Futtermittelzusatz in der Viehwirtschaft

Knoblauch soll den Methanausstoß senken

Eine Kuh beim Fressen
Auf den Geschmack von Milch und Fleisch soll der Futtermittelzusatz keinen Einfluss haben. © picture alliance / dpa / Caroline Seidel
Von Peter Kaiser · 16.01.2018
Jede Kuh produziert pro Jahr zwei bis drei Tonnen Methan. Weltweit gilt die Viehwirtschaft als drittgrößter Verursacher von Treibhausgasen. Mit einem Futterzusatzstoffe will nun ein Unternehmen die Emissionen deutlich reduzieren.
"Wiederkäuer zermahlen ihre Nahrung mehrfach. Der bereits eingeweichte Grasbrei wird aus dem Magen hochgewürgt und nochmal zerkaut."
Ein Lehrvideo des Südwestrundfunks über den Verdauungsvorgang in der Kuh: die "enterogene Fermentation".
"So kann mehr Angriffsfläche für die kleinen Helfer geschaffen werden, Symbionten, die im Pansen, dem größten Magenabschnitt der Kuh leben …"
Vier Mägen hat eine Kuh. Beim Verdauungsvorgang entstehen hohe Methanemissionen, pro Jahr summieren sich diese Emissionen auf zwei bis drei Tonnen Methan pro Kuh. Mit fast 1,5 Milliarden Rinder weltweit gilt die Viehwirtschaft damit als drittgrößter Verursacher von Treibhausgasen.
"Ich denke, dass die Reduktion der Methanbildung durch Wiederkäuer ein großes Thema ist, global betrachtet, und dass wir uns darum kümmern müssen, hier Strategien zu entwickeln, dieses zu reduzieren. Dazu gibt es verschiedene Wege. Einer ist natürlich hier auch Futterzusatzstoffe zu entwickeln, die die Methanfreisetzung reduzieren."

Methanemissionen um 30 Prozent senken

Sagt Jürgen Zentek, Dekan am Veterinärmedizinischen Institut der Freien Universität Berlin. Doch während in Deutschland noch mit Methangasmessstationen, Herdenmanager-PC, Abgasfilterversuchen und anderem nach einem Ansatz zur Methanreduzierung bei Kühen gesucht wird, scheint ein Schweizer Hersteller einen praktikablen Weg entwickelt zu haben. Christoph Stäuble von der Firma Zaluvida sagt während einer Veranstaltung:
"Mootral ist ein Futtermittelzusatz, der die Methanemissionen von Kühen um mindestens 30 Prozent reduziert. Das Produkt ist 100 Prozent Natur, es besteht aus Knoblauchpulver und Extrakten von Citrusfrüchten, und ein Tier benötigt pro Tag 10 bis 15 Gramm."
Was sich fast schon zu leicht, zu einfach anhört - einer Kuh nur etwas Knoblauch plus Zitrus zu geben, und schon ist der Methanausstoß deutlich geringer - war in Wahrheit das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit.
"… weil, Knoblauch hört sich sehr prosaisch an, aber die Stoffe, die notwendig sind zu stabilisieren und auch skalieren dann, hat uns sehr, sehr lange beschäftigt. Und es braucht auch eine Form, die die Futtermittelindustrie, die der Landwirt auch ohne Infrastruktur in die heutige Lieferkette integrieren kann. Deswegen hat es leider alles in allem 15 Jahre gedauert."

Weder Fleisch noch Milch verändern ihren Geschmack

Den neuen Futtermittelzusatz wird es als Pulver geben, den die Viehzüchter in die heute üblichen Kraftfutterpellets integrieren.
"Und das funktioniert sowohl für Milch- als auch für Fleischkühe, und auch für Kühe, die das ganze Jahr auf der Weide sind."
Bei der Gabe von Mootral werden die methanerzeugenden Bakterien bei der Verdauung verringert. Zugleich wirkt sich der Zusatz auch günstig auf die Tiergesundheit aus. Weder das Fleisch, noch die Milch verändern sich, sagen die Entwickler.
"Wir hatten schon vor mehreren Jahren Schafe im Test und auch Kühe für zwölf Monate. Wir haben nie einen Effekt auf die Fleischqualität gesehen, und wir haben bei der Milch eine höhere Qualität gesehen, also mehr wertvolle Milchfette. Aber natürlich nie einen Einfluss auf den Geschmack."
Jürgen Zentek von der Freien Universität in Berlin ist skeptisch. Kann das Problem nur per Futtermittelzusatz gelöst werden?
"Die Methanbildung vollzieht sich ja durch Pansenbakterien, durch sogenannte Archaebakterien, die über das Methan Elektronen loswerden, das hat auch evolutionär seinen Sinn. Und deswegen kann man auch nicht, ich sage mal mit ganz einfachen Rezepten, die Methanbildung reduzieren."
Für Gerhardt Breves von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover ist mit diesem Futtermittelzusatz eine echte Chance zur Methanreduzierung im Kuhstall gegeben.
"Wir haben in den letzten Jahren relativ viele Untersuchungen durchgeführt zu Substanzen, denen eine methanreduzierende Wirkung zugeschrieben wurde, und so drastische Effekte, wie wir das hier gesehen haben, sind mir bislang noch nie begegnet."

Als würde man 200 Millionen Autos stilllegen

Auch Michael Lohse, Pressesprecher des Deutschen Bauernverbandes in Berlin, ist natürlich interessiert hinsichtlich der Wirkung des neuen Futtermittelzusatzes:
"Das ist letztendlich eine Reduzierung, wie wir sie in einer Klimaschutzstrategie auch verfolgen. Wir suchen nach Wegen, um das Methan im Pansen, was ja natürlicherweise entsteht, zu reduzieren. Und wenn das Tier darunter nicht leidet, und die Leistung von dem Tier auch gebracht wird, gebracht werden kann, dann ist das ein sehr guter Ansatz, den man weiterverfolgen muss."
All das ist auf dem Weg. Insgesamt wäre dieses Mittel, wenn es hält, was versprochen wird, ein enormer Beitrag zum Schutz des Klimas. Denn in der Emissionsbilanz summieren sich 30 Prozent weniger Methangas bei einem Ausstoß von zwei bis drei Tonnen pro Jahr und Kuh auf eine beachtliche Größe. Würde man nur 40 Prozent aller Kühe weltweit damit füttern, hätte das nach Berechnungen von McKinsey aus dem Jahre 2009 den gleichen Effekt, als würde man 200 Millionen Autos stilllegen.
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