Das Feature

Made in Havanna

Von Ingrid Kummels · 26.11.2004
20 Prozent der Bevölkerung Kubas ist ins kapitalistische Ausland ausgewandert, und längst sind es die Miami-Kubaner, die mit ihren Überweisungen von einer Milliarde Dollar jährlich das Konsumniveau der Inselkubaner bestimmen. Nun profitieren auch Havannas Schriftsteller von der internationalen Nachfrage nach Darstellungen, wie ihre Hauptstadt in Trümmer und Dreck zerfällt und zum Hort der Prostitution geworden ist. Andere haben mit Hintergründigem Erfolg: In Miami propagiert der kubanische Dramatiker Nilo Cruz Kunst als Gegenmittel zu verkrusteten Hierarchien. Dafür gewann er als erster Latino den Pulitzer-Preis. In Havanna machen Bilderstürmer wie Sandra Ramos und José Angel Toirac weder vor Che Guevara, Fidel Castro noch dem Papst Halt. Der Installationskünstler Esterio Segura löst das Dilemma zwischen Sozialismus und kubanischem Volkskatholizismus durch einen Liebesakt: Karl Marx gibt sich der kubanischen Nationalheiligen Ochún hin. Mit der Versöhnung von angeblich Unvereinbarem setzen die kubanischen Schriftsteller und bildenden Künstler innerhalb ihrer Gemeinschaft und weltweit Zeichen - und verdienen gut dabei.