"Damit macht sich der Staat zum Schnüffelstaat"

24.05.2007
Der Soziologe und Autor Ulrich Beck hat die Geruchsproben zur Identifizierung von Globalisierungskritikern als "kontraproduktiv" für den Staat bezeichnet.
"Damit macht sich der Staat zum Schnüffelstaat", sagte Beck, Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilian-Universität München und an der London School of Economics und Political Science, im Deutschlandradio Kultur. Die Methode biete keine Perspektive, die die Bürger beruhige. "Diese Art des Schutzes der Regierung produziert das Gegenteil", sagte Beck anlässlich der Regierungserklärung zum G8-Gipfel in Heiligendamm. Damit würden die Protestierenden am Ende "den intellektuellen Sieg" davontragen.

Die Aufmerksamkeit der Medien für den G8-Gipfel sei angesichts der drängenden Probleme der Welt durchaus angemessen. "Eine Weltöffentlichkeit herzustellen, ist nicht per se verwerflich", hielt Beck Medienkritikern entgegen. Das Problem des Gipfels sei vielmehr, dass er große Erwartungen wecke. Gerade bei den Themen Klimawandel und Armut in Afrika müsse aber schnell gehandelt werden. "Wenn dabei wieder nichts herauskommt, wird das solche Veranstaltungen delegitimieren", sagte Beck.

Die Bürger hätten wenig Verständnis für das Zögern der Politiker. Anders als in anderen Zeiten sei heute die Vorwegnahme von Katastrophen "ein außerordentlich interessanter politischer Faktor", sagte der Autor des Buches "Weltrisikogesellschaft". Menschen seien heute über Grenzen hinweg bereit, etwas zu tun, um eine Katastrophe zu verhindern - beispielsweise für den Klimaschutz. Die Politiker müssten diese Visionen nutzen und daraus handfeste politische Maßnahmen schmieden, forderte Beck. Die Schlüsselinstitutionen, die nationalstaatliche Politik und die Wissenschaft, seien aber nicht in der Lage, angemessen zu reagieren.

Beck warf Intellektuellen und Politikern vor, sich nicht genug für Europa zu engagieren. "Ich sehe, dass diese zögerliche Haltung in Bezug auf Europa eine Riesenchance, die dieser Kontinent hat, vertut", sagte Beck angesichts der gescheiterten EU-Verfassung.

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