Das Feature

"Achtung: Fünnef, zwo, null, null, Trennung..."

Claudia Heissenberg · 16.09.2003
Minutenlang verliest eine mechanische Frauenstimme monotone Zahlenreihen. Jochen Schäfer ist ganz Ohr. Der 30-Jährige lauscht schon seit frühester Kindheit den Geisterstimmen im Radio. Er war fünf, als er zufällig den falschen Knopf drückte und seinen ersten Zahlensender fand. Sie operieren meist auf Kurzwelle, zur vollen oder halben Stunde. Rund um den Globus spuken Hunderte dieser Sender durch den Äther. Schäfer spürt sie auf und versucht zu ergründen, wer dahinter steckt. Wie etwa 150 weitere Funkamateure weltweit ist er auf der Jagd nach Zahlensendern. Was die verschlüsselten Botschaften bedeuten, wissen sie nicht. Aber sie erkennen die Absender - an einer bestimmten Melodie, typischen Pieptönen oder der Art der Ansage.
Spione aller Nationen werden bis heute über Kurzwelle mit Aufträgen und Nachrichten versorgt. Die Technik ist einfach und effektiv: schon mit einem simplen Küchenradio kann man auf Empfang gehen. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat der geheime Funkverkehr merklich abgenommen. Nur in Krisenzeiten verstärken sich die Aktivitäten im Äther wieder. So kündigte sich die Operation "Desert Storm" im Golfkrieg 1991 durch vermehrte Zahlensendungen an, und zwei neue Zahlensender in arabischer Sprache tauchten auf...