CDU und Werteunion

Getrennt und doch vereint?

08:48 Minuten
Hans-Georg Maaßen (CDU), Ex-Verfassungsschutzpräsident, spricht im Hotel «Der Lindenhof» im Landtagswahlkampf mit örtlichen Kandidaten der CDU Thüringen.
Erst nach der Wahl Max Ottes zum Chef distanziere sich Hans-Georg Maaßen von der Werteunion - Albrecht von Lucke findet das "sehr ironisch".. © picture alliance / dpa / Michael Reichel
Albrecht von Lucke im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 01.06.2021
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CDU und Werteunion sind nicht so unabhängig voneinander, wie CDU-Chef Armin Laschet glauben machen will, meint Albrecht von Lucke. Kern der Werteunion seien Personen, "die der Meinung seien, wir müssen zurück zu den Ursprüngen der CDU".
Nein, die gehören nicht zu uns: Nach der Wahl des AfD-nahen Ökonomen Max Otte zum Vorsitzenden der Werteunion hatte es CDU-Chef Armin Laschet eilig, sich von der Werteunion zu distanzieren.
Formal mag diese kein Teil der CDU sein, meint der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke. Dennoch habe die Werteunion seit ihrer Gründung 2017 im Umfeld der Partei eine enorme Rolle gespielt, auch als "das schlechte Gewissen derer, die da merkten, in der Merkel-Ära sind so manche Punkte, die für die CDU zentral waren, liegengeblieben".
So habe nicht nur die liberale Flüchtlingspolitik für Rumoren innerhalb der Partei gesorgt, sondern auch der Ausstieg aus der Atomenergie und das Aussetzen der Wehrpflicht, betont der Redakteur der "Blätter für deutsche und internationale Politik".
Kern der Werteunion sei eine Formation gewesen, "die der Meinung war, wir müssen zurück zu den Ursprüngen der CDU", sagt von Lucke. "Das war der Grund, warum diese Werteunion auch sofort voll im Kosmos der CDU eine Rolle spielte." Auch wenn sie dort "enorm polarisiert" und immer wieder auch Rücktritte gefordert habe, etwa die von Angela Merkel oder Annegret Kramp-Karrenbauer.

In letzter Zeit noch weiter nach rechts gerutscht

Nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers hat es in letzter Zeit innerhalb der Werteunion noch einmal einen "sukzessiven Rechtsrutsch" gegeben. So habe der bisherige Vorsitzende Alexander Mitsch nach der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke vor zwei Jahren den Aussschluss Max Ottes aus der Werteunion gefordert, da dieser die Tat als Werk eines versprengten Einzeltäters kleingeredet habe. Inzwischen sei Otte Chef der Werteunion - und erst jetzt versuche sich das bisherige Aushängeschild der Werteunion, Hans-Georg Maaßen, zu distanzieren. "Das ist schon sehr ironisch."
(uko)

Albrecht von Lucke ist Jurist, Politikwissenschaftler und politischer Publizist. Seit 2003 ist er Redakteur der Monatszeitschrift "Blätter für deutsche und internationale Politik".

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