Cindy, Mandy und Co

So viel Macht haben Vornamen

Fächer mit den Namen der Kinder in einer Kita in Berlin-Neukölln
Kita in Berlin-Neukölln: Beginnt das Schubladendenken schon beim Vornamen der Kinder? © dpa / picture alliance / Volkmar Heinz
Damaris Nübling im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 14.09.2015
Hat Cindy schlechtere Jobchancen als Emilia? Die Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling widerlegt ein gängiges Vorurteil und erklärt, welche Namen tatsächlich zum Problem werden können.
Sag mir wie Du heißt, und ich sag Dir, wer Du bist: Für Nachnamen galt das schon immer, aber gilt das auch für Vornamen? Anlässlich der Mainzer Tagung "Rufnamen als soziale Marker" sprechen wir mit der Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling über die Macht der Namen.
Namen könnten zwar nicht das Leben vorherbestimmen, erklärt Nübling im Deutschlandradio Kultur. Die Vorstellung, dass ein Mädchen mit dem Namen "Alice" eine Feministin werde, sei naiv. Aber: "Was natürlich passieren kann, ist, dass auf Namen Informationen lasten oder auch ruhen, das können ja auch angenehme Informationen sein, die die Umwelt mit diesem Namen assoziiert."
Dazu gehöre etwa die Ethnizität, die Nationalität, das Geschlecht oder die Religiosität. "Das kann für die Betroffenen zur Belastung werden, wenn sie das nicht wollen", so die Sprachwissenschaftlerin.
Keine schlechteren Jobchancen, aber Hetze im Netz
Ob Cindy wirklich schlechtere Jobaussichten als Emilia habe, sei aber nicht nachgewiesen: "Wer wirklich schlechtere Jobaussichten hat, das sind Menschen mit ausländischen Namen." Die hätten definitiv schlechtere Aussichten, auch etwas bei der Wohnungssuche.
"Der Effekt für die sogenannten Unterschichtsnamen oder für Ostnamen wurde bislang nicht nachwiesen." Allerdings finde tatsächlich eine Hetze im Internet statt, diese Namen würden stigmatisiert.
Nübling befürwortet zudem, dass das Geschlecht nicht auf dem Namen markiert werden muss. "Wofür brauchen wir die Geschlechtsinformation auf dem Namen? Auf's Individuum kommt es an."
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