Das magische Objekt der Moderne

Von Katharina Teutsch · 29.08.2012
Neben der Dampfmaschine, dem Telegrafen und dem Auto gilt die Glühbirne als eine der wichtigsten Erfindungen der Moderne. Doch aufgrund der aktuellen Gesetzgebung beginnt die klassische Glühbirne, Stück für Stück vom Markt zu verschwinden.
"Nun kannst du sehn, wie der Draht durch Hämmermaschinen und durch Ziehsteine geht, an den Enden gespitzt und solange geglüht und gezogen wird, bis er zum haarfeinen Fädchen geworden ist, das in der Glühlampe gebraucht wird. All das machen Maschinen, die Menschen stellen nur an, nehmen heraus, schieben weiter."

Als der Schriftsteller Franz Hessel 1929 in dem Buch "Spazieren in Berlin" seine Eindrücke aus dem Berliner Osram-Werk schildert, ist das elektrische Licht auch in Deutschland längst Normalität geworden.

"Aus dem, was diese Menschen schaffen, kommt Licht in dein kleines Zimmer und wandert Häuserfronten entlang, bestrahlt, preist an, wirbt und baut um. Leuchtende Kannelüren an der Decke eines Riesenraums bilden ein festliches Zeltdach von Licht. Konturenbeleuchtung gliedert die Fassade eines Hauses, Flutlicht durchblutet Schaufenster, blaue Taglichtlampen strahlen im Seidensaal, und der Stoff, den der Verkäufer vorlegt, hat die Farbe, die ihm sonst die Sonne gibt."

Die Glühbirne ist in ihrer Einfachheit bis heute unübertroffen: eine schlichte Aluminiumfassung, ein gewölbter Glaskolben, ein Schutzglas gegen den Verschleiß des Glühfadens und ein hauchdünnes Wolfram-Fädchen, das bei der Entladung elektrischer Spannungen effektvoll zu glühen beginnt. Seit 1935 wird sie in dieser Form unverändert produziert.

Doch Anfang Dezember 2008 bringt die EU-Kommission die schrittweise Abschaffung der konventionellen Glühlampen auf den Weg, um den Klimawandel zu stoppen, wie es heißt. Bis 2012 soll EU-weit der Verkauf sämtlicher herkömmlicher Glühlampen verboten sein.

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Wdh. vom 21.12.2011