DAK-Studie zum Lockdown

Die Pandemie macht Kinder dick

05:30 Minuten
Zwei schlafende Jungs mit Game-Controllern schlafen auf einem Sofa.
Auf dem Sofa fläzen statt mit Freunden spielen: Im Lockdown nimmt der Medienkonsum zu – und damit auch die Kinder. (Symbolbild) © Imago/ingimage
im Gespräch mit Nicole Dittmer · 09.09.2021
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Weniger Bewegung, mehr Knabberzeug: Die Coronamaßnahmen lassen die Zahl der Kinder mit Übergewichtsproblemen steigen. Die Krankenkasse DAK schlägt deshalb Alarm.
Die Zahl der Kinder, die 2020 wegen Übergewicht im Krankenhaus behandelt wurden, ist im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent gestiegen. Auch Essstörungen wie Bulimie und Magersucht haben sich gehäuft. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Krankenkasse DAK.
Der Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen insbesondere im ersten Lockdown liegt auf der Hand: Das soziale Umfeld fällt weg, ebenso der Anreiz zur Bewegung. Stattdessen steigt der Medienkonsum, der Griff zum Junk-Food wird häufiger.
Allerdings stellt die Studie auch fest, dass andere Krankheitsbilder unter Kindern im Zuge der Maßnahmen teils erheblich gesunken sind.

"Die meisten Kinder leiden sehr"

Probleme mit Übergewicht unter Kindern und Jugendlichen gab es zwar schon vor der Pandemie. Doch die Zahl der adipösen Kinder sei um sieben Prozent gestiegen, sagt Dr. med. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.
Betroffen seien auch Kinder, die vor dem Lockdown keine Gewichtsprobleme hatten. "Die meisten leiden sehr", so Fischbach.

Wie verantworlich sind die Eltern?

Frühere Studien der DAK hatten auf einen Zusammenhang hingewiesen zwischen Bildung der Eltern und dem Übergewicht der Kinder. Sind also die Eltern dafür verantwortlich, wenn Kinder im Lockdown stark zunehmen?
So etwas sei "leicht gesagt", meint Fischbach. Zwar schaffen Eltern die Rahmenbedingungen für die Gesundheit ihrer Kinder, hätten diese aber nicht voll in der Hand.
Wichtig sei es, den Nachwuchs anzusprechen, um Lösungen zu finden, wenn sich binnen kurzer Zeit starke Gewichtszunahmen abzeichnen. Ob sich solche Lösungen dann auch umsetzen lassen, sei eine zweite Frage, denn "das Kind muss es auch selber wollen".

"Unzulässige Restriktionen endlich abbauen"

Nach ihrer Studie fordert die DAK nun, dass die neue Bundesregierung 2022 mit einem Gesundheitsplan gegensteuert. Fischbach sieht auch darüber hinaus dringenden Handlungsbedarf:
"Was etwas bewirken würde, wäre eine kausale Maßnahme, nämlich die unzulässigen Restriktionen gegenüber unserem Nachwuchs endlich abzubauen. Dafür gibt es gute Gründe. Wir haben die Pandemie zwar noch nicht durchlebt, aber wir wissen auf der einen Seite, dass Kinder und Jugendliche meist leichte Verläufe haben und dass die, die unter den Erwachsenen vulnerabel sind, geimpft sein könnten, wenn sie denn wollten. Von daher gibt es keinen vernünftigen Grund mehr, den Kindern und Jugendlichen ihren natürlich Lebensspielraum zu nehmen."
(thg)
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