CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer

"Erste Seite eines neuen Kapitels"

Annegret Kramp-Karrenbauer winkt ins Publikum, rechts neben ihr steht Angela Merkel in lockerer Pose
Annegret Kramp-Karrenbauer winkt ins Publikum, rechts neben ihr steht Angela. © photothek/Imago
Moderation: Marcus Pindur · 07.12.2018
Unter Annegret Kramp-Karrenbauer wird die Union sich ändern, darin sind sich unsere Gäste einig. Aber sie streiten über das Wie. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz fordert, sich wieder auf christliche Werte zu besinnen.
Den Wechsel im CDU-Vorsitz bezeichnet der Berliner Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer als "dramatischen Einschnitt". Die Frage ist für ihn, ob die CDU dadurch wieder zu ihrer alten Größe gelangen kann. Die Partei müsse es nun vor allem schaffen, sich neu auszurichten. Dabei dürfe sie keine extremen Positionen übernehmen, sagt Niedermayer und begründet das damit: "Weil man mit Extrempositionen relativ wenig Wähler erreicht."

CDU-Mitglieder hoffen auf Neuausrichtung

Auf einem CDU-Parteitag hatten die Delegierten zuvor Annegret Kramp-Karrenbauer als neue CDU-Vorsitzende gewählt. Sie löst damit Angela Merkel ab, die 18 Jahre die Partei geleitet hat. Dass sie nun deren Politik fortsetzen wird, bezweifelt der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Bernstiel. Kramp-Karrenbauer sei keine "Mini-Merkel". Dass habe sie auch bewiesen, als sie sich in der Migrationspolitik deutlicher äußerte als es Merkel zuvor getan habe. So sei dieser Tag die "erste Seite eines neuen Kapitels der CDU".
Trotz der deutlichen Aussagen der neuen CDU-Vorsitzenden erwartet der CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz von Kramp-Karrenbauer, dass sie sich wieder stärker auf die christlichen Werte besinnt. "Mit dem C im Namen kann man nicht Menschen im Mittelmeer sterben lassen", sagt er. Wie Kramp-Karrenbauer die Union künftig ausrichtet, dürfte auch bestimmen, welche Regierungsoptionen die Partei künftig hat. Denn, so Polenz, "von einer absoluten Mehrheit hat niemand geträumt".

Grüne Mihalic: "Erlebe die CDU als tief gespalten"

Doch Kramp-Karrenbauers Erfolg auf dem Parteitag in Hamburg war knapp. In einer Stichwahl erhielt sie nur knapp mehr Stimmen als ihr Konkurrent Friedrich Merz. "Ich erlebe die CDU als tief gespalten", sagt die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Irene Mihalic. "Es wird für die neue Parteiführung darauf ankommen, die CDU zu einen und mit der CSU als Union zu präsentieren, damit das mit der Regierungsarbeit wieder funktioniert." Unklar sei ihr noch, sagt Mihalic, wofür Annegret Kramp-Karrenbauer wirklich stehen werde.
(nsc)

Darüber diskutieren live während des Parteitags:
Christoph Bernstiel (CDU), Bundestagsabgeordneter aus der Jungen Gruppe der Unionsfraktion
Ruprecht Polenz (CDU), ehemaliger CDU-Generalsekretär
Irene Mihalic (B90/Grüne), Innenpolitische Sprecherin der bündnis-grünen Bundestagsfraktion
Prof. Oskar Niedermayer, emeritierter Politikwissenschaftler, Freie Universität Berlin
Korbinian Frenzel, Berichterstatter vom CDU-Parteitag für Deutschlandfunk Kultur

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