"Das Forum" eröffnet Dok Leipzig

Wirtschaftstreffen der guten Absichten

07:38 Minuten
Vermummte Beamte der Schweizer Polizei in Wintermontur und Waffen stehen auf dem Dach des Kongresshotels in Davos.
Gut bewacht: das Weltwirtschaftsforum unter Polizeiaufsicht. © picture-alliance/dpa/KEYSTONE/EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Marcus Vetter im Gespräch mit Julius Stucke · 28.10.2019
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Eigentlich soll das Weltwirtschaftsforum in Davos die Welt verbessern. Ob es das tut, ist fraglich. Nun hat mit Marcus Vetter erstmals ein unabhängiger Regisseur einen Film über "Das Forum" gedreht. Für ihn bleibt es eine "fragwürdige Veranstaltung".
Der Dokumentarfilm "Das Forum" hat die 62. Ausgabe der DOK Leipzig eröffnet. Mit diesem schaffte es Regisseur Marcus Vetter, zum ersten Mal in der 50-jährigen Geschichte des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos mit einem unabhängigen Filmteam hinter die Kulissen des internationalen Treffens zu blicken. Ein Treffen, bei dem Politiker, Wirtschaftsbosse und Wissenschaftler über die Zukunft nachdenken, Kontakte knüpfen und Geschäfte machen.
"Es ist ein spannendes Thema, weil es ein echtes Zeichen der Zeit ist. Weil im Moment die Elite in Frage gestellt wird", sagt Vetter. "Es gibt eine Politik-Verdrossenheit, eine Establishment-Verdrossenheit. Und da trifft sich ja dieses Establishment, diese Elite."
Wenn ein Film über das Weltwirtschaftsforum entstehen soll, dann müsse es auch ein Film über den Gründer des Forums, Klaus Schwab, werden: "Er muss im Zentrum des Films stehen."

Das Forum sollte die Welt verbessern

Schwabs Idee sei es vor fünfzig Jahren gewesen, die mächtigen Wirtschaftsführer zu versammeln und über Ethik zu sprechen, um so idealerweise die Welt zu verbessern. Dabei solle niemand ausgeschlossen werden. Und deshalb treffen in einer Szene des Films beispielsweise der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro und der ehemalige Vizepräsident der USA und heutige Klimaaktivist Al Gore aufeinander und sprechen über den Regenwald. Ob dieses oder andere Gespräche etwas gebracht haben, bleibt offen.
Klaus Schwab im Gespräch mit dem Premierminister Kanadas, Justin Trudeau
Klaus Schwab im Gespräch mit dem kanadischen Premierminister, Justin Trudeau.© Pierre Johne
Unter anderem wegen dieser unbeantworteten Fragen könne man das Forum auch kritisch sehen, meint Vetter. Daher gebe es im Film auch Protagonisten wie Greta Thunberg oder Jennifer Morgan von Greenpeace. Personen, die den Finger in die Wunde legen und dafür sorgen würden, dass die Jugend noch einmal anders über Umweltschutz nachdenken würde.

Anstoß zum genaueren Hinschauen

Auch Schwab wisse, dass es diese Menschen brauche, weil sie die Welt besser machen würden. Um die konkrete Umsetzung müsste er sich kümmern und dafür sorgen, dass zum Beispiel die CEOs eine Allianz für nachhaltige Baumwolle unterschreiben und die Regierungen mitmachen. Dass auch er in seiner Rolle Fehler macht, gebe er zu und mache sich verletzbar. Für Vetter ein wichtiger Punkt: "Ich mag diese Person und ich finde, dass er sehr viel getan hat. Und trotzdem heißt das nicht, dass das Weltwirtschaftsforum nicht auch eine sehr fragwürdige Veranstaltung ist."
Der Film solle einen Anstoß geben, genauer hinzuschauen.
(asi)
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