Music before Revolution (2/3) - Eine Retrospektive
Morton Feldman
"Vertical Thoughts 5" für Sopran, Tuba, Schlagzeug, Celesta und Klavier (1963)
Iannis Xenakis
"Morsima – Amorsima" für Violine, Violoncello, Kontrabass und Klavier (1965-62)
César Bolaños
Divertimento III (Densidad 1) für Flöte, Bassklarinette, Kontrabass, Schlagzeug und Klavier (1967)
Giuseppe Sinopoli
"Sunyata", Tema con varianti für Sopran und Streichquintett (1970)
Ensemble Musica Negativa
Leitung: Rainer Riehn
(Teil 3 am 20.08.2020)
Kritischer Einspruch
13.08.2020
Music Negativa - der Name des 1969 gegründeten Ensembles war Programm. An Theodor W. Adorno und dessen „Negative Dialektik“ durfte gedacht werden. Komponieren wurde verstanden als kritischer Einspruch gegen die Gesellschaft.
Was das Ensemble Musica Negativa (1969 - 1992) auszeichnete, war seine ästhetische Mission, sein programmatisches Eintreten nicht für die zeitgenössische Musik im allgemeinen, sondern für bestimmte Strömungen und Komponisten im besonderen. An der Seite von Rainer Riehn nahm Heinz-Klaus Metzger, einer der profiliertesten und streitbarsten Theoretiker der Neuen Musik, Einfluss auf die Programme und war auch selbst Teil des Ensembles.
Eine 1972 veröffentlichte Schallplattenbox trug den programmatischen Titel "Music before Revolution". Doch auch in den Rundfunkarchiven sind die Aktivitäten des Ensembles gut dokumentiert. Eine Auswahl der nichtveröffentlichten Aufnahmen hat Florian Neuner für diese dreiteilige Retrospektive zusammengestellt.
Form und Leere
Auf den Programmen des Ensemble Musica Negativa standen keineswegs nur Namen von Komponisten, die heute längst als durchgesetzt gelten können, etwas von Morton Feldman oder Iannis Xenakis.
Rainer Riehn und sein Ensemble spielten auch eine Komposition des Peruaners César Bolaños ein, und sie setzten sich für den jungen Giuseppe Sinopoli ein, der - was oft vergessen wird - als Komponist begonnen hatte und in einem seiner frühen Stücke aus buddhistischen Lehrreden zitierte: "Form unterscheidet sich nicht von der Leere. Leere unterscheidet sich nicht von der Form."
Der Komponist und Ensemblegründer Rainer Riehn© Christoph Herndler
