Cosima Viola zum Serien-Aus der "Lindenstraße"

"Mein Herz blutet"

Cosima Viola spielt seit 2001 "Jack" in der Lindenstraße.
Cosima Viola spielt seit 2001 "Jack" in der Lindenstraße. © dpa
Cosima Viola im Gespräch mit Vladimir Balzer · 16.11.2018
Die "Lindenstraße" wird 2020 eingestellt. Die Entscheidung kam auch für die Seriendarsteller überraschend, wie Cosima Viola erklärt. Vor und hinter der Kamera sei man geschockt und bestürzt. Auch politisch sei das Serien-Aus eine Katastrophe.
Die ARD-Kultserie "Lindenstraße" wird eingestellt. Die letzte Folge soll im März 2020 im Ersten ausgestrahlt werden, wie der WDR in Köln mitteilte. Die Fernsehprogrammkonferenz der ARD habe sich mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Produktionsvertrags mit der Firma von Serienschöpfer Hans W. Geißendörfer ausgesprochen.
Programmdirektor Volker Herres sagte zur Begründung, unvermeidbare Sparzwänge und das Zuschauerinteresse seien nicht vereinbar mit den Produktionskosten für eine solch hochwertige Serie. Die "Lindenstraße" läuft seit Dezember 1985 wöchentlich immer sonntags im Ersten.

Alles "sehr holterdiepolter"

Die Schauspielerin Cosima Viola wurde 2001 im Alter von 13 Jahren als "Jack" ins Lindenstraßenuniversum eingeführt. Heute ist sie 30 Jahre alt und zeigt sich im Deutschlandfunk Kultur "geschockt" und "bestürzt" über das plötzliche Serien-Aus. Sie erklärt, dass die Schauspieler, aber auch die Menschen hinter der Kamera, diese Entscheidung zum Teil vor Ort beim Dreh, zum Teil via E-Mail "sehr holterdiepolter" erfahren hätten: "Die Stimmung ist dementsprechend."
Viola empfindet, wie sie sagt, "Schock, Trauer und Entsetzen". Es falle ihr "unheimlich schwer", diese Entscheidung nachzuvollziehen. Gerade in Zeiten, in denen "Deutschland und die Welt politisch so gespalten" seien, eine Institution wie die "Lindenstraße" einzustellen, sei eine Katastrophe. Viola erinnert dabei an den Aufklärungsauftrag, den die Kultserie seit ihrer Erstausstrahlung habe und den sie seit Jahrzehnten erfülle.

"Die 'Lindenstraße' hat eine gesonderte Aufgabe"

Die "Lindenstraße" solle nämlich nicht nur Menschen unterhalten, sondern auch jene erreichen, "die über eine andere Art und Weise Informationen aufnehmen und sich vielleicht eher verstanden fühlen auf einer emotionalen, einer sozialen Ebene und dies nicht nur über Nachrichtendienste tun". Diese Serie habe also eine gesonderte Aufgabe, erklärt Viola. Allerdings sei die "Lindenstraße" früher mehr als heute Vorreiterin in der Thematisierung aktueller politischer und gesellschaftlicher Themen und Probleme gewesen.

Klaudia Wick, Journalistin und Programmdirektorin des Museums für Film und Fernsehen in Berlin: "Es ist eine fiktionale Serie gewesen, die aber alle Geschichten, die in der Gesellschaft passiert sind, mitgecovert hat. Schauspieler sind vor unseren Augen älter geworden. Ich finde es schade, dass man diese Entscheidung so merkantil getroffen hat."

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