Das Schumann-Haus in Leipzig

Lebendige Eindrücke von einer Künstler-Ehe

Das ehemalige Wohnhaus des Komponisten Robert Schumann (1810-1856) in Leipzig. Der Musiker lebte 16 Jahre in der Stadt.
Das Schumann Haus in Leipzig. Hier bekommen schon Grundschulkinder einen lebendigen Eindruck vom Leben und vom Werk des Komponisten. © picutre alliance/dpa/Peter Endig
von Philipp Quiring · 12.08.2015
Robert Schumann verbrachte mit seiner ebenfalls komponierenden Ehefrau Clara einige seiner kreativsten und glücklichsten Jahre in Leipzig. Das dortige Schumann-Haus bildet diese Zeit ab und möchte sie besonders Schulkindern nahe bringen.
Aus dem Ehetagebuch von Clara Schumann, 20. Bis 27. September 1840, S. 18:
"Mir ist’s, als liebe ich Dich mit jeder Minute mehr, und ich kann wohl sagen, ich lebe nur in Dir. Es ist mein höchstes Glück, wenn Du immer zufrieden bei mir bist (…)"
Gregor Novak: "Das Museum lebt, wir haben hier eine besondere Doppelnutzung."
(Kinder toben und rennen)
Grundschule und Museum oder Museum und Grundschule: Was früher das Wohnhaus von Robert und Clara Schumann war, ist heute ein mindestens so lebendiger Ort wie damals.

Gregor Novak ist der Geschäftsführer des Schumann-Hauses und des Schumann-Vereins. Wenn Novak Besucher durch das "Museum“, durch die Clara Schumann Grundschule führt, muss er sich nicht selten den Weg durch Kinderschlangen, durch Schulranzen und Butterbrote bahnen.

"Und jetzt gerade im Saal findet auch Musikunterricht statt, Klavierunterricht, und das ist eben das Besondere hier an diesem Raum, an diesem Haus."

Eng arbeitet Gregor Novak für das Schumann-Haus mit Musikpädagogen zusammen. Ebenso mit Tanz- und Theaterpädagogen sowie mit einer Museumspädagogin, kann den Schülerinnen und Schülern viel Musik-, Tanz- und Theaterunterricht angeboten werden – mit zum Teil ungewöhnlichen Unterrichtsfächern.

"Im Haus selber gibt es ein Unterrichtsfach, das heißt Musen-Kunde. Das behandelt ganz speziell Robert und Clara Schumann, aber auch die Zeit im Kontext, die gesamte Musikentwicklung auch. Das ist glaube ich einmalig in der Schulwirtschaft, dass es für Grundschüler so ein Fach gibt. Aber auch die Schumann Projekttage finden hier statt. Wir arbeiten gerade mit der Schule zusammen einen Audioguide von Kindern für Kinder zu entwerfen. Was können sie anderen Kindern quasi über Robert und Clara Schumann mitteilen. Das ist jetzt unser neustes Projekt."

Aus dem Ehetagebuch von Robert Schumann, 28. Juni 1842, S. 133:
"Unsere Kleine macht uns unbeschreibliche Freude; sie wächst täglich und zeigt einen gutmüthigen Charakter bei großer Lebhaftigkeit. Der erste Zahn steht nun auch da. Clara’s Glück darüber und über das ganze Kind ist mir auch eines."

Rund vier Jahre verbrachte Robert Schumann mit seiner Frau Clara in dem Haus in der Inselstraße – von 1840 bis 1844 – gleichsam der Beginn einer fruchtbaren Ehe. Acht Kinder zeugten Robert und Clara, zwei von ihnen – Marie und Elise – kamen hier zur Welt.

Musik: "Die Myrten"

Den Liederzyklus „Die Myrten“ komponierte Robert Schumann in seinem Liederjahr 1840 – ein Hochzeitsgeschenk für seine Frau.
Leipzig – "Hotspot" der Romantik
Leipzig wird mit Wien und Paris zur europäischen Kulturhauptstadt der Romantik und entwickelt aus der Kultur des Bürgertums heraus eine aufstrebende Kulturwirtschaft. Wichtige Impulse für das Verlagswesen gehen von hier aus in die Welt: Schumann betreibt seine musikjournalistische Pionierarbeit als Herausgeber der Neuen Zeitschrift für Musik von Leipzig aus weiter, mit der Industrialisierung des Notendrucks werden die genialen Werke von Mendelssohn, Grieg und eben Schumann verbreitet. Es herrscht ein reger Austausch zwischen Interpreten, Verlegern und Korrespondenten.

Salonmusik wie zur Schumann-Zeit: Rund 35 bis 40 Konzerte finden jedes Jahr im Schumann-Haus statt. Ein Höhepunkt ist immer die Schumann-Festwoche um den 12. September – um den Hochzeitstag von Clara und Robert –, der sich 2015 zum 175. Mal jährt.
Aus dem Ehetagebuch von Robert Schumann, 28. Juni 1842, S. 133:
"Das Wetter ist merkwürdig wegen seiner anhaltenden Schönheit und Wärme seit 10 Wochen. Ich bin aus meinem Schwitzloch ausgezogen, und befinde mich glücklich in dem Stübchen vorheraus, das mir meine Klara auf das Gemütlichste hergerichtet hat."
Die deutsche Pianistin Clara Schumann mit ihrem Mann Robert in einer zeitgenössischen Darstellung mit ihrem Mann.
Ein symbiotisches Künstlerehepaar: Robert Schumann mit seiner Frau Clara, geborene Wieck, in einer zeitgenössischen Darstellung. © dpa / picture alliance / Ullstein
Gregor Novak:
"Hier in diesem Raum wird auch das sogenannte Ehetagebuch thematisiert. Das ist glaube ich DAS Werk für dieses Haus schlechthin. Man muss sich das vorstellen, heutzutage macht man das ja nicht mehr, aber Robert Schumann hat gemeinsam mit seiner Frau alle, die gesamte Zeit dieser vier Jahre, die er hier verbracht hat, chronologisch wöchentlich geschrieben. Es ist ein untrügliches Zeitzeugnis daraus entstanden."

Ebenso wie Kammermusikwerke, die von Mendelssohn im Gewandhaus uraufgeführte Frühlingssinfonie oder die später noch überarbeitete und als 4. nummerierte Sinfonie in d-Moll.

Musik: 4. Sinfonie d-Moll
Aus dem Ehetagebuch von Clara Schumann, 31. Mai 1841; S. 81:
"Die Feiertage sind herrlich! Roberts Geist ist gegenwärtig in gröster Täthigkeit; er hat gestern eine Symphonie wieder begonnen (…) Noch hörte ich nichts davon, doch sehe ich aus Roberts Treiben, und höre manchmal das D moll wild aus der Ferne her tönen, daß ich schon im Voraus weiß, es ist dies wieder ein Werk aus tiefster Seele geschaffen."
Berühmte Kollegen wie Liszt, Wagner, Berlioz, Bennet und Xaver Mozart waren bei den Schumanns zu Gast. Sie erlebten das Ehepaar in ihren vielleicht glücklichsten Jahren. Nachdem Schumann als neuer Kapellmeister am Leipziger Gewandhaus nicht berücksichtigt wurde, zeigte er sich tief gekränkt und zog mit seiner Clara zuerst nach Dresden und später nach Düsseldorf.
Feier zum Ehejubiläum
Gregor Novak plant für das Familienhochzeitsfest zum 175. Ehejubiläum mit Live-Musik, Kutsche, historischen Tänzen und Kindern, die als Robert und Clara verkleidet sind, lieber mit den schönen Dingen des Lebens – und darüber hinaus eine besondere Hommage für die Braut.

"Wir haben wirklich in den nächsten Jahren vor dieses Museum nicht nur umzugestalten. Es geht ja auch um inhaltliche Geschlossenheit, um ein Clara-Zimmer, quasi das erste Clara Schumann Museum in Deutschland, natürlich immer im Kontext zu Robert und Clara Schumann und da eben eine Brücke zu schlagen wieder zur Tradition dieses Hauses."

In der "Tonart am Vormittag" besuchen wir in dieser Woche immer um 11:10 Uhr Musikermuseen in Deutschland. Jedes Museum erinnert an einen Komponisten oder Musiker. Hier ein Überblick über die Beiträge:
Montag: Das Brahms-Haus in Heide
Dienstag: Das Ramones-Museum in Berlin
Mittwoch: Das Schumann-Haus in Leipzig
Donnerstag: Das Liszt-Haus in Weimar
Freitag: Das Carl Orff-Museum in Dießen

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