Das klangliche Gegenbild zur Pathétique

Von Nina Josefowicz · 06.03.2012
Das Entstehungsjahr der Klavier-Sonate in G-Dur von Ludwig van Beethoven ist mit dem der berühmten Sonate "Pathétique" in c-moll identisch. Obwohl beide 1799 komponiert worden sind – Beethoven war noch keine 30 Jahre alt, doch das Leiden an seiner Schwerhörigkeit nahm bereits seinen Anfang – scheinen sie klanglich aus gegensätzlichen Welten zu stammen: Das Spielerische und Heitere der G-Dur Sonate liegt weitab von den musikalischen Ausbrüchen, der Tragik und Leidenschaft in der Pathétique.
Wenn die Pathétique als Inbegriff der affektbetonten Sprache Beethovens gilt, könnte die G-Dur Sonate mit ihren komplex durchbrochenen Legato-Bögen dafür herhalten, sie als Vorläufer der Klaviermusik Schumanns zu definieren.

Die Leichtigkeit der Komposition ist auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass Beethoven diese und sonst keine andere Sonate mit einem Scherzo ausklingen lässt. Im Normalfall erscheinen bei Beethoven die Scherzi als schnelle Mittelsätze im viersätzigen Zyklus. Das Scherzo im "Allegro assai" des letzten Satzes der G-Dur-Sonate ist jedoch nicht aus einem Menuett hervorgegangen, sondern trägt die Züge eines Rondo-Finales.