Das neue Deutschland im Dorf

Von Michael Frantzen · 26.11.2009
Deutschneudorf - der Ort heißt so, die Ortsteile stehen da nicht nach: Deutscheinsiedel etwa, Deutschkatharinenburg oder Brüderwiese. Die offizielle Website des Ortes teilt dem Unkundigen mit, der Flecken sei "ein ruhiges, aber dennoch beschauliches Dörfchen".
Diese Auskunft verwundert auch deshalb, weil alle Jahre wieder der Bürgermeister die Trommel rührt und zur Suche nach dem legendären Bernsteinzimmer ruft. Das soll sich nämlich dort irgendwo verbergen. Aber sonst so? Wenn nicht gerade Schatzsuche angesagt ist, wie schaut es in dem Dorf mit dem verheißenden Namen aus? Der "Länderreport" macht einen Abstecher.

Gesang: "Deitsch un frei woll mer sei, / on do bleibn mer aah derbei, / weil mer Arzgebirger sei."

Recknagel: "Bevor wir anfangen: Sagen se mal, was sie eigentlich wollen?"

Was in Erfahrung bringen wollen wir - über "Deutschneudorf." Das "deutsche" Dorf.

Gesang: "Mog aah der Stormwind sausen / huch drubn of freier Höhe"

Haustein: "Deutschneudorf ist so’n schönes Grenzdörfchen."

Im Erzgebirge.

Beckert: "Am Ende der Welt, hätt isch beinah gesagt. An der tschechischen Grenze."

Postleitzahl 09548. Idyllisch ist es hier. Kann so schön sein - Deutschland.

Beckert: "Grün ist der Tann, weiß ist der Schnee, Deutsch ist ma Heim, drüben auf der Höh."

Kupfer und Silbererz haben sie früher abgebaut. Das macht sich heute noch bemerkbar.

Beckert: "Der Gruß des Bergmanns. Wir begrüßen uns hier mit dem alten deutschen Bergmannsgruß: Glück auf!"
Besucher: "Glück auf!"
Beckert: "Glück auf hier am Fortuna-Stollen in Deutschneudorf, in Deutschkatharinenberg ..."

Zwei, drei Mal am Tag führt Klaus Beckert – ein knorriger Mann mit wachen Augen - Schaulustige in seinem "Besucherbergwerk Fortuna Stollen" hinab in die Tiefe. 60 Meter runter, durch schmale Gänge, in denen die Feuchtigkeit an einem kleben bleibt wie Kaugummi. Kann ganz schön ungemütlich werden – in Deutschland.

"Das Leben", meint Beckert, "war immer schon hart hier." In Deutschneudorf. Genau wie in Deutschkatharinenberg. Und Deutscheinsiedel. Alles ziemlich deutsch hier.

Recknagel: "Diese Dörfer, die das Deutsch voran haben, also: Deutschneudorf, Deutscheinsiedel, Deutschkatharinenberg ... da ist auf der böhmischen Seite ein Ort gleichen Namens."

Weiß die Frau Pfarrerin zu berichten.

Recknagel: "Das ist der ältere Ort. Und in der Zeit der Gegenreformation, also nen Stück weiter zurück in der Geschichte, wurde das Böhmische wieder katholisch. Und die Evangelischen mussten entweder konvertieren oder das Land verlassen."

Mehr als drei Jahrhunderte ist das jetzt her. Am höchsten Punkt in Deutsch-Neudorf erbauten die religiösen Flüchtlinge ihr neues Gotteshaus. Später Barock. Liebevoll renoviert ist es. Und wenn dann noch der erste Schnee des Jahres das Dach in ein weißes Kostüm hüllt, scheint die Idylle perfekt zu sein.

Doch das täuscht. Dorothea Recknagel hat nämlich ein Problem, mit dem sich halb Deutschland herumschlagen muss: Egal ob Gewerkschaften; die Kirchen, die "Volksparteien": Allen geht das Volk stiften. Ist in Deutschneudorf nicht anders. 620 Mitglieder hat die Kirchengemeinde. Auf dem Papier.

Recknagel: "Es gibt ja auch viele Gottesdienste, wo Familiengottesdienst ist. Oder Ostern. Oder der Posaunenchor oder Kirchenchor den Gottesdienst mit gestaltet. Und da ist der Besuch oftmals durchaus auch bei 20, 30 Prozent. Ich sag das absichtlich in Prozent. Weil wenn ich’s in Zahlen sage, jeder sagt: Äh! Kein Wunder, dass die Pfarrerin eingespart werden sollte. Wenn man das mal mit den Städten vergleicht: Dresden oder Berlin, wie viel Prozent dort kommen, sind wir mit unseren 10 bis 30 Prozent sehr gut."

Meint die Pfarrerin trotzig. Versucht ja auch alles, um die Neudorfer an die Kirche zu binden. Macht Hausbesuche, lädt ins Pfarrhaus ein, zeigt sich. Nah an den Leuten. So wie es im Großen ihr Ex-Boss in Berlin vorgemacht hat: Bischof Huber, der dauerpräsente und dauerbetroffene ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche. Doch gegen den demografischen Wandel kommen auch Huber und Recknagel nicht an. 1700 Einwohner wohnten Anfang der 80er in Deutschneudorf, heute sind es nur noch etwas mehr als 1100.
Gesang: "Heil eich ihr deitschen Brüder! / Grüß Gott viel tausend Mol! / Auf, auf singt deitsche Lieder, / des rauscht ve Barg un Tol. / Denns gilt ja unnrrer Heimat …"

Nickerl: "Mein Name ist Lothar Nickerl. Bin der erste Vorsitzende vom Erzgebirgszweigverein hier in Deutschneudorf."

"Und in Personalunion Mitglied des "Schweinitztal Duos" - der bekanntesten Band von Deutschneudorf."
Gesang: "Deitsch un frei woll mer sei, / on do bleibn mer aah derbei, / weil mer Arzgebirger sei."

"Deitsch und frei" - Deutsch und frei – das ist die inoffizielle Hymne des Erzgebirges.
"Deitsch und frei" – so fühlen sich viele in Deutschneudorf. Schon von Alters her. Lothar Nickerl zum Beispiel. Warum das so ist? Das kann der gedrungene Mann nicht so genau sagen.

Sicher: Die wahre Flut von Geschichten über Hermann den Cherusker, den Gralsheiligen der Germanen, dieses Jahr in den Medien, ist auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen. Einer ganz nach dem Geschmack des erzgebirgischen Bardens: Selbstlos und bescheiden war er; ergo: Genau so wie der Deutschneudorfer an und für sich.

Nickerl: "Die sind bescheiden. Wie die Erzgebirgler schon immer sind. Was ja auch mit dem Winter zusammenhängt: Dadurch kommt ja auch die Gemütlichkeit untereinander zustande. Da geht man nun mal hutzen, wie man so im Erzgebirge sagt. Na, komm doch erst a mal rein! Feuer am Ofen! Ne Flasche Bier trinken. Das ist die Gemütlichkeit."

In Deutschneudorf. Die Pfarrerin weiß das auch zu schätzen.

Recknagel: "Das hat in erster Linie auch sehr große Vorteile, weil es den Menschen wirklich sehr hilft, hier beheimatet zu sein. Und die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse hier zu ertragen."

Opa Bilz: "Beschissen is der ganze Spektakel schon. Wirtschaftlich! Wir haben mal tausend Beschäftigte gehabt, jetzt ist alles abgebrochen. Gasthof zur Post. Drogerie Bär. Klempnerei und Installation Schlesinger."

In vierter Generation gibt es jetzt schon die Sattlerei und Polsterei von Gerhard Bilz. Mitte der Neunziger, als er 65 wurde und fand, er habe genug gearbeitet, hat er das Geschäft seinem Sohn übertragen. Beiden war damals schon klar: Um zu überleben, reichen die Aufträge aus Deutschneudorf und dem Erzgebirge nicht. Inzwischen bringt ihre Dependance in der Nähe von Berlin den Großteil ihres Umsatzes.

Die Globalisierung - bei den Bilz hat sie längst Einzug gehalten. Hätte sich der alte Bilz auch nicht träumen lassen. Doch immer noch besser, als den Betrieb ganz dicht zu machen. Wie den letzten Supermarkt im Ort.

Bilz: "Ist für ältere Leute natürlich immer schade – die Infrastruktur, die fehlt ja hier mehr oder weniger. Man kann auch niemanden her zwingen und sagen: Du musst jetzt hier nen Laden aufbauen, wenn hier niemand einkaufen geht."

Nicht gerade üppig – die Kaufkraft in Deutschneudorf. Jeder fünfte ist arbeitslos, in vielen Betrieben der Holzindustrie wird unter Mindestlohn gezahlt. Alltag in Deutschland, gerade im Osten der Republik, wo in vielen Ecken die Landschaften partout nicht blühen wollen.

Wolfgang Bilz, der stellvertretende Bürgermeister von Deutschneudorf, hängt das mit den Mindestlöhnen nicht gerade an die große Glocke. Von Hause aus ist der FDP-Mann Elektriker, wie viele andere in Deutschneudorf versucht er, als Selbständiger über die Runden zu kommen.

Eigenverantwortung – Flexibilität - Anpassungsfähigkeit … Bilz geht das neoliberale Vokabular seiner gerade vor Kraft strotzenden Partei locker über die Lippen. Das Problem ist nur: Der Praxistest fällt bei ihm durchwachsen aus.

Bilz: "Es könnte besser sein. Wie sag ich immer so schön: Von dem Aufschwung haben wir in Deutschneudorf ... der Aufschwung, der im Gespräch war vor Jahren ... haben wir nichts gemerkt. Und von diesem Abschwung hab ich auch noch nix gemerkt. Es geht so la la dahin. Mal mehr Aufträge, mal weniger."

Mutter: "Montags ist bei uns das Dorf Männerleer. Nur die Frauen und die Kinder. Montags bis Donnerstags. Schön is es nich."

Findet Britta Greif. Auch so eine alteingesessene Deutschneudorferin. Hier geboren, hier aufgewachsen, Groß- und Außenhandelsfrau. In ihrem gelernten Beruf hat sie aber keinen Job gefunden. Deshalb hat sich die Anfang 30-Jährige selbständig gemacht, stellt sie elektrische Zubehörteile für die erzgebirgischen Weihnachtspyramiden her. Deutschneudorf hat sie in ihrem Leben kaum verlassen.

Bei ihrem Partner ist das anders. Aufzugsmonteur ist er – und Paradebeispiel des neuen, flexiblen Arbeitsnomaden in deutschen Landen, der nicht faul auf seinem Hintern sitzen bleibt, sondern ganz dynamisch da hingeht, wo Arbeit ist.

Mutter: "Der is auch von Montag bis Freitag unterwegs. Wir haben auch schon überlegt, mit zu reisen – nach Stuttgart. Aber: Es geht nicht. Meine Arbeit ist hier, die Kinder sind hier gut aufgehoben. Haus hier. Geht nich."

Britta Greif und ihr Partner haben zwei Kinder: Erik und Ronja. Der Große ist zweieinhalb Jahre, der Kleine anderthalb. Beide gehen in den Kindergarten von Deutschneudorf – ein lichtdurchflutetes Gebäude mit einem Riesen-Garten, der bis an die Schweinitz reicht - das Grenzflüsschen. Auf der anderen Seite ist Tschechien.

Wenn man so will, kann man das auch programmatisch sehen. Seit 2004 besuchen nämlich nicht nur deutsche Kinder den Kindergarten, sondern auch tschechische.

Mutter: "Ist ja das Grenzgebiet hier. Da is ja eigentlich nicht schlecht, dass man Tschechisch spricht. Also, ich find’s ganz klasse."

Meint Britta Greif.

Manuela Ulrich dürfte es gerne hören. Die Pädagogin leitet den Kindergarten. Anfangs, erinnert sie sich, gab es schon Skepsis; ob das mit der Bilingualität so eine gute Idee sei; ob die Kinder nicht überfordert werden könnten. Überfordert waren eher die Erwachsenen. Zwei Sprachen, zwei Kulturen: Wo bleibt da die Leitkultur? In "Deutschneudorf"?

Die resolute Leiterin zuckt nur die Schultern. Den Kindern sei das mit der Leitkultur – der deutschen - ziemlich egal. Lautet ihr Fazit.

Ulrich: "Sie bringen einfach die zwei Sprachen in Verbindung. Gestern hat zum Beispiel ein Kind zu mir gesagt: Frau Ulrich, darf ich hoch gehen, na horro? Super! Ohne unser Zutun: Sie speichern die Sprache, sie lernen das und bringen es sogar dort, wo’s hingehört, wieder an. Na horro ist nach oben. Weil die tschechischen Kinder fragen das so. Und sie verbinden das. Am Anfang, als wir das Projekt gestartet haben, haben wir immer gesagt: Wir wollen die Grenzen abbauen. Aber ich muss ihnen ehrlich sagen: Eigentlich ist es so, dass wir überhaupt keine aufbauen bei den Kindern. Die haben se nämlich nicht."

Erik, Ronja und die anderen. Bei den Erwachsenen sieht das schon anders aus, hat eine der ältesten Grenzen Europas Deutschneudorf ihren Stempel aufgedrückt. Sagt die Pfarrerin.

Reckert: "Vor 100 Jahren war das die Grenze nach Österreich-Ungarn. Dann war’s die Grenze zur tschechischen Republik, 1918. 1938, ’39 sind hier die Panzer der Wehrmacht rüber gerollt. 1945 kamen die Vertriebenen in die Gegenrichtung über die Grenze. Und da sind viele Verletzungen geschehen."

Gerhard Bilz war 16, als die Sudetendeutschen vertrieben wurden. Sein Elternhaus stand fünf Meter von der tschechischen Grenze. Der 80-Jährige kann die Erinnerungen an die Zeit damals abspulen wie einen Film: Die Schüsse, die leeren Gesichter der Flüchtlinge; den Hass gegen die Tschechen. Das prägt. Bis heute.

Opa Bilz: "Weil der Tscheche in meinen Augen auch heute noch ja nich gerne mehr macht wie unbedingt nötig. Denen war die Bierflasche immer näher als die Kelle."

Reckert: "Natürlich: Ne andere Lebensart vor der eigenen Tür stellt ja auch die eigene Lebensart immer in Frage. Und sich in Frage stellen lassen: Das will ja niemand."

Gesang: "Deitsch un frei woll mer sei, / on do bleibn mer aah derbei, / weil mer Arzgebirger sei."

Opa Bilz: "Geht jede bei uns. Ja, jede Uhr! Ja, jetzt ist es die."

Seine eigene Lebensart in Frage stellen – das ist Gerhard Bilz noch nicht in den Sinn gekommen. Tradition ist ihm wichtig. Die eigene Identität; die deutsche.

Opa Bilz: "Das Deutsche? Das war, wie man Jugendlicher is, immer Kampf zwischen Deutschen und Böhmischen. Der deutsch-böhmische Kampf war immer."

Die Zeiten sind vorbei – auch wenn es den Anschein hat, dass die Wunden von damals niemals so richtig verheilt sind. Bei Gerhard Bilz und den anderen Alten. Bis auf die Knochen deutsch sind sie.

Die Jüngeren sind da anders. Manuela Ulrich zum Beispiel vom deutsch-tschechischen Kindergarten, die partout keine Unterschiede feststellen kann zwischen den deutschen und tschechischen Kindern. Alles Äußerlichkeiten.

Ulrich: "Was ist typisch Deutsch? Gute Frage. Das müssten se ’nen Bürgermeister fragen."

Haustein: "Ich heiße Heinz-Peter Haustein. Genannt der Haustein-Peter. So ist das nun mal im Gebirge. Bin hier seit 1994 Bürgermeister der FDP. Und jetzt seit 2005 im Bundestag."

Da hält der "Haustein-Peter" die erzgebirgische Fahne hoch. Jede seiner 45 Bundestagsreden in der letzten Legislaturperiode hat Haustein mit einem "Ein fröhliches Glückauf aus dem Erzgebirge" beendet.

Haustein: "Deutschneudorf ist jetzt auch in Berlin bekannt."

Haben sie dem "Haustein-Peter" zu verdanken. Hat ja auch schon diverse FDP-Honoratioren aus Berlin nach Deutschneudorf gelockt: Den Niebel, Wolfgang Gerhardt, den Brüderle.

Heinz-Peter Haustein ist die Angela Merkel von Deutschneudorf. Die "Mutti", die sich um alles kümmert; und den Leuten Halt gibt. In Zeiten wie diesen.

Haustein: "Die Leute halten zu mir. Sonst würden se mich nicht mit 99,3 Prozent als Bürgermeister wählen, wie’s jetzt das letzte Mal war. Die sagen: Komm, ist unser Bürgermeister von der FDP. Also wählen wa die FDP."

Glückliches Deutschneudorf! Wenn es nach Vize-Bürgermeister Bilz ginge, quasi dem Westerwelle von Deutschneudorf, jetzt gesamtdeutsch gesehen, sollte sich an der Einparteienherrschaft in absehbarer Zukunft auch nichts ändern.

Bilz: "Was anders hat sich im Moment hier auch noch nicht breit gemacht. Das liegt an Herrn Haustein. Der hat ja viel bewirkt und hat viel für den Ort getan. Für die Bevölkerung getan. Nicht nur alleine mit seiner Firma, mit den Beschäftigten."

150 Leute beschäftigt Heinz-Peter Haustein in seiner Aufzugsfirma. Eine Erfolgsgeschichte: Zur Wende ging der Selfmade-Mann mit drei Angestellten an den Start.

Mögen viele in Deutschneudorf auch den alten Zeiten hinterher trauern - für Haustein kam die Öffnung der Grenze nach Tschechien wie gerufen. Endlich raus aus der Randlage.

Haustein: "Jetzt ist natürlich besser. Wir haben ja die tschechische Grenze, die ist jetzt auf. In südliche Richtung. Da biste ohne Probleme in reichlich einer Stunde in Prag. Also, das gleiche bis Dresden. Und dort spielt schon die Musik. Ich arbeite auch in meiner Firma sehr viel in Österreich, in Wien. Wir sind aus der Randlage raus. Und jetzt müssen wir noch sehen, dass wir die Rahmenbedingungen verbessern."

Sprich: Bessere Straßen. Und eine bessere Anbindung an die A4. Dafür rührt "Mutti" in Berlin die Werbetrommel. Also, jetzt die aus Deutschneudorf. Autobahnen bauen - das haben sie immer schon gekonnt - in Deutschland.

Beckert: "Isch wees, dass es ermattend is. Aber es nützt nüscht."
Frau: "Dafür sind wir hier."
Beckert: "Das ist Geschichte. Geschichte live. Alles klar? Gut!"

Auf Geschichte stößt man in Deutschneudorf auf Schritt und Tritt. Besonders im "Fortuna Stollen" von Klaus Beckert. Angeblich sollen hier SS-Leute Ende des Zweiten Weltkrieges ein Geheimdepot für Kunstschätze angelegt haben. Schon seit Jahrzehnten hält sich hartnäckig das Gerücht, in einem der Stollen verberge sich das legendäre Bernsteinzimmer. Von wegen Gerücht – meint der Bürgermeister.

Haustein: "Mein Hobby is ja Schatzsuche."

Reckert: "Wenn ich irgendwo sage, wo ich herkomme: Wo man’s Bernsteinzimmer immer sucht."

Haustein: "Viel belächelt. Halt ich aber aus. Is mir egal. Ich weiß, dass ich hier was finden werde. Ich hab jetzt Partner getroffen, die das auch bezahlen. Die suchen also Nachlaß von Holocaust-Opfern. Und bohren hier. Pro Woche 5000, 6000 Euro wochenlang. Und irgendwann werde ich diese Depots finden. Und mal sehen, ob das dann auch stimmt mit dem Bernsteinzimmer."

Opa Bilz: "Warum soll nich was drinne sein? Aber nich dann de Rummel, den unser Bürgermeister veranstaltet, das is ne Verunstaltung."

Behagt ihm nicht, Gerhard Bilz. Der ganze Medienrummel, den die Schatzsuche ausgelöst hat. Immerhin steuern jetzt die Touristenbusse aus Dresden den Ort an – auf ihren Touren durch das Erzgebirge. Und lassen etwas Geld hier.

Opa Bilz: "Deshalb hat man ja die Gosche gehalten. Ich jedenfalls hab die Gosche nur deshalb gehalten, weil ich gedacht hab: Is mal was los im Dorf."

Haustein: "Bin 100-prozentig überzeugt, dass wir bald erfolgreich sind. Sehr bald. Man kann nicht sagen, ob das nächste Woche oder nächstes Jahr ist. Aber es wird sein. Da sehen wa uns sicherlich wieder."

Klar!
Gesang: "Deitsch un frei woll mer sei, / on do bleibn mer aah derbei, / weil mer Arzgebirger sei."