacke, Jungs." – Die Trainer geben nochmal Gas. Dass auf dem Platz eine Frau mitspielt – und das richtig gut, ist für die Jungs aus Afghanistan, Albanien, dem Irak und Syrien längst völlig normal. Dass die Trainer allerdings dieses Spiel verlieren, das ist neu.
"Glückwunsch! Das ist einmalig." Kededa strahlt. Er will nach der Schule eine Lehre machen: Bürokaufmann. Alvalid will Arzt, Jalal Mechatroniker werden, und Matteo, der Kapitän der neuen B-Jugend, hat womöglich neben der Schule bald noch was anderes vor, sagt sein Kumpel Ehsan.
"Der ist wie Messi und Ronaldo, der ist richtig gut. Der wird etwas, ich kenne Matteo. Hundertprozentig, er kriegt vom FC Anfragen. Echt."
Eine Anfrage vom FC Köln. Da ist sie, die Hoffnung im "Team Hope": Die Hoffnung auf das Ankommen, auf das Durchstarten, auf ein gutes, neues Leben im neuen Land, in Deutschland.
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