Christian Thielemann beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Der Mann für die Spätromantik

Der Dirigent steht vor einem Orchester und hebt seinen Dirigentenstab.
Christian Thielemann: „Ich dirigiere, weil's mir Spaß macht!“ © picture-alliance / dpa/ dpaweb | Ali Schafle
Moderation: Anna Greiter und Maximilian Maier · 16.04.2021
Der weltgereiste Dirigent Christian Thielemann hat tatsächlich noch nie das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks geleitet. Höchste Zeit also! Er bringt Leib- und Magen-Repertoire mit: Romantisch-Sinfonisches von Richard Strauss und Robert Schumann.
Christian Thielemann hat längst Kultstatus - auch er war als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker im Gespräch. Auch mit den Wiener Philharmonikern verbindet ihn eine besondere Partnerschaft: sein Beethoven-Zyklus eroberte die Kritik. 2011 gab er mit viel Wirbel den Chefposten der München Philharmoniker ab.
Nun kehrt er nach München zurück und gibt sein Debüt bei einem Orchester, das er eigentlich längst hätte dirigieren können: das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Endlich fand sich ein Termin im Kalender des 62jährigen Berliner, der zur Zeit als Chefdirigent der Dresdner Staatskapelle und als Musikdirektor der Bayreuther Festspiele agiert.
Corona-bedingt kann Thielemann in München leider nicht die Fünfte von Bruckner dirigieren, wie eigentlich vereinbart. Sein Alternativ-Programm, das wir in Cooperatrion mit dem Bayerischen Rundfunk ausstrahlen, bietet spätromantische Werke von zwei Komponisten, die ihm am Herzen liegen: Richard Strauss und Robert Schumann.

Schumanns Orchester-Suite

Gegenüber seinen vier Symphonien hatte es Schumanns Opus 52 nie leicht. Dabei sind "Ouvertüre, Scherzo und Finale" keineswegs ein Fragment, sondern waren von Schumann als abgeschlossene Suite oder Sinfonietta konzipiert.
"Ich schrieb es in recht fröhlicher Stimmung", so Schumann 1841. Und das hört man dem reizvollen Werk auch an.

Mit Strauss eröffnen

Thielemann gilt als Stauss-Experte. Und so spielt er vor Schumann ein 16-köpfiges Bläserensemble in der facettenreichen Ersten Sonatine des Garmischer Komponisten. Nach dem Vorbild von Mozarts "Gran Partita" bereitete sich Strauss damit mitten im Krieg 1943 eine "Schreibtischvergnügung" oder auch "Handgelenksübung", "damit das vom Taktstock befreite rechte Handgelenk nicht vorzeitig einschläft".
Ein alter Mann mit weißen Haaren schaut auf einer historischen Fotografie ernst direkt in die Kamera.
Richard Strauss verbrachte die Kriegsjahre in seinem Haus in Gramisch-Partenkirchen - ein idyllischer Rückzugsort.© picture-alliance / dpa
Der Titel "Aus der Werkstatt eines Invaliden" bezieht sich auf den Werkstattcharakter der Sonatine ebenso wie auf eine kurz zuvor überstandene schwere Grippe. Vor das altmeisterliche Spätwerk setzt Thielemann die "Wiener Philharmoniker Fanfare" für 22 Blechbläser und Pauken.
Dieses Werk widmete Strauss seinen "lieben herrlichen Philharmonikern". Uraufgeführt wurde die effektvolle Fanfare beim ersten Philharmoniker-Ball 1924.

Der Abend wird mit Gesprächen und Aufnahmen mit Christian Thielemann eröffnet. Darunter:
Richard Strauss
Hornkonzert Nr. 1

Robert Langbein, Horn
Sächsische Staatskapelle Dresden

Richard Wagner
Wesendonck-Lieder

Camilla Nylund, Sopran
Bayreuther Festspielorchester

Konzertbeginn 20.30 Uhr
Live aus der Philharmonie im Gasteig, München
Richard Strauss
Wiener Philharmoniker Fanfare
Sonatine Nr. 1 F-Dur "Aus der Werkstatt eines Invaliden"
Robert Schumann
Ouvertüre, Scherzo und Finale E-Dur op. 52
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