Chefredakteurin über 40 Jahre deutsche Vogue

"Wir sind nicht so stereotyp, wie wir mal waren"

07:51 Minuten
Models auf einem Laufsteg bei einer Fashionshow
Die deutsche Ausgabe des Modemagazins Vogue wird seit vier Jahrzehnten monatlich herausgegeben. © picture-alliance / Zentralbild / Jens Kalaene
Christiane Arp im Gespräch mit Dieter Kassel · 10.10.2019
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Die deutsche Vogue feiert ihren 40. Geburtstag mit einer Ausstellung. In den letzten Jahren, sagt Chefredakteurin Christiane Arp, sei das Interesse für Mode stark gewachsen. Durch digitale Verbreitungswege habe sich ihre Arbeit verändert.
Nachdem die deutsche Ausgabe der Vogue bereits in den späten 1920er-Jahren für etwa eineinhalb Jahre erschienen war, wurde sie 1979 noch einmal gelauncht und wird seitdem monatlich herausgebracht. Zum diesjährigen 40. Geburtstag gibt es eine Jubiläumsausgabe und eine Ausstellung im Museum Villa Stuck in München: "Ist das Mode oder kann das weg!? 40 Jahre Vogue in Deutschland". Unter anderem hat der in London lebende deutsche Fotograf Juergen Teller dafür sein Archiv geöffnet und ermöglicht so eine Art Deutschlandreise im Modekontext. Ebenso gibt es Fotografien aus dem Vogue-Archiv, einen Karl Lagerfeld gewidmeten Raum, Installationen und einen Blick hinter die Kulissen des Magazins. Eine Mischung aus Archiv- und auch viel neuem Material, so Christiane Arp, Chefredakteurin der deutschen Ausgabe.

Wachsendes Modeinteresse, weniger Klischees

Wie unterscheidet sich die deutsche Vogue oder auch die Mode von anderen Regionen? Trotz Globalisierung gebe es nach Christiane Arp Identitäten und Interessen in Deutschland, die sich beispielsweise von Frankreich oder Italien unterscheiden. Dass "die deutsche Frau" gar kein Modeinteresse habe, sei ein Klischee: "Dagegen wehre ich mich vehement." Ganz im Gegenteil. Es sei sogar ein wachsendes Interesse für Mode zu erkennen, vor allem bei jungen Menschen. Sicher hätte dies auch damit zu tun, dass man Mode heute anders und über viel mehr Kanäle kommuniziere.
Auch die Frauenbilder hätten sich verändert. Während früher überall die gleichen Supermodels zu sehen gewesen seien, sei es heute um einiges vielfältiger: "Wir zeigen nicht Frauen, die 20 Jahre alt sind, sondern wir zeigen Frauen, die 18 bis 70 Jahre alt sind. Und das gefällt mir sehr gut. Wir sind nicht so stereotyp, wie wir mal waren."

"Wir sehen uns heute als Kuratoren"

Digitale Verbreitungskanäle, Modeblogger und Influencer würden noch weitere Veränderungen mit sich bringen. Vor einigen Jahren hätte sich die deutsche Vogue in der Pflicht eines Chronisten gesehen, meint Christiane Arp, weil das, was auf den Fashionshows präsentiert wurde, erst einmal in den Redaktionen landete und dann über Monate in den Magazinen gezeigt wurde. Heute entstehe bereits in den Shows eine Flut von Bildern, die direkt ihren Weg ins Netz findet. Die Arbeit der Vogue-Redakteure ist damit eine etwas andere geworden:
"Wir sehen uns heute als Kuratoren. Wir ordnen ein, aber das sicher auch subjektiv, nämlich mit der Brille der Vogue. Wir sehen uns heute viel mehr in der Verantwortung, unseren Lesern das mitzugeben, was wir denken, was Mode in den nächsten Monaten sein sollte."
(asi)
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