Christliche Selbstverteidigung

Die rechte und die linke Wange

Fortgeschrittene Karateka der Meisterstufe beim Training von Schlag- und Abwehr-Techniken bei einem international besuchten Lehrgang in Strausberg bei Berlin.
Freude an der Kampfkunst, nicht aber an der Gewalt: fortgeschrittene Karateka bei einem Lehrgang in Strausberg. © Hans Wiedl, dpa picture-alliance
Von Peter Kaiser · 28.09.2014
Im Nordirak und an vielen anderen Orten weltweit sind Christen Gewalt und Verfolgung ausgesetzt. Manche greifen zur Selbstverteidigung, andere warnen davor, sich zu wehren. Über die Vereinbarkeit von Kampfkunst und christlicher Ethik und sogenannte "Gotteskämpfer".
"Taufen sind selten geworden in Tur Abdin, dem Berg der Knechte Gottes. Hier im Südosten der Türkei, nahe der Grenze zu Syrien und Irak, befindet sich eines der ältesten Klöster der Welt."
"Vor der US-Invasion lebten mehr als eine Million Christen im Irak. Mehr als die Hälfte hat das Land seitdem verlassen."
"Die Probleme in Nigeria sind sehr vielfältig. Wir haben ethnische, soziale, und ganz besonders religiöse Probleme. Und wenn dann all diese Themen aufeinander treffen, dann entsteht ganz oft ein Pulverfass. Das wiederum führt zu großen Krisen (...) und Gewalt und Leid."
Die Situation ist nicht neu und vielfach bekannt. Jahr für Jahr werden Christen weltweit auf vielfältige Weise drangsaliert. Mitunter werden sie wegen ihres Glaubens auch getötet.
"Wenn ein Glied leidet, leiden die anderen Glieder mit."
1. Korintherbrief
Die Übergriffe auf Christen seien in den letzten Jahren zahlen-mäßig angestiegen, sagt Markus Rode, Leiter von "Open Doors" Deutschland. Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk setzt sich seit 1955 für bedrohte Christen ein. Allerdings sind die Angaben von Open Doors nicht unumstritten, denn das Hilfswerk deutet bereits die Beschränkung der Religionsfreiheit in nicht-christlichen Ländern als Christenverfolgung. Als Richtschnur für den Begriff Verfolgung wird dabei von "Open Doors" jede Feindseligkeit genannt.
Zitat: "...die eine Person wegen ihrer Identifikation mit Christus erleidet, einschließlich feindseliger Haltungen, Worte und tätlicher Übergriffe." Zitatende.
In Nordkorea ist die Verfolgung besonders schlimm
Seit 1993 erstellt "Open Doors" dazu einen Weltverfolgungsindex, eine Art Ranking der Christenverfolgung, in dem 50 Länder aufgezählt werden, in denen die Verfolgung am schlimmsten ist. Markus Rode nennt die ersten zehn.
"Da steht an erster Stelle Nordkorea, gefolgt aktuell von Somalia, dann Syrien, Syrien hat einen großen Sprung nach vorne gemacht, durch die Attacken gegen Christen in dem Bürgerkrieg, dann kommt Irak, an vierter Position, an fünfter Position Afghanistan, an sechster Saudi Arabien, und dann das Urlaubsparadies die Malediven, an siebter Stelle, und dann kommt Pakistan, Iran und Jemen. Jemen belegt dann den 10. Platz."
Doch der Begriff der Christenverfolgung, sagt Jens Nieper, Geschäftsführer des evangelischen Jerusalemsvereins des Berliner Missionswerkes, ist viel zu weit gefasst.
"Da entstehen bei ganz vielen Menschen schnell Bilder von einer Situation ähnlich wie im alten Rom, wo die Christen an die Kreuze geschlagen wurden oder den Löwen vorgeworfen wurden. Das ist ja nicht der Fall. Es gibt sicher furchtbare Gewaltexzes-se in viel zu vielen Ländern an viel zu vielen Menschen, was aber die meisten christ-lichen Geschwister, gerade im Nahen Osten, aber auch in vielen anderen Ländern bedrückt, ist eben eher eine Alltagsbedrängung. Deswegen reden wir lieber von bedrängten und verfolgten Christen, und nicht einfach von (...) Christenverfolgung. Ich glaube, dass es wichtig ist zu differenzieren."
Pazifistisch, aber nicht im Sinne der Selbstaufgabe
Trotz aller notwendigen Differenzierungen, im Kern haben alle Bedrängungen von Christen eines gemeinsam, sagt der Berliner Religionslehrer und Pfarrer Heinz Domke.
"Das ist ein Verbrechen, wenn den Christen, die eigentlich niemandem schaden, sondern die einfach nur in Ruhe leben wollen, wenn die (...) zu leiden haben, und das haben sie offensichtlich."
"Gelobet sei der Herr, mein Fels, der meine Hände Kämpfen lehrt und meine Fäuste Krieg zu führen."
Psalm 144, 1
"Soll ich mich wehren, oder soll ich mich nicht wehren? Und wie weit darf ich mich wehren?"
"Ich denke, ein Christ kann auch nicht sagen, ich halte mich aus allem raus. Ich glaube schon, ich muss Stellung beziehen, wenn ich sehe, dass jemand bedroht wird. Ich darf niemand anders in seinem Leben bedrohen. Selbst Jesus, von dem alle im-mer sagen, er sei so friedliebend, und die rechte und die linke Wange hinhalten, aber er selber ist ja auch gewalttätig geworden, zum Beispiel gegenüber den Verkäufern im Tempel, die er dann, so wird es jedenfalls bei allen vier Evangelisten berichtet, und das ist schon sonderbar, alle vier sagen das, berichten diese Szene, wo er gewalttätig die Leute aus dem Tempel wirft."
"Wenn es keinen Kampf gibt, gibt es kein Christentum."
Papst Benedikt XVI.
"Ich war im Gefängnis als Pfarrer, im Krankenhaus. Kampfsport und christliche Religion ist kein Widerspruch. Weil es im Kampfsport nicht darum geht jemanden umzulegen, jemand zu töten, sondern es ist ein "Sich-Selber-Kennenlernen", sich selber trainieren, sich selber (...) vervollkommnen. Und das ist nicht nur eine körperliche Arbeit, sondern geistig-körperliche Arbeit, ja. Christentum ist schon eine pazifistische Religion, aber nicht soweit, dass ich mich aufgebe."
"Also ich glaube, Stellung beziehen muss ein Christ. Und er muss auch dort für jemanden eintreten, wo er jemanden bedroht sieht."
Wenn der Pfarrer Heinz Domke davon spricht, dass ein Christ für jemanden eintreten muss, der bedroht wird, dann sind das bei dem heute 64-Jährigen keine Lippenbekenntnisse. Denn Heinz Domke ist auch Träger des dreifachen Meistergrades im Shotokan-Karate, also Träger des 3. Dans in einer der härtesten Kampfkünste. All das ist kein Widerspruch zum Christsein, sagt er, denn richtig verstandener Kampfsport habe nichts mit Angriff und Gewalttätigkeit zu tun.
"Es ist Sport. Und in vielen anderen Sportarten geht es auch um Sieg. Und zwar bedeutet das immer, dass ein Anderer der Unterlegene ist. Also die linke und die rechte Wange hinhalten, es geht darum im sportlichen Sinne jemanden zu besiegen. Aber es ist nie der Gedanke, den anderen zu töten."
Kampf gegen den "Gegner in uns selbst"
Doch wie kann das zusammengehen: aktives Christsein und Kampfsport? Ein Besuch an einem Samstag im "Bushido Lubwart -Dojo" in Bad Liebenwerda ist aufschlussreich. Dojo ist Japanisch, Do bedeutet die geistige Haltung einen Weg zu beschreiten. Das drückt sich auch in den Namen Ju-Do, Aiki-Do aus. Das Wort Dojo bedeutet übersetzt "Ort des Weges". In Bad Liebenwerda ist das eine Turnhalle, hier üben etwa 30 Männer und Frauen Karatetechniken. Zum einen Fauststöße, die punktgenau auf den Zwischenraum von Oberlippe und Nase zielen, oder direkt auf den Solar Plexus. Und Tritte, die die Schläfe, die Nierengegend oder den Hals als Ziel haben. Würde die meisten Techniken, die tausendfach über Jahre hinweg geübt werden, mit voller Härte ausgeführt, können sie einen Menschen töten. Doch ist der Mix aus pazifistischen Einstellung einerseits, und einer Kampfbereitschaft andererseits nicht ein Widerspruch in sich?
"Es gehört aus meiner Sicht zusammen. Karate ist in erster Linie natürlich kämpfen, so kennen wir das, so verstehen wir das."
"Es geht nicht um den Kampf gegen den Gegner, sondern gegen den Gegner in uns selbst."
"Wenn Dir jemand auf deine rechte Wange schlägt, dann biete die andere auch dar."
Matthäus 5, 39
"Und wie es auch im täglichen Leben viele Möglichkeiten gibt etwas zu erreichen, ist auch im Christentum die Möglichkeit, die Erlösung zu finden, oder den wahren Weg zu finden, und ich glaube, Karate ist ein Weg zu dem zu finden, was meine wahre Bestimmung ist."
"Die eine Wange und die andere Wange, das (...) ist im Kontext der Bergpredigt zu sehen, die Jesus gehalten hat, und da geht es ja auch darum. Er preist ja zum Beispiel die Gewaltlosen selig. Selig die, die Frieden stiften, selig die, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Das gehört dazu. Aber zugleich ist der Schutz des Lebens, der Schutz der Gesundheit ein sehr hohes Gut, was im Christentum sehr verankert ist. Und deswegen ist das nicht zu trennen."
Auch Heinz Domke meint, dass die Bibel in diesem Fall nicht wörtlich auszulegen ist.
"Das ist nicht so Eins zu Eins gemeint. Aber es nimmt die Aggression weg, auch meine eigene Aggression, als Antwort auf mir entgegengebrachte Aggression."
Das klingt erst mal gut. Doch wie lässt sich das im Alltag umset-zen? Was ist, wenn man als Christ auf der Straße angegriffen wird? Heinz Domke berichtet von einem Vorfall, den er erlebte...
"Also da stand jemand an der Kreuzung, ein alter Mann kam mit dem Fahrrad, und dieser SUV-Fahrer."
Gemeint sind jeepartige Geländelimousinen.
"Also SUV-Fahrer hat angehalten, um ihn vorbeizulassen. Und als der Mann mit seinem Fahrrad vor das Auto ging, ruckelte er immer so ein bisschen an und verunsicherte den Mann völlig. Der blieb stehen und gestikulierte wild, was willst du, in dem Augenblick kam ihm entgegen eine junge Frau, mit so einem kleinen Köfferchen, das sie hinter sich herzog, und der Mann ging weiter. Und dann stand sie vor dem Auto, und dann machte er genau dasselbe wieder. Und sie blieb stehen, und gestikulierte, und rief ihm zu: 'Lass das sein, was soll das?'"
"Gewalt schafft immer wieder neue Gewalt"
Heinz Domke beobachtet die Szene aus seinem Auto, mit dem er ebenfalls an der Ampel steht.
"Und dann bin ich ausgestiegen, und bin auf ihn zugegangen und habe gesagt, was das soll? Da ist er ausgestiegen, und ja, hatte gleich: "was willst du", und "komm her", und stellte sich gleich so in Boxstellung, beide Fäuste hoch und so. (...) und er kam dann auf mich zu, aber ich blieb ruhig stehen, und er ließ dann auch seine Fäuste sinken (...) dann musste er sich wohl noch so verteidigen, dass er beide Hände hochnahm, und mich gegen die Schultern stieß."
"Aber ich merkte in dem Augenblick schon, er wollte das schon gar nicht mehr. Er suchte jetzt nur noch eine Möglichkeit jetzt ohne großen Ehrverlust sich aus dieser Situation zu verabschieden. Und so war es dann auch. Er drehte sich danach um und ging ganz schnell in sein Auto und fuhr weg."
"Gewalt schafft immer wieder neue Gewalt. Und deswegen ist Gewalt aus meiner Sicht keine Lösung. Es kann keine Lösung sein. Es kann vielleicht kurzfristig zur Lösung des Problems beitragen, aber auf lange Sicht mit Sicherheit nein. Das ist auch so aus christlicher Sicht: die Liebe überwindet alles, nicht die Gewalt, nicht der Hass. Und weiß ich, ob die zwei Leute, die mich heute bedrohen, morgen mit fünf Leuten wiederkommen?"
"Wenn ihr Christ geworden seid, dann ist es manchmal so, dass einem die Kraft ausgeht. Der Teufel kommt, und das ist der Gegenspieler von Gott, und der kommt nicht von vorne, dass man ihn erkennen kann, sondern der kommt meistens von der Seite. Und dann braucht man Kraft, man muss blitzschnell sein, und man muss aufpassen, wenn er kommt, um ihm zu begegnen, und man braucht Kraft."
Zum Beweis der Kraft gegen den Satan zertritt der Kampfsportler Thomas Freund von der „Vereinigung Christlicher Kampfsportler" auf dem „Christival" 2000 in Kassel die etwa 3 Zentimeter dicken Bretter mit einem Kick, japanisch „Mawashi-Geri" genannt.
Sicherlich ist das eine stark vereinfachte Auffassung christlichen Glaubens. Bemerkenswert ist allerdings dabei, dass die „Vereini-gung Christlicher Kampfsportler", kurz: VCK, überall in Deutsch-land zu finden ist. Das Ziel der VCK definiert der Verein auf seiner Homepage folgendermaßen:
"Christen in Bezug auf die Kampfsportauswahl hin zu beraten, da es Systeme gibt, die den Einbezug fernöstlich-religiöser Elemente in das Training fordern."
Motto der VCK, in der Kampfportschulen aus ganz Deutschland assoziiert sind, ist JOHANNES 14,1:
"Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, nur durch mich."
Käfigkämpfe für Gott
Dieses Zitat ist die Grundlage für die Forderung, die fernöstlichen Elemente im Karate, Kung Fu, Judo, Aikido, Jiu Jitsu, Wing Tsun und anderen Kampfsportarten zugunsten einer christlichen Haltung nicht zu beachten. Mehr noch: wer es ernst mit seinem Christsein meint, der soll die meditativ-religiösen Elemente direkt aus dem Training eliminieren.
"Ich glaube, wer so etwas sagt, der kennt christliche Geschichte zu wenig. Gerade heute gibt es einen Trend fernöstliche Weisheiten mit christlicher Religion zu verbin-den. Ob das Yoga ist, ob das Meditation ist, Zen-Buddhismus, da gibt es viele Anknüpfungspunkte. Und ich glaube einfach, dass man im sogenannten Abendland diesen ganzen mentalen Bereich vernachlässigt hat. Man achtet auf Äußerlichkeiten, (...) und das ist das Tolle bei Karate-Filmen, Bruce-Lee, und so weiter, dass auf der einen Seite ist der irre Kampf, aber zum Schluss taucht irgendwo ein alter Mann auf, der gar nicht mehr aggressiv ist in sich, (...) in sich ruhend, gar nicht anderen Leuten gefährlich werden will, und somit die ganze Action, die in den Filmen drin ist, eigent-lich konterkariert. Und ich glaube, diese Gelassenheit, die so ein alter Mann an den Tag legt, das ist das, wonach man streben sollte. (...) dazu gehört auch ein bisschen Mystik vielleicht."

Dieser christlich fundamentalistische Kampfsport à la VCK verbie-tet das Eins-Werden mit dem Kosmos, die Ying und Yang-Lehre im Training, die KI-Arbeit, also die Kraftenergie-Arbeit, ebenso die gedankenferne Konzentration vor dem Kampf. Dieser fast medita-tive Aspekt wird im Training stets betont. Denn es geht darum sich vollkommen zu entspannen, damit man alles wahrnimmt, was einem entgegengebracht wird. Dann soll man sich gezielt anspan-nen und sich wehren. Damit man das nicht trainiert, empfiehlt die "Vereinigung Christlicher Kampfsportler" die sorgfältige Auswahl der Schule und der Kampfsportart, die man betreiben möchte.
"Wer auf Nummer sicher gehen will, der wähle Kampfsportarten wie Kickboxen, Boxen, Escrima, Krav Maga, oder andere Selbstverteidigungssysteme, die auf esoterische Inhalte verzichten."
Für diejenigen, die diese Form des "Gottesdienstes" als sehr speziell und sicher auch etwas skurril empfinden, lohnt sich ein Blick in die USA. Dort boomen gerade "Cage-Fights for God", also Kämpfe für Gott in Mini-Arenen. Die "Gotteskämpfer" treten mit sogenannten "Mix-Martial-Arts" gegeneinander an, also einem Mischmasch verschiedenster Kampfstile, doch immer ohne Waffen.
Intonation der Tempelritter:
"Nicht uns, Herr, nicht uns. Sondern Deinem Namen gibt Ehre."
Tradition führt zu den Tempelrittern
Sicherlich ist diese Art der Glaubensausübung nicht für jeden nachvollziehbar. Bei all der Skurrilität aber könnte man hier eine Traditionslinie erkennen, die nachdenklich macht. Denn das hat es schon einmal gegeben, wenn auch anders, im Mittelalter, beim Heiligen Orden der Tempelritter.
Intonation der Tempelritter: "Nicht uns, Herr, nicht uns. Sondern Deinem Namen gibt Ehre. Amen."
Im Templerorden waren erstmals die Ideale des Ritterordens mit dem Mönchstum verbunden. Die Tempelritter schützen einst die christlichen Pilgerwege nach Jerusalem. Dass die Tempelritter keine Geschichte sind, beweisen die vor 2 Jahren in der Berlin-Tempelhofer Dorfkirche vollzogenen Ritterschläge, und die damit verbundenen Aufnahmen neuer Ritter in den Orden.
"Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes schlage ich Dich zum Ritter des Ordos Milici tempelerusdi. Sei du, mein Bruder Lambertus, ein tapferer, gläubiger, gerechter und treuer Ritter unseres Herrn Jesus Christus und seines Heiligen Tempels. Steh auf, mein Bruder Lambertus, und empfange nun Ordenskreuz und Mantel."
Auch heute noch sieht sich der Orden - den viele auch mit den Kreuzzügen in Verbindung bringen - dem Schutz der Christen im Nahen Osten verpflichtet. Manfred Schneider, Ordensmeister und damit der weltliche Leiter der Tempelritter betont aber, dass das Engagement des Ordens heute ein ganz anderes ist als im Mittelalter.
"Aufgrund der Kreuzzüge sind wir der absoluten Gewaltlosigkeit innerlich ver-pflichtet und wollen sie auch umsetzen. Das heißt, wir wollen auch Schutz denjenigen geben, die von Gewalt bedroht sind. Deswegen ist uns der Frauen- und Kinder-schutz ein sehr sehr wichtiges Anliegen. Und eine zweite Brücke, wir versuchen die Christen im Heiligen Land, die immer weniger werden, in ihrem Dasein zu stärken. Das heißt in der Ausbildung, dass sie vor Ort studieren, aber auch bleiben. (...) Und der andere Punkt, dass wenn Christen bedroht oder verfolgt werden, versuchen wir mit diesen Kirchen vor Ort zusammen zu arbeiten."
Die Frage, ob ich mich als Christ im Falle eines Angriffs wehren darf, ist eine Frage, die jeder Christ für sich selbst beantworten muss. Die Bibel selbst liefert keine eindeutige Antwort, sagt Jens Nieper, vom Jerusalemsverein des Christlichen Missionswerks.
Wobei die Frage gerade vor dem Hintergrund der Umwälzungen im Nahen Osten in den Kirchen intensiv diskutiert wird.
"Es gibt immer wieder Ansätze, dass Christen zum Beispiel eigene Milizen aufstellen, um sich bewaffnet zu wehren. Aber da sind sich die Christen keineswegs einig. Unser Partner in Ägypten, die Koptisch-Evangelische Kirche sagt zum Beispiel ganz deutlich, nein, das ist für uns keine Option (...) aber natürlich ist die Situation eine andere im Irak oder in Syrien, wo es dann ganz direkte Gewalt gibt und wo dann Christen auch sagen, wir müssen uns verteidigen weil es hier gar nicht um gesellschaftliche Transformation geht, sondern um nackte Gewalt. Und da kann ich dann auch verstehen, wenn Christen sagen, wir müssen unsere Dörfer, wir müssen unser Leben verteidigen."
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