Computerspiele und Mental Health

Der Umgang mit den inneren Dämonen

31:38 Minuten
Ein Screenshot aus dem Videospiel "Sea of Solitude" zeigt einen Dämon und eine kleine Person in einem Holzboot vor dramatischem Himmel.
Szene aus dem Videospiel „Sea of Solitude“. © Screenshot: Sea of Solitude / Electronic Arts
Moderation: Timo Grampes · 18.07.2019
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Einsamkeit, Depressionen, Mental Health – die Auseinandersetzung mit den inneren Dämonen hat wie kaum ein anderes Thema in der Spielebranche in den vergangenen Jahren an Fahrt aufgenommen.
Je nach Altersgruppe verdoppelt sich die Zahl derer, die sich einsam fühlen: Jeder vierte Jugendliche fühlt sich immer mal wieder einsam, und auch bei den Älteren steigt die Zahl. Soziale Isolation macht krank, das hat mittlerweile auch die Politik erkannt und damit begonnen, Strategien zu suchen. In Großbritannien gibt es seit einem Jahr sogar ein Ministerium für Einsamkeit. Eine "traurige Realität des modernen Lebens" sei die Einsamkeit, dieser Realität müsse man Rechnung tragen.

Spieleentwickler thematisieren Einsamkeit

Vor wenigen Jahren noch ein Thema in kleinen Indie-Spielen sind sie nun auch in aktuellen Blockbuster-Games zu Hause. Der große Blockbuster dazu heißt "Hellblade" – ein Spiel, das sogar einen eigenen Mental-Health-Berater an Bord nahm, um die Stimmen im Kopf der Spielerfigur angemessen einzufangen.
Es bleibt die Frage, wenn die Gesellschaft langsam offener im Umgang mit psychischen Störungen wird, was kann das Medium Computerspiel dabei leisten? In diesem Trend liegt auch das gerade erschienene Spiel "Sea of Solitude" (Meer der Einsamkeit) des Berliner Entwicklerstudios Jo-Mei Games.

Gamedesignerin stand Pate für Hauptcharakter

Gestartet als kleines Indie-Spiel wird "Sea of Solitude" nun von Electronic Arts, einem der größten Publisher der Branche, vertrieben. Mit der Chefentwicklerin Cornelia Geppert sprechen und spielen wir uns in dieser Sondersendung durch die Einsamkeit und fragen: Spiele und Einsamkeit - was ist das für eine Kombination und warum funktioniert sie so gut? Wie haben Spiele bisher das Thema verarbeitet? Und wie macht das "Sea of Solitude"?
Cornelia Geppert stand Pate für den Hauptcharakter in "Sea of Solitude", der sich sehr zerrissen fühlt, obwohl er Freunde und Familie hat. Dabei knüpft die Spieleentwicklerin an ihre eigenen Erfahrungen und ihre Auseinandersetzung mit einer Depression an. "Alles hatte sich zusammengeballt, so dass ich kurz vorm Implodieren war. Und was macht man als Künstler, wenn man solche starken Gefühle hat? Man packt es in künstlerische Werke. Und als Gamedesigner, der ich nunmal bin, macht man ein Spiel draus", erzählt Geppert gegenüber Deutschlandfunk Kultur.

Je komplexer und filigraner die Technologie und die erzählerischen Möglichkeiten in Videospielen werden, desto mehr beschäftigen sie sich auch mit einer Reise ins Innere: Immer wieder versuchen Game-Designer, in ihren Spielen innere Zustände wie Einsamkeit und Depression erfahrbar zu machen. Eine kleine Auswahl hat Marcus Richter zusammengetragen.

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