Das Rotlichtmilieu als Spiegel Deutschlands

Clemens Meyer im Gespräch auf dem Blauen Sofa · 09.10.2013
Sein Roman "Im Stein" spielt im Rotlichtmilieu. Allerdings, betont der Schriftsteller Clemens Meyer, habe er keine Milieu-Kritik schreiben wollen, sondern ein Gesellschaftsepos. Was in Deutschland in den letzten 20 Jahren passiert sei, das spiegele sein Roman eben im Rotlichtmilieu wieder.
Clemens Meyer verteidigt das Thema, das Setting, in dem sein Roman "Im Stein" spielt: "Alles was es gibt, über das kann die Literatur schreiben", sagt der Schriftsteller. Ihm sei wichtig gewesen, einen Roman "über das so genannte Rotlichtmilieu zu schreiben." Das sei ein Ort wie jeder andere.

Er habe schnell gewusst, wenn es ihm gelinge, diese Figuren, ihre Geschichten so zu erzählen, in einen literarischen Zusammenhang zu bringen, dann könne er machen, als eine reine Milieu-Kritik vermag, dann könne er die großen Fragen behandeln, ohne das Milieu zu verlassen. "Das ist ein Roman, der sich über das Milieu hebt", erklärt Meyer, indem er den großen Fragen nachgespürt habe: Was ist in Deutschland sei 1989 passiert? Das Rotlichtmilieu sei der Spiegel dieses Deutschland.

Natürlich habe er im Rotlichtmilieu recherchiert, mit Huren gesprochen, sich umgehört. Aber mit Rotlichtbetreibern habe er bis vor Kurzem nichts zu tun gehabt. Das Entscheidende sei doch aber, dass er eben keinen Milieuroman schreiben wollte - und das deshalb auch wieder verlassen musste. "Ich wollte doch den Roman einer Stadt schreiben, einen Manhattan-Transfer, einen Alexanderplatz." Er habe diese ganzen Stimmen zu einem Chorus unserer Zeit komponieren wollen. Wie er das getan habe, das verrate er nun auch nicht alles.

Das vollständige Gespräch mit Clemens Meyer können Sie als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

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