Chris Dercon geht nach Paris

"Mehr nach seinem Geschmack als Berlin"

Der Ex-Volksbühnenintendant Chris Dercon
Als Chef der Volksbühne scheiterte Chris Dercon und blieb weniger als ein Jahr lang. © Paul Zinken/dpa
Carsten Probst im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 08.11.2018
Chris Dercon hat ab Januar 2019 einen neuen Job: Der umstrittene Ex-Intendant der Berliner Volksbühne wird Leiter mehrerer französischer Nationalmuseen. Ist das für ihn ein Karrieresprung? Eine Einschätzung von dem Kunstkritiker Carsten Probst.
Am 1. Januar 2019 tritt Chris Dercon sein Amt als Präsident der französischen Vereinigung der Nationalmuseen an. Zuletzt war der belgische Kurator und Theaterwissenschaftler Intendant der Berliner Volksbühne. Nach Prostenten gegen seine Arbeit trat er im April 2018 zurück - nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt im August 2017.
"In jedem Fall dürfte das ganze Drumherum in Paris für Dercon wesentlich mehr nach seinem Geschmack sein als in Berlin. Denn was in Paris geplant ist, ist eine umfassende Neuausrichtung der Museumspolitik an diesen globalisierten Event-Betrieb", meint der Kunstkritiker Carsten Probst.
Diesem Event-Betrieb diene auch der Umbau des Grand Palais von 2021 bis 2024. In dieser Zeit werde es ein Provisorium gegenüber dem Eifelturm geben. Dercons Aufgabe bestehe zunächst einmal in der Programmgestaltung in den Jahren 2019 bis 2024.
Besucher auf der Internationalen Messe für Zeitgenössische Kunst (Fiac) im Pariser Grand Palais.
Besucher auf der Internationalen Messe für Zeitgenössische Kunst (Fiac) im Pariser Grand Palais.© picture alliance / dpa / Yoan Valat
Die Pläne für Paris unterscheiden sich nach Ansicht von Probst kaum von denen für Dercons Zeit in Berlin. Die Stimmung in Paris sei aber ganz anders. Als Karrieresprung sieht Probst Dercons neuen Posten nicht.
"Das, wofür er gerufen wird, ist eigentlich immer dasselbe oder immer ähnlich, weil er eben auch vor allem ein großer Event-Organisator ist, weniger so ein großer Programm-Visionär. Er ist, glaube ich, in Berlin an den speziellen Bedingungen gescheitert. Aber in Frankreich vielleicht nicht. Und in London und München haben wir ja gesehen, dass er da durchaus erfolgreich war", so Kunstkritiker Probst.
(mia/dpa)
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