Coach und Moderatorin Dörte Maack

"Na klar mach' ich weiter"

34:51 Minuten
Porträt von Dörte Maack, 2019.
Dörte Maack ist erblindet - und macht heute anderen Menschen Mut. © imago / Apress / Stephan Persch
Moderation: Tim Wiese · 17.03.2022
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Als Dörte Maack erfährt, dass sie erblinden wird, ist sie 25 und will Zirkusartistin werden. Die Diagnose zu akzeptieren fällt schwer. Doch sie erkennt, dass ein erfülltes Leben auch mit Behinderung möglich ist. Heute coacht sie Führungskräfte.
Aufgewachsen ist Dörte Maack auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein, wo sie schon als Kind ihre Leidenschaft entdeckt: "Ich hab immer ganz viel geturnt und geklettert, auf meinen großen Brüdern, auf dem Heuboden. Turnen war immer mein Ding."
Ihr Jugendtraum, einmal als Artistin im Zirkus zu arbeiten, führt sie nach Bristol. Dort macht sie eine Ausbildung bei "Fool Time", Englands erster Vollzeit-Zirkusschule, heute unter dem Namen "Circomedia" bekannt. Vorher war sie bereits als Straßenkünstlerin mit Freunden jonglierend und Einrad-fahrend übers Land gezogen.

Diagnose "unheilbar"

Im Alter von 25 Jahren erfährt Maack, dass sie an "Retinitis Pigmentosa" erkrankt ist, einem fortschreitenden Verlust des Sehens bis zur völligen Erblindung. Erst weigert sie sich, die Diagnose "unheilbar" zu akzeptieren. "Ich hatte ja eine Company, wir haben Auftritte gemacht, waren echt erfolgreich. Ich habe das vielen Menschen nicht erzählt."
Sie will nicht bemitleidet werden und irgendwie auch noch an einen Ausweg glauben: "Ich hab rauf und runter recherchiert und wirklich alles gemacht: Homöopathie, Nahrungsergänzungsmittel, Akupunktur." Weil die Akupunktur tatsächlich kurzfristig ein wenig hilft, beschließt sie nach China zu reisen, und dort eine Augenklinik aufzusuchen.

Aufgeben ist keine Option

Als sie erfährt, dass auch die traditionelle chinesische Medizin keine Heilung bringen kann, wird Dörte Maack klar, dass sie unter den gegebenen Umständen weiterleben muss. Anders als sie vorher dachte, ist mit dem Augenlicht nicht auch alles andere verschwunden.
Ihr wird klar, dass man auch mit einer Behinderung ein erfülltes Leben führen kann, aufzugeben ist keine Option: "Na klar mach' ich weiter!"
Diese Erkenntnis festigt sich wohl auch dadurch, dass sie die Liebe ihres Lebens findet. Zuerst hatte sie das gar nicht für möglich gehalten und gedacht: "Wenn du keinen siehst, kannst du keinen finden. So platt." Die neue Liebe stärkt sie und hilft bei der Orientierung im neuen Lebensabschnitt. Schritt für Schritt lernt sie, ihren Alltag zu bewältigen, lässt sich beraten und absolviert spezielle Trainings.

Alle Männer sehen aus wie George Clooney

Unter anderem arbeitet Maack bei "Dialog im Dunkeln", einem Workshop- Ausstellungsformat, bei dem sehende Menschen in kompletter Dunkelheit unter Begleitung blinder Führer und Führerinnen bestimmte Aufgaben zu erledigen haben.
Heute ist sie beruflich hauptsächlich als Coach und Moderatorin tätig, hält Vorträge, gibt anderen Menschen Hilfestellung, ihr Leben in den Griff zu bekommen, "die Augen zu öffnen". Über ihr eigenes Leben hat sie ein ermutigendes Buch geschrieben: "Wie man aus Trümmern ein Schloss baut".
Ihre Vorträge eröffnet sie gern mit der kurzen Geschichte, dass in ihrer Vorstellungskraft alle Männer wie der junge George Clooney aussehen. Auch sich selber hat sie noch immer jung im Kopf, "weil ich ja schon seit 25 Jahren nicht mehr sehe". Wenn sich medizinisch doch einmal die Möglichkeit ergeben sollte, die Sehkraft wieder zu erlangen, dann würde sie vor allem gerne ihre Kinder sehen - und auch mal alleine Fahrrad fahren.
(mah)
Die Sendung ist eine Wiederholung vom 29.6.2021.
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