Corona weltweit

So unterschiedlich geht die Welt mit Corona um

Eine in Plastikfolie gehüllte Frau geht an einer Mülltonne vorbei.
Pandemie mit katastrophalen Folgen: Vielerorts wurden Menschen durch Corona in die Armut gestürzt. © picture alliance / Cordon Press / Lorenzo Carnero
15.03.2021
Zu Beginn der Pandemie hatte unser Reporterteam Kolleginnen, Bekannte und Freunde gefragt, wie es sich in ihrer Heimat mit Corona lebt. Ein knappes Jahr später haken wir nach.

Brasilien: Schlange stehen für Reis und Bohnen

Menschen stehen in Rio de Janeiro in einer Schlange an.
Zu wenig Impfstoff und zu wenig Hilfe: In Brasilien spitzt sich die Lage weiter zu.© picture alliance / ZUMA Wire / Fernando Souza
In Brasilien sind erst zwei Prozent der Bevölkerung geimpft. Immer mehr Menschen leiden Hunger, weil die Unterstützungszahlungen der Regierung gekürzt wurden. Und jetzt, sagt die Journalistin Priscila Pacheco, verbietet die ungeliebte Regierung den Brasilianern auch noch ihr größtes Freudenfest, den Karneval.

Kamerun: "Kein Mensch trägt eine Maske"

Beim Fußballtraining in einem kleinen Küstendorf in Kamerun gelten keine Abstandsregeln.
Beim Fußballtraining in einem kleinen Küstendorf in Kamerun gelten keine Abstandsregeln.© Roméo Zafack
In Kamerun glauben die Menschen, dass sie Corona besiegt haben. "Kein Mensch trägt eine Maske, dabei steigen seit Januar wieder die Infektionszahlen", sagt der Filmemacher Roméo Zafack. Impfstoff ist zwar zugesagt, doch viel zu wenig für die 27 Millionen Menschen.

Belarus: Das Virus als Waffe

Eine Demonstration in Belarus
Die Proteste in Belarus dauern an - trotz der Pandemie.© picture alliance / AP
In Belarus haben viele Menschen größere Angst, verhaftet und ins Gefängnis gesperrt zu werden als vor dem Covid-19-Virus. Die Regierung sperrt Demonstranten zusammen in viel zu kleine Zellen, damit sie sich anstecken. "Lukaschenko nutzt so das Virus als Waffe", sagt die Journalistin Elena Daneiko.

Schottland: Kunst als Ventil im Lockdown

Der schottische Künstler Brian Keeley, vor ihm türmen sich Verpackungen von Medikamenten.
Ein Jahr lang sammelte der schottische Künstler Brian Keeley die Verpackungen seiner Medikamente.© Bibo Keeley
Seitdem Großbritannien den Brexit vollzogen hat, macht sich der schottische Künstler Brian Keeley öfter Sorgen um den Nachschub seiner Medikamente. Er ist Hochrisikopatient und hat deshalb mit seiner Frau Bibo seit elf Monaten das Haus nicht verlassen. Ihre Kunst hilft beiden, mit dieser schwierigen Situation fertig zu werden.

Libanon: Nur mit Erlaubnis in den Supermarkt

In libanesischen Supermärkten gelten strenge Abstandsregeln.
In libanesischen Supermärkten gelten strenge Abstandsregeln.© Fadi Abi Azar
Seit Anfang Januar gibt es im Libanon eine strikte Ausgangssperre. "Wir sind am Ende, die Leute haben Angst, alle hamstern, was sie können", sagt der Taxifahrer Fadi Abi Azar. Parallel zu ersten Lockerungen beginnt das Impfen. Doch nur 30 Prozent der Bevölkerung will sich impfen lassen.

Serbien: Impfstoff für alle

In Serbien gibt es viel Impfstoff, allerdings wollen sich viele Menschen nicht impfen lassen.
In Serbien gibt es viel Impfstoff, allerdings wollen sich viele Menschen nicht impfen lassen.© Edita Barac-Savic
Serbien hat sehr früh Impfstoffe bei Herstellern in Europa, Russland und China bestellt. Entsprechend weit vorn liegt das Balkanland jetzt bei den Impfungen. "Das sieht alles toll und schnell aus", sagt die Übersetzerin Dana. "Das Problem dabei ist aber, dass sich 40 Prozent der Menschen gar nicht impfen lassen wollen."

Kroatien: Warten auf die Touristen

Einige Passanten gehen durch die Altstadt von Dubrovnik.
Die Altstadt von Dubrovnik ist fast menschenleer. Normalerweise herrscht hier dichtes Gedränge.© picture alliance / PIXSELL | Grgo Jelavic
2019 sind jeden Tag 25.000 Gäste durch die Altstadt von Dubrovnik spaziert. 2020 hatten die Bewohner die Stadt für sich. Nun hoffen sie wieder auf den Tourismus und vor allem auf genügend Impfstoff. "300 Kreuzfahrtschiffe haben sich für 2021 angemeldet und wir möchten natürlich bereit sein", sagt die Fremdenführerin Gabriele Lucic.

Chile: Armer Impfmeister

Menschen sitzen neben einem Impfzelt und warten.
In Chile sollen 80 Prozent der Bevölkerung bis Juni geimpft werden.© Gonzalo Ernesto Cáceres
Die Pandemie hat in Chile die Kluft zwischen Arm und Reich noch vergrößert. "Hunger, Gewalt und Arbeitslosigkeit sind ein Massenproblem geworden", sagt Gonzalo Ernesto Cáceres, Vorsitzender einer Organisation von Landbesitzern. Immerhin ist Chile Südamerikas Impfmeister. Bis Ende Juni sollen 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sein.

Venezuela: Lockern gegen Proteste

In einem Impfzentrum im Venezuela warten Menschen darauf, mit Sputnik V geimpft zu werden.
In Venezuela wird der russische Impfstoff Sputnik V verwendet.© picture alliance / dpa / Sputnik | Magda Gibelli
Alles ist knapp im erdölreichsten Land der Welt, die Bevölkerung leidet größte Not. Umso erstaunlicher ist es, dass Venezuela nicht mehr unter Covid leidet. "Die Regierung schafft es, mit einem ständigen Wechsel zwischen Quarantäne und Lockerungen die Proteste kleinzuhalten", sagt der Journalist Oscar Schlenker.

Ägypten: Beten mit Abstand

Männer knieen und beten in einer Moschee. Zwischen ihnen gibt es jeweils eine größere Lücke.
In Ägypten darf gemeinsam gebetet werden - aber nur mit Abstand.© picture alliance / NurPhoto | Islam Safwat
In Ägypten sind zwar die großen Einkaufszentren wieder geöffnet, doch viele Menschen bleiben aus Angst vor Ansteckung lieber zu Hause. Für Männer sind die Moscheen wieder geöffnet. "Jeder muss aber seinen eigenen Gebetsteppich mitbringen", erzählt die Jura-Studentin Shorouq Ali.

Indien: Empathische Ärzte

Indien: Eine Frau im Rollstuhl wird geimpft.
In Indien wurden bislang gut 20 Millionen Menschen geimpft.© imago images / ZUMA Wire / Ashish Vaishnav
Seit Mitte Januar wird in Indien geimpft, mehr als 20 Millionen Menschen haben bereits eine der Impfdosen erhalten. Trotz elf Millionen Infizierten hat fast alles wieder geöffnet – außer Schulen. "Normalerweise reden wir schlecht über unsere Lokal-Politiker", sagt die NGO-Beraterin Dipti Ramesh, "als wir aber Hilfe brauchten, haben sie uns Ärzte nach Hause geschickt und diese waren freundlich, empathisch und beruhigend."

Thailand: Mit Ampel, Maske und App

Menschen kaufen auf einem Mark in Thailand ein.
Thailand lebt vom Tourismus, doch in Zeiten der Pandemie kommen kaum Leute ins Land.© Fon Tipmonta
In Thailand wurde erst Anfang März mit dem Impfen begonnen, insgesamt ist die Zahl der Infektionen gering. In einigen Provinzen gelten strikte Auflagen, die mittels Maskenpflicht und der Nutzung einer Nachverfolgungs-App durchgesetzt werden. Dennoch leidet vor allem die Tourismusbranche. "Auch wenn die Regierung diese mit bis zu 40 Prozent subventioniert, nimmt die Armut im Land zu", sagt Fon Tipmonta, die einen Bootsverleih auf Phuket betreibt.

Taiwan: Kein Lockdown und nur zehn Todesfälle

Outdoor Show in Taipeh mit Maske
In Taiwan befolgen fast alle Menschen die strikten Vorschriften zur Eindämmung der Pandemie.© privat
Taiwan ist einer der engsten wirtschaftlichen Partner Chinas und trotzdem konnte die Insel im Südchinesischen Meer eine Ausbreitung des Coronavirus von Anfang an verhindern. Flugreisende werden in eine strenge Quarantäne geschickt und die Akzeptanz der Hygieneregeln ist sehr groß. "99 Prozent der Leute halten sich an die Regeln", sagt Ru Lin Cheng, Forscherin in Taipeh.

Neuseeland: Alarmanruf von der Regierung

Überall in Neuseeland hängen wie am Eingang dieses Supermarkts QR-Codes, um seinen Besuch zu registrieren.
Überall in Neuseeland hängen wie am Eingang dieses Supermarkts QR-Codes, um seinen Besuch zu registrieren.© Hope Duncan
Drastische Maßnahmen zu Beginn der Pandemie, sehr genaue Nachverfolgungen und lokale Lockdowns haben dazu geführt, dass es in Neuseeland nur rund 2000 Coronafälle gibt. Jetzt hat die Regierung noch ein nationales Alarmsystem eingeführt, mit dem sie alle Menschen über ihr Mobiltelefon erreichen kann. Einige halten das für übertrieben. "Jederzeit kann dein Telefon mit diesem Alarm losgehen – und dann bekommt man einen ganz schönen Schreck", sagt die angehende Lehrerin Hope Duncan.
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