Das Opernschiff

Von Ullrich Bohn · 26.04.2005
Elke Heidenreich hat für die Kölner Kinderoper ein Libretto geschrieben, das jetzt uraufgeführt wurde. Ihre Kinderoper "Das Opernschiff oder Am Südpol, denkt man, ist es heiß" bietet den Kleinen viele lustige Szenen und den Großen versteckte Anspielungen und Parodien auf Verdis "La Traviata".
Viele Wege führen bekanntlich nach Rom, auch wenn man heute Kinder und Jugendliche für die klassische Musik bzw. für die Oper gewinnen will. Versuchen immer mehr Opernhäuser, Orchester und Künstler, etwa Sir Simon Rattle, durch die direkte Beteiligung der Kinder Begeisterung zu wecken, so geht die Kölner Oper bei ihrem Engagement für die Kleinen seit nunmehr gut zehn Jahren den eher umgekehrten Weg, wie Christian Schuller, verantwortlich für die Kinderoper, verdeutlicht:

" Wir haben im großen Opernhaus ein kleines Opernhaus eingebaut und nach langen Überlegungen haben wir entschieden, wir spielen Oper per se, also nicht mit Kindern, wir spielen für Kinder. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir hier in der Kölner Kinderoper das tun was wir für die Erwachsenen 15 Meter weiter im großen Haus auch tun: Das Genre Oper vorzustellen."

Die nunmehr 18. Premiere der Kölner Kinderoper ist sogar das Ergebnis eines Kompositionswettbewerb, bei dem zwei Libretti, eines von Doris Dörrie und eines von Elke Heidenreich, zur Verfügung standen, sich 37 Komponistinnen und Komponisten aus 13 Ländern beteiligten, und schließlich Elke Heidenreichs kleine Hommage an die Oper mit dem Titel: "Das Opernschiff oder Am Südpol denkt man, ist es heiß" zum Zuge kam:

Elke Heidenreich: " Ich bin schon lange bei der Kinderoper engagiert, und mir ist immer aufgefallen, dass die Kinder ja stets mit ihren Eltern kommen. Und deshalb habe ich für die Kinder die eher lustige Geschichte von den Pinguinen am Südpol geschrieben und für die Erwachsenen, damit sie sich nicht langweilen, eine zweite Ebene mit einer Parodie auf Verdis "La Traviata" eingezogen."

Mit lebevoll-spaßigen Reimen nach dem Motto: "Ja, liebe Lotti, das ist wahr – die Oper, die ist wunderbar. – Da gehst du dann mit mir schön hin, - weil ich dein Patenonkel bin." – mit solchen Reimen nimmt Elke Heidenreich die Kinder und auch die vielen Erwachsenen im Premierenpublikum an die Hand und sich selbst zuweilen auf den Arm.

Die Musik zu dieser kleinen Oper hat, als Gewinner des Kompositionswettbewerb, der 1968 geborene, aus Berlin stammende Komponist Marius Felix Lange geschrieben. Und vertont denn die kleine Story auch recht geschickt mit durchaus pfiffigen Anleihen bei der Filmmusik, mit Songs im Stil der zwanziger Jahre und würzt dieses Klangpotpourri mit leicht avandgardistischen Farben:

" Meine Musik soll die Kinder direkt ansprechen, soll aber auch den Eltern Gelegenheit geben, vor allem wenn sie La Traviata schon kennen, den Anklängen an Verdis Original nachzuspüren."

Christian Schuller inszeniert die Fahrt des Kölner Opernschiffes zu den Pinguinen am Südpol mit leichter Hand, mit farbenfrohen und auch sehr realistischen Bühnenbildern und Kostümen, und bezieht, da die Pinguine sich hüpfend und vor Kälte bibbernd ständig durch den Raum bewegen, Groß und Klein direkt mit ein:

" Das ist Oper zum Anfassen, der Darsteller ist noch näher als sonst am Zuschauer dran. Es gibt die Barriere des Orchestergrabens nicht und deshalb muss man da schon alles Mögliche mit einbeziehen."


Nach harschen Protesten der Kinder ist natürlich klar, dass Verdis "Traviata" hier nicht tragisch enden darf, es vielmehr ein Happy End gibt, Vater Germont ein Einsehen hat, und Violetta und Alfred schließlich doch noch heiraten können: