"Das hier ist ganz normal"

Von Ursula Gaßmann |
Wenn unumstößlich geglaubte Sicherheiten von einem Tag auf den anderen verloren gehen und das gewohnte Leben völlig aus den Fugen gerät - dieses Thema ist auch in der Literatur des 21. Jahrhunderts angekommen. Die Macht der Wirtschaft, undurchdringlich und anonym, zwingt den Menschen ihren Willen auf. Sie ist Furcht und Hoffnung, schenkt Arbeit und Wohlstand. Und entzieht ihn wieder.
Krisenzeiten bieten aber auch Freiräume für Veränderungen, zwingen zum kritischen Überdenken der eigenen Situation, bieten Freiheiten und können manchmal zu einem Neuanfang führen, den Betroffene sich im früheren Alltag nicht im Traume hätte vorstellen können.

Auf ganz unterschiedliche Weise thematisieren zum Beispiel William Boyd in "Einfache Gewitter", Dietmar Dath in "Waffenwetter", Adam Haslett in "Union Atlantic", Ralf Gerstenberger in "Feuer im Aquarium", Jakob Hein in "Herr Jenssen steigt aus" und der Melancholiker Robert Menasse die Unsicherheiten unserer Zeit, die Angst vor Terroranschlägen oder vor dem ultimativen Börsencrash, die Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut. Und sie zeigen den Mut und die Fantasie der Menschen, ihrem Leben eine andere Wendung zu geben, vorsichtig optimistisch, melancholisch oder mit (bitterem) Humor.


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