Das Haus der empfindsamen Herzen

Von Siegfried Lenz · 14.08.2013
Ein junger, begabter Schriftsteller schreibt im Team Fortsetzungsromane für Illustrierte: "Das Lied der Diebin" oder "Die Scheintote von Salzburg". Anfangs findet er die Erfahrung noch interessant (auch finanziell), doch zunehmend deprimiert sie ihn.
Wo bleibt die Freude am epischen Phlegma, an waghalsigen Formulierungen, der Mut zum Außenseitertum?

Die Leser aber sind begeistert, zumindest Ilona. Sie fiebert von Fortsetzung zu Fortsetzung, während ihr Mann Felix in Leserbriefen kluge Gedanken äußert: "Die handgreifliche Bedrohung der Kultur erfolgt nicht von außen durch den technisch-zivilisatorischen Fortschritt, sondern von innen, durch ihre eigene Industrialisierung. Beispiel: die synthetischen Romane. Der Raum des Autors wird zur Garküche. Gekocht wird nur nach Rezept."



Regie: Wolfgang Schenck
Mit: Karlheinz Noblé, Brigitte Dryander, Hans Goguel u.a.
Ton: Helmut Jähne
Produktion: SR 1958
Länge: 48’34


Siegfried Lenz, geboren 1926 in Lyck, Ostpreußen, Teilnehmer der Gruppe 47, wurde 1968 mit dem Roman "Deutschstunde" als Schriftsteller international bekannt. DLR Berlin produzierte 1995 "Deutschstunde" als Hörspiel in der Bearbeitung von A. C. Casperi.