Der Kühlschrank in den 20ern

Das Kühlwunder von Taut

05:02 Minuten
Ein weißes Haus mit Balkon indem der Speiseschrank von Taut eingebaut wurde.
Die Speiseschränke von Taut wurden in den Grundriss der Häuser mit eingeplant und brauchen keinen Strom. © Nikolaus Bernau
Von Nikolaus Bernau · 12.03.2019
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Bruno Taut plante Anfang des 20. Jahrhunderts Unterkünfte für zehntausende Menschen. Seine Gebäude waren nicht nur modern, sondern auch praktisch: so zum Beispiel die Speiseschränke, die man auch heute noch als Kühlschrank nutzen kann.
Bruno Taut gilt bis heute als Visionär des Wohnens. Der Architekt plante in der Weimarer Republik Unterkünfte für viele tausend Menschen. Das Besondere an vielen der Gebäude waren die in die Wohnung integrierten Kühlschränke, die damals Speiseschränke hießen.
Unser Archtitektur-Kritiker Nikolaus Bernau ist vor allem von der Anordnung dieser Speiseschränke begeistert: Die Schränke von Taut öffnen sich zur Küche hin und besitzen zusätzlich ein kleines Belüftungsfenster zum Balkon. Vor jedem Schrank ist ein Abstellraum eingeplant, der sich nur zum Balkon hin öffnet und als Isolierpuffer dient.
Beide Räume können so vom Wind belüftet werden und allein durch ihre Anordnung im Grundriss Lebensmittel kühlen. Bewohner wie die in der Wohnstadt Carl Leggien in Berlin benötigen deswegen zumeist keinen elektrischen Kühlschrank mehr.
Früher gab es auf dem Land für leicht verderbliche Lebensmittel, wie Butter oder Fisch, Kellergruben. Auch in der Stadt wurden Kellergruben, dunkle Schränke oder sogenannte Eisschränke genutzt.

Die Speiseschränke sind bis heute zeitgemäß

In den 1910er-Jahren wurden dann gasbetriebene Kühlschränke auf den Markt gebracht. Diese Schränke waren aber teure Luxusgegenstände, die kostbaren Platz benötigten.
Bei Taut dagegen war der Speiseschrank schon eingeplant - an der kühlsten Stelle der Wohnung. Sogar das Belüftungsfensterchen war so angeordnet, dass es zwar gut gereinigt und geöffnet werden kann, es jedoch immer im Schatten liegt.
Auch heute noch sind Tauts Speiseschränke laut Bernau zeitgemäß. Denn auch in derzeitigen Wohnungen ist das Platzangebot begrenzt, der Energieverbrauch soll gesenkt werden.
Bernau ist der Ansicht, dass ein privater Kühlschrank ökonomischer und ökologischer Unsinn ist, wenn Supermärkte die Kühlung der Lebensmittel viel energiesystematischer erledigen können. Ein Speiseschrank in der Art von Taut könne all die kleineren Tagesaufbewahrungen ohne Weiteres erledigen - und biete zudem den Vorteil, dass er nur einmal aufgebaut werden müsse.
(nes)
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