Christian Höppner über das "DAU"-Projekt

"Ein Scheitern wäre schade und jämmerlich"

Ein Mann spreizt die Arme vor einer Gruppe von Menschen, die ihm applaudieren.
Eine Szene aus Illya Khrzhanovskys Film "Dau". Das Berliner Projekt "DAU Freiheit" soll den Film flankieren. © Orlova/Berliner Festspiele
Moderation: Anke Schaefer · 25.09.2018
Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, hofft, dass das umstrittene Kunstprojekt "DAU" in Berlin doch noch zustande kommt. Den Organisatoren attestiert Höppner "große Ernsthaftigkeit".
Drei Tage vor Ablauf der offiziellen Frist zur Genehmigung von Ilya Khrzhanovskys umstrittenen Berliner Projekt "DAU Freiheit" zeigte sich Christian Höppner überzeugt, dass Deutschland ein solches Projekt zu "einhundert Prozent" brauche. Allerdings hatte die Berliner Verwaltung das Vorhaben wegen Sicherheitsbedenken vor wenigen Tagen abgelehnt, wenn auch noch nicht in einem offiziellen Schreiben.
Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates und Generalsekretär des Deutschen Musikrates
Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates und Generalsekretär des Deutschen Musikrates© DMR
"Ich fände es ganz schade und auch ein bisschen jämmerlich, wenn das jetzt an formalen, an technischen Dingen scheitert", sagte der Präsident des Deutschen Kulturrates im Deutschlandfunk Kultur. "Nicht nur aus künstlerischen Gründen, sondern weil es auch für unsere Gesellschaft so wichtig ist, wieder daran zu erinnern, wie es mal war, in Unfreiheit zu leben - jedenfalls Teile unserer Gesellschaft."

Hoffnung, dass sich die Freiheit der Kunst durchsetzt

Zwar könne er auch diejenigen verstehen, die dagegen protestieren, sagte Höppner. "Aber gerade diesen Streit, diese emotionale Auseinandersetzung braucht unsere Gesellschaft, um es nicht nur in ein intellektuelles Sich-Erinnern zu verpacken, sondern das muss wirklich haptisch fühlbar, erfahrbar sein."
Eine Ansicht des Kronprinzessinnenpalais in Berlin.
Hier will der Regisseur Ilya Khrzhanovsky mit dem Kunstprojekt "DAU" vorübergehend die Mauer wieder aufbauen.© imago stock&people
Den Vorwurf, "DAU" sei nur ein Event, wies Höppner zurück. Wer Thomas Oberender, den Chef der Berliner Festspiele, und die anderen Organisatoren kenne, wisse, dass diese "mit sehr großer Ernsthaftigkeit" vorgingen. Allerdings hätten sie im Vorfeld anders kommunizieren und besser informieren müssen. "Aber jetzt ist es so, wie es ist. Ich hoffe, dass sich hier wirklich die Freiheit der Kunst durchsetzt und dieses Projekt zustande kommt." (bth)

Die Pläne des russischen Filmemachers Ilya Khrzhanovsky für das DAU-Projekt sehen vor, vom 12. Oktober bis 9. November ein Areal in Berlins Mitte abzuriegeln. Hinter einer 800 Meter langen Betonmauer rund um das Kronprinzessinnenpalais soll ein diktatorisches System erfahrbar werden. Besucher sollen mit einem Visum Zutritt erhalten.

Das gesamte Gespräch mit Christian Höppner hören Sie hier:
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