Cellist Václav Petr

Dunkle geheimnisvolle Töne in Prag

Ein junger Mann mit gegeelten Haaren steht in dunkelgrünem Hemd neben einem dunklen Vorhang mit dem aufgestellten Cello in der Hand, sodass die Schnecke des Instrumentes neben seinem Ohr erscheint.
Der Cellist Václav Petr spielt ein wertvolles Instrument aus der Werkstatt von Giovanni Battista Guadagnini mit dem Namen “Teschenmacher" aus dem Jahr 1757. © EBU / Lucie Čermáková / Cesky Rozhlas
Moderation: Volker Michael · 27.05.2021
In diesem Konzert steht Václav Petr im Mittelpunkt mit Schostakowitschs 2. Cellokonzert. Hier startet das Instrument mit einem geheimnisvollen Solo ins Geschehen. Anschwung bringt Schnittkes Polyphonischer Tango, Ausklang ist Schumanns zweite Sinfonie.
Ein bizarr-ergreifendes Cellokonzert, eine strahlend-verzauberte C-Dur-Sinfonie und ein unterhaltsamer "Polyphonischer Tango" – spannend und facettenreich war das Programm des Prager Radio-Symphonie-Orchesters Anfang Mai in der tschechischen Hauptstadt.
Dirigent dieses Studiokonzerts des Prager RSO ist Marko Ivanović. Er ist Musikdirektor des Opernhauses in Brno und ansonsten in Tschechien und international als Gastdirigent unterwegs. Ivanonić ist Fachmann fürs 20. Jahrhundert.
Ein Mann mit rundem Gesicht und Vollbart lächelt geradewegs in die Kamera.
Der Dirigent Marko Ivanović wurde 1976 in Prag geboren.© Cesky Rozhlas/EBU
Seinen "Polyphonischen Tango" hat Alfred Schnittke 1979 für den Dirigenten Gennadi Roschdestwenskij und das Kammerorchester des Bolschoi-Theaters komponiert. Es ist ein unterhaltsames Stück, das den argentinischen Stil mit alten Techniken der Mehrstimmigkeit verbindet, wie sie nicht nur Johann Sebastian Bach benutzt hat.
Auf der Bühne eines historischen Saales, unter einer großen Orgel, steht das Orchester und nimmt Beifall entgegen.
Das Prager Radio-Symphonieorchester im Rudolfinum, in das inzwischen ein eigenes Aufnahmestudio eingebaut wurde.© Vojtech Brtnický/CR/EBU
Zumeist erklingt das erste Cellokonzert von Dmitrij Schostakowitsch – das zweite mit der Opuszahl 126, ein Spätwerk, wird nicht so häufig aufgeführt. Schostakowitsch hat es genau wie sein erstes für Mstislaw Rostropowitsch komponiert. Es markiert den Beginn seines kargen, harten, scharfen und unsentimentalen Spätstils.
Dieses tiefernste, vergeistigte und spannende Spätwerk des russischen Meisters hat sich Václav Petr herausgesucht. Der junge tschechische Musiker, Jahrgang 1989, ist Solocellist und Konzertmeister der Tschechischen Philharmonie.

Hölzern-dumpfe Klänge

Das Schlagzeug tritt klangfarblich in den Vordergrund, vor allem mit den hölzernen und dumpfen Klängen. Neue Griffkombinationen haben Rostropowitsch und Schostakowitsch für den Cellopart ausprobiert - darunter übergroße Doppelgriffe.
Kaum machbar, das stellten beide fest, doch was geschrieben war, blieb in diesem Fall stehen. Andere Abschnitte änderte Schostakowitsch.

Dem harten Leben abgerungen

Der zweite Teil des Gastspiels von Ivanović beim Prager RSO bestand aus der 2. Sinfonie Robert Schumanns. Ihm wurde nachgesagt, auf unkonventionelle Art und Weise die hehre Gattung Sinfonie behandelt zu haben. Denn Schumann hat seine zweite Sinfonie inmitten einer seiner schwersten Lebenskrisen niedergeschrieben. Vielleicht wirkt sie deshalb so zeitlos.
Studio 1 des Tschechischen Rundfunks, Prag
Aufzeichnung vom 3. Mai 2021
Alfred Schnittke
Polyphonischer Tango
Dmitrij Schostakowitsch
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 G-Dur op. 126
Robert Schumann
Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61

Václav Petr, Violoncello
Prager Radio Symphonie-Orchester
Leitung: Marko Ivanovič

Den Abend ergänzen wir mit einem Quartett-Beitrag von Josef Suk, nach dem sich auch das spielende Ensemble benannt hat. Der Solocellist des Abends ist hier langjähriges Mitglied.
Reduta Theater, Brno
Aufzeichnung vom 4. Oktober 2020
Josef Suk
Klavierquartett a-Moll op. 1

Josef-Suk-Klavierquartett:
Radim Kresta, Violine
Eva Krestová, Viola
Václav Petr, Violoncello
Václav Mácha, Klavier

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