CDU-Politikerin Diana Kinnert

Es "ist Bürgerpflicht", seine Werte geltend zu machen

Seit fast zehn Jahren ist die Politikwissenschaftlerin Diana Kinnert CDU-Mitglied.
Die Politikwissenschaftlerin Diana Kinnert: "Wie geht es denen? Ist das eigentlich gerecht? So wurde ich politisiert." © dpa / Horst Galuschka
Diana Kinnert im Gespräch mit Katrin Heise · 22.01.2018
Diana Kinnert ist jung, lesbisch, hat einen Migrationshintergrund – und ist seit mehr als zehn Jahren CDU-Mitglied. Wie keine andere steht die junge Frau mit dem Baseball-Cap für ein Neudenken konservativer Positionen. 
Eigentlich entspricht sie in keinem Punkt den gängigen Klischees eines CDU-Mitgliedes, und doch ist die 26-Jährige seit fast zehn Jahren höchst aktiv in der Partei von Merkel, Merz und de Maizière. Ihre Gründe, in die Politik zu gehen, waren vielfältig.
"Es gab nicht bei mir diesen einen Fall, wo ich gemerkt habe, ab jetzt muss ich politisch sein, sondern –ich habe das auch in meinem Buch geschrieben – ich glaube, dass sich Politik dadurch definiert, dass man Verschiedenes ordnen muss. Und ich habe sehr früh Verschiedenheit kennengelernt, weil ich immer befreundet war mit vielen Leuten, die irgendwelche anderen Attribute eingeworfen haben. Dass ich selbst das Gefühl hatte, ich bin in einer anderen Lage. Ich bin aus Wuppertal. Wuppertal ist auch eine Stadt, die einfach so viel Aufbruch und Abgesang hatte und eine große Diversität. Und ich glaube, das habe ich schon in der Kindheit wahrgenommen. Das eine ist erlaubt, das andere ist verboten. Das wird gefördert und das wird nicht gefördert. Wie geht es denen? Wie geht es denen? Ist das eigentlich gerecht? So wurde ich politisiert."
Diana Kinnert trägt im Alltag eine Hiphop-Mütze, ist jung und weiblich, lesbisch und dunkelhäutig, glaubt an das bedingungslose Grundeinkommen und den Feminismus und engagiert sich in Fragen der digitalen Politik und der Sterbehilfe.

Vorzeigefrau oder Ärgernis

Für manche Parteifreunde gilt sie als die Vorzeigefrau einer modernen CDU, für andere ist sie ein Ärgernis. "Die junge Union hasst mich" hat sie an anderer Stelle in diesem Programm gesagt. Diese Aussage hat sie "Im Gespräch" relativiert.
"Ach, das rutscht mir dann manchmal raus. Es stimmt natürlich nicht. Ich bin ein Mitglied von 500.000 der Jungen Union. Ich bin auch direkt, als ich CDU-Mitglied geworden bin, gleichzeitig Mitglied der Jungen Union geworden. Ich finde die Junge Union als Verband sehr wichtig, weil es einfach der weltweit größte, demokratische politische Jugendverband ist. Es ist sehr wichtig für die CDU, gerade was das Thema Generationsgerechtigkeit angeht, was das Thema Digitalisierung angeht. Aber ich bin wahrscheinlich von der Mehrheit meiner Positionen her auch nicht repräsentativ für die Union."

Positionen immer wieder neu erstreiten

Kinnert räumt ein, dass es manchmal auch nicht ganz einfach sei, ihre Überzeugungen im Rahmen ihrer Parteizugehörigkeit immer schlüssig zu begründen. Sie hängt einem modernen Begriff von Konservatismus an. Und sie findet es wichtig, sich Positionen immer wieder neu zu erstreiten.
"Jeder sollte da laut sein und streiten. Und wenn Leute sich beschweren, dass die da oben das nicht richtig machen: dann frage ich immer, ja, woher kommt denn eigentlich diese Gratiskultur, dass die Leute das für Dich machen? Da sind natürlich ein paar gut bezahlte Politiker, aber der Rest von uns, wir machen das irgendwie zu Tausenden ehrenamtlich und hängen da Plakate auf und sitzen da in unseren komischen Gemeindelöchern. Und da so eine Gratishaltung haben – ihr sollt das mal für mich machen – das finde ich einer Demokratie nicht gemäß. Ich finde, es ist Bürgerpflicht, dass sich jeder mit seinen Werten und seinen Vorstellungen geltend macht."
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