Dänische Widerständler und ein verzweifelter Soldatenwitwer

Vorgestellt von Hannelore Heider · 27.08.2008
"Tage des Zorns" zeigt zwei Untergrundkämpfer in Dänemark während des Zweiten Weltkriegs, die Nazis und Kollaborateure umbringen. Zugleich wirft der Film Fragen nach Schuld und Verrat auf. In "Grace is gone" schafft es der Mann einer Soldatin nicht, seinen Kindern die Nachricht vom Tod ihrer Mutter zu überbringen.
"Tage des Zorns"
Dänemark/Deutschland 2008. Regie: Ole Christian Madsen. Darsteller: Mads Mikkelsen, Thure Kindhardt, Stine Stengade, Hans Zischler, Christian Berkel. 136 Minuten, ab 12 Jahren

1944, Dänemark ist seit vier Jahren von den Deutschen besetzt, sind zwei Männer mit ihren kaltblütigen Racheaktionen an Kollaborateuren zu Legenden des Widerstands geworden. Der wegen seiner roten Haare besonders auffällige, elegante junge Flame und sein älterer Freund Citron, gespielt vom Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen, werden von der Gestapo gejagt, von aufrechten Landleuten verehrt und von den Chefs der Widerstandsorganisationen umworben.

Die zwei Individualisten sind "Überzeugungstäter" und beugen sich nur schwer der straffen Befehlskette im Widerstand. So ist der Hoffmann, der Gestapochef von Kopenhagen (Christian Berkel), nicht zur Hinrichtung freigegeben. Der Chef der Widerstandsgruppe Winther folgt bei Treffen im freien Stockholm den genauen Anweisungen englischer Hintermänner und die zwei Helden geraten immer mehr zwischen die eh undurchsichtigen Fronten, in die sich Verrat eingenistet hat.

Aber was heißt Verrat, wenn auf beiden Seiten Doppelagenten zu Gange sind, wie die schöne Nachtklubsängerin Kelly, in die sich Flame verliebt, wohl wissend, dass sie die Geliebte von Gestapochef Hoffmann ist?

Was sich wie eine überkonstruierte Thrillerstory liest, ist - so weit es die Filmemacher recherchiert haben - komplizierte historische Realität gewesen. Eine bis heute wohl verdrängte Vergangenheit, für die die Fragezeichen hinter Verrat und Schuld nicht mehr aufzulösen sind, wie die Informationen im Abspann belegen. Regisseur Ole Christian Madsen hat daraus einen spannenden Thriller gemacht, der Romantik und blutige Action mit politischer Analyse und aktueller Gewissensbefragung zu verbinden sucht.

Das ist ein durchaus komplizierter Balanceakt, der auf Kosten der Spannung geht, dafür eine der heutigen Terrordiskussion angemessene Sichtweise einbringt. So sind die Bilder und Figuren vielschichtiger, als man es aus den wenigen Kriegs- und Widerstandsfilmen, die heute noch gedreht werden, kennt. Die durchweg hervorragenden Schauspieler erfüllen einen der Kernsätze des Filmes, dass es "weder Gerechtigkeit noch Ungerechtigkeit mehr gibt, nur noch Krieg", glaubwürdig mit Leben. Das Zeitkolorit wurde in den Studios von Babelsberg optisch beeindruckend rekonstruiert.


"Grace is gone"
USA 2007. Regie: James C. Strouse. Darsteller: John Cusack, Shélan O'Keefe, Gracie Bednarczyk. 85 Minuten

<im_46221>"Grace is gone" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_46221>"Grace is gone" ist nach den deutlich politischen Antikriegsfilmen aus US-Amerika eher ein Kammerspiel, das auf anrührende Weise die Folgen des Irakkriegs auf das amerikanische "Heiligtum" Familie zeigt. Die Mutter von Heidi (Shélan O'Keefe) und Dawn (Gracie Bednarczyk) ist Soldatin, als die Nachricht von ihrem Tode überbracht wird, ist ihr Ehemann Stan (John Cusack) nicht in der Lage, das den Kindern zu sagen. Er fällt in sich zusammen, die Selbsthilfegruppe von Soldatenfrauen, an der er als einziger Mann teilnimmt, hilft auch nicht mehr. Hat nie geholfen, denn die Wohnstatt der Familie Philipp ist nach der Abreise der Mutter eine emotionale Leerstelle. Kein Wunder, dass Stan in der Krise wie gelähmt ist.

In einer Panik setzt er die Mädchen ins Auto und fährt aus der Stadt zu einem Vergnügungspark. Auf der langen Reise lösen sich die Verklemmungen, er wird wieder zu dem Vater, der er möglicherweise vorher schon war. Selbst der Schauspieler John Cusack wird nach seinem roboterhaften Beginn wieder zu dem sensiblen, einfach sympathischen Schauspieler, als den wir ihn kennen.

Keine ganz unproblematische Figurenentwicklung., denn die politische Wirklichkeit wird nicht zur Anklage gebracht, die ideologischen und moralischen Hintergründe nicht explizit infrage gestellt. Die Helden sind als Opfer gezeichnet, wenn auch als ohnmächtige, einsame Individuen, was beim betroffenen Zuschauer ein beklemmendes Gefühl der Barmherzigkeit aufkommen lässt. Dazu trägt auch die von Clint Eastwood und Sheryl Crow eingespielte Musik bei, die in besonders emotionalen Momenten wie die Dialoge mitten in der Szene abrupt abbricht, was beim ersten Mal durchaus effektvoll ist.

Der gut gemeinte, feinfühlig inszenierte und besonders auch von den Kinderdarstellern sehr gut gespielte Film wirkt auch in seiner Kürze wie eine Momentaufnahme, eine Etüde, als wären die Filmemacher angesichts eines erbarmungslosen Schicksals genauso hilflos wie ihr Held.

Beim Sundance Filmfestival gewann der Film den Publikumspreis.
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