Musiker Balla Sidibé gestorben

Trauer um den Pionier des Afro-Salsa

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Die sengalesische, afro-kubanisch-karibische Fusion-Band, Orchester Baobab, aufgenommen im Roundhouse, London 2017.
Die Musiker von Orchestra Baobab trauern um den Sänger Balla Sidibé, der mit 78 Jahren verstarb - eigentlich war gerade eine Jubiläumstournee in Vorbereitung. © Getty Images / Hulton Archive / Judith Burrows
Thorsten Bednarz im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 30.07.2020
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In seiner Heimat Senegal ist der Sänger und Perkussionist Balla Sidibé im Alter von 78 Jahren verstorben. Sein Name wird immer mit dem Orchestra Baobab verbunden bleiben, das er vor 50 Jahren mitbegründet hat.
Der senegalische Sänger und Perkussionist Balla Sidibé ist bereits am Mittwoch in Dakar gestorben. Er wurde 78 Jahre alt. Im Jahr 1970 hatte Sidibé das Orchestra Baobab gegründet, das zu einem der ganz großen Orchester Westafrikas heranwuchs.
"Es war auch Ausdruck der Zeit und der Politik des ersten Präsidenten Senegals, Léopold Sédar Senghor, der ein entschiedener Anhänger des Panafrikanismus war, einer politischen und kulturellen Bewegung, die die durch die Kolonialzeit gezogenen Grenzen überwinden wollte und zu neuen gemeinsamen Lösungen im Kampf um die Überwindung der Probleme der Kolonialzeit kommen wollte", sagt unser Musikredakteur Thorsten Bednarz. "Und hier setzte auch das Orchestra Baobab mit seiner Musik an, denn es war schon bei seiner Gründung ein international besetztes Orchester mit Musikern aus Marokko und Togo, später auch aus Kamerun."

Gespielt in Londoner Underground-Clubs

Der Name Balla Sidibé bleibe mit dieser Musik verbunden. "Sidibé als Orchesterleiter hat es immer wieder geschafft, neue und frische Musiker in die Band zu holen, die dann auch wieder neue Einflüsse mitbrachten – aber irgendwann wurde diese Band dann so groß, dass sie auf ganz neue Trends nicht mehr reagieren konnte und sich schließlich 1987 auflöste", so Bednarz.
Die Musik blieb populär. "Ende der 80er-Jahre und Anfang der 90er hatte sich die Weltmusik als neuer Stil etabliert aber es gab auch so etwas wie die Underground-Clubs der Weltmusik, Clubs wie etwa das 'Mambo Inn' in London", erzählt Bednarz. "Da trafen sich die Londoner aus den verschiedensten Ecken der Welt und brachten ihre Musik mit und dort wurden dann auch die alten Platten des Orchestra Baobab von den DJs rauf und runter gespielt."

Jubiläumstour war geplant

Bald gab es Neuauflagen der Platten, oftmals nicht lizenziert, und die Idee kam auf, diese "Raubpressungen" auf einer Compilation zu vereinigen, mit Balla Sidibé neu zu gründen und auf Tour zu schicken. "Inzwischen war auch Youssou N’Dour, einst angetreten, um die Ära der großen Orchester wie des Orchestra Baobabs zu beenden, ein erklärter Fan und Förderer und produzierte sogar in seinem eigenen Studio in Dakar neue Aufnahmen des Orchestra Baobabs", so Bednarz. Nun sei Balla Sidibé mitten in den Vorbereitungen für die Jubiläumstour mit dem Orchestra Baobab gestorben.
(nho)
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