CD-Neuheiten

Das muss man gehört haben - oder auch nicht

Marco Michael Wanda, Sänger der Band Wanda, aufgenommen bei den Amadeus Austrian Music Awards 2015 in Wien.
Haltung und Mut bescheinigt unser Kritiker Marco Michael Wand und seiner Band. © imago/Viennareport
Von Martin Böttcher · 02.10.2015
Die drei Platten, die unserem Kritiker Martin Böttcher in dieser Woche gefallen haben, haben eines gemeinsam: Sie arbeiten sich an der Vergangenheit ab. Ein Ire zeigt dagegen, wie es nicht geht.
Janet Jackson – Burnitup!
Unbreakable heißt das neue Album der 49-Jährigen – und die amerikanische Sängerin klingt darauf ganz schön oft nach ihrem verstorbenen Bruder Michael. Als kleine Schwester darf sie das natürlich. Und man lässt ihr auch durchgehen, dass sie auf altbewährte Songschreiber und alte Geschichten setzt und sich sogar auf ihre eigenen alten Alben bezieht. Für mich der Höhepunkt: Janet Jackson holt sogar die so schmerzlich vermisste Missy Elliot wieder ans Tageslicht.
The Editors – Life Is A Fear
Apropos Tageslicht. Beziehungsweise gerade kein Tageslicht: Die Editors klingen auf "In Dream", ihrem fünften Studioalbum, gewohnt düster. Und gewohnt nach früher. Trotzdem ist alles ein bisschen anders: Sänger Tom Smith singt jetzt auch mal im Falsett und nicht nur mit tiefer Joy-Division-Stimme. Eine Gastsängerin taucht auf – auch das ein Novum. Und die Sounds sind modern und retro und gut zugleich. Gewöhnungsbedürftig, nicht jedem Fan dürfte das gefallen. Mir schon.
Wanda – Bussi Baby
Von England nach Österreich und zur Wiener Band Wanda. Fangen wir mit einer Binsenweisheit an: Österreich hat die besseren deutschsprachigen Bands. Es ist diese Mischung aus Rotzigkeit und Würde. Wanda und ihr Album Bussi passen da bestens hinein. Sie haben eine Haltung und sie haben Mut. Die Texte sind kein schwammiges gefühlsduseliges Irgendwas, sondern hier werden Geschichten erzählt, Geschichten, die ihre Protagonisten nicht immer gut aussehen lassen. Und dazu dieser Akzent! Ein bisschen so, als würden sich Falco und Rio Reiser und Thomas Bernhard betrinken und gemeinsam singen. Na ja – ein bisschen.
Rae Garvey Armour
So also geht's. Und wie geht's nicht? Das zeigt beziehungsweise lässt uns in dieser Woche hören: Rea Garvey. Der irische Sänger hat – vielleicht wegen seiner Jurorentätigkeit in diversen Castingshows - das Wesentliche verlernt: Ihm fehlen auf seinem Prisma-Album einfach die guten Songs. Oder man erkennt sie nicht, unter all dem Bombast, der da aufgefahren wird.
Mehr zum Thema