Cyborg-Oper der Ruhrfestspiele

Die Antike und die ferne Zukunft

06:48 Minuten
Videostill aus "Gaia-Projekt"- Eine Cyborg-Oper von kainkollektiv.
Getrübter Blick: eine Szene aus "Gaia-Projekt. Eine Cyborg-Oper" von kainkollektiv. © kainkollektiv
Christoph Ohrem im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 27.06.2020
Audio herunterladen
Nach der Absage der Ruhrfestspiele gehen Theaterschaffende neue Wege: Die Online-Inszenierung "Gaia-Projekt. Eine Cyborg-Oper" verbindet Einspielfilme mit Videokonferenz-Optik. Kritiker Christoph Ohrem sagt, was ihn daran berührt hat.
Die Ruhrfestspiele in der eigentlichen Form sind abgesagt. Das hat die Macher des "Gaia-Projektes" nicht abgehalten: Das international arbeitende Künstlerkollektiv kainkollektiv hat eine "Online-Version mit Live-Momenten" ihres Gaia-Projektes geschaffen, die am 27.6. Premiere hatte.
Das Werk sei eine "Cyborg-Oper", so der Untertitel. Für Kritiker Christoph Ohrem bringen die Theatermacher damit die Göttin Gaia mit einem Cyborg, einem Science-Fiction-Wesen aus der fernen Zukunft, zusammen. Gaia stehe für das Gebärende, den Urgrund, meint Christoph Ohrem – das, aus dem das Leben entstanden sei.

Der Cyborg stehe für eine "positive Entwicklung in die Zukunft". Die Frauen in diesem Stück wollten sich weiterentwickeln, sagt er. Es werde in vielen Bildern, Grafiken, Dialogen und Monologen gezeigt, dass diese Weiterentwicklung dazu führen soll, dass die Rolle der Frau sich ändern muss.

"Berührt auf eigentümliche Art und Weise"

Zehn internationale Künstlerinnen aus Kanada, Kamerun, dem Iran, Kroatien, Frankreich und Deutschland seien an dem Projekt beteiligt. Das Sprachgewirr passe zum Bildergewirr, findet Ohrem. Es gebe keine einheitliche Bildsprache, keinen roten Faden. Es sei eher "ein assoziationsreiches, mäanderndes, filmisches Werk".
Insgesamt komme die Online-Version eher wie ein Theater-Film daher. Es gebe vorgefertigte Elemente, eine Mischung aus Grafiken, die abgefilmt wurden, abgefilmte Interview-Situationen und eine Live-Konferenz, bei der mehrere Fenster aufploppen. Dabei würden in der Online-Version durchaus "große Dinge zitiert, große Bilder aufgerufen, kulturelles Wissen abgefragt."
Videostill aus "Gaia-Projekt" - Eine Cyborg-Oper von kainkollektiv.
Videostill aus "Gaia-Projekt" - Eine Cyborg-Oper von kainkollektiv.© kainkollektiv
Man würde wahrscheinlich abgeschreckt, wenn man in die Vorstellung reinzappte. Betrachte man das Ganze, gerate man aber "in eine Art Sog, man ist mitgenommen". Für Ohrem hätten es gerne mehr Live-Momente sein dürfen – das Stück hätte dadurch mehr Theatercharakter gehabt.
Die stärksten Momente sind für den Kritiker die, in denen die Performerinnen auf intime Art und Weise Weiblichkeit und feministische Diskurse reflektieren: Die Schilderung eigener Geburtserfahrungen oder der eigenen Erwartungen, wie eine Mutter zu sein habe, gehörten zu den stärksten, berührendsten Momenten.
(ros)

Gaia-Projekt. Eine Cyborg-Oper
Onlinepremiere am 27. Juni 2020, 21:00 Uhr
Weitere Vorstellungen: 1. & 2. Juli 2020, 20:00 Uhr

Mehr zum Thema