Comeback, Rückkehrer und Rolle rückwärts

Moderation: Katja Bigalke · 17.04.2011
Trends halten sich selten an die ihnen vorbestimmte Verlaufskurve. So widmet sich das Neonlicht diese Woche jungen Globalnomaden, die in ihre Heimatstadt Sofia zurückkehren, dort aber nicht mehr aufs Ausland verzichten wollen. Es berichtet vom Generationenbattle zwischen deutschtürkischen Rappern, vom Privatauto als Volkskutsche sowie einem Beichtstuhl zum Herunterladen.
Back to BulgariaVon Simone Böcker
Der Braindrain junger, hoch qualifizierter Menschen bereitet Bulgarien schon seit Langem Sorgen. Aber der Trend scheint sich umzudrehen: Nach einem Studium oder erster Arbeitserfahrung im Ausland kehren immer mehr Leute zurück – mit Unternehmergeist und Ideen im Gepäck, wie sich die Dinge auch in ihrer Heimat verändern ließen: Sie engagieren sich in sozialen Projekten, sammeln Altkleider, bieten kostenlose Stadtführungen an oder eröffnen Suppenläden und Yoga-Studios im Zentrum von Sofia. Denn natürlich bringen die Rückkehrer auch ihre Ansprüche an eine Großstadt mit.

Rap reloadedVon Luise Sammann
Deutschtürken haben in der Türkei keinen besonders guten Ruf. Aber eines ist auch am Bosporus unumstritten: Sie haben den "Orient-Hiphop" erfunden. Pioniere dieser Disziplin waren in den Neunzigern die Musiker von "Cartel": Deren Texte sprachen jungen deutschen Migranten aus der Seele, mit ihrem Rap wollten die vier Deutschtürken auch ihr Land verändern. Wer heute – ob in Berlin oder Istanbul – auf türkisch rappt, der bezieht sich auf sie. Jetzt wagen die fünf ihr Comeback. Nicht ohne Kritik an den protzigen Ghettorappern der zweiten Generation.

Night on earthVon Markus Nowak
Wer in Warschau ausgehen will, aber keine Lust hat auf den Bus und kein Geld fürs Taxi – der greift auf die Dienste der "Nightdriver" zurück. Also auf all die inoffiziellen Fahrer, die sich nach Feierabend mit ihrem Privatauto etwas Geld hinzu verdienen. In Zukunft sollen allerdings nur noch von der Stadtverwaltung Warschau lizensierte Taxis auf den Straßen unterwegs sein – angeblich zum Wohl der Kunden. Die aber mögen den Charme der bunten Fahrzeugklassen vom uralten polnischen Polonez bis hin zu aufgemotzten Golf GTI. Und den günstigen Preis.

AppsolutionVon Jürgen Stratmann
Kaum noch Lebensbereiche, für die es keine Smartphone-Anwendungen gäbe: Da ist die "Ich-nehme-ab-App", ein "App-zum-Arzt", "Erfahren-Sie-Ihr-Todesdatum-App" oder das "Baby-in-Sicht-App". Allein die Gretchenfrage - wie hältst du´s mit der Religion? - wurde lange vernachlässigt. Sehr zum Bedauern der kirchlichen Oberhirten, die auch erkannten, wie viel einfacher der Kontakt zur weltweit verstreuten Herde herzustellen ist, wenn man die neuen Medien nicht verteufelt, sondern nutzt. Jetzt aber ist es da: Ein digitales Sündenvergebungsprogramm, mit dem das Mobiltelefon zum tragbaren Beichtstuhl wird.