Catharina Bruns' Definition von Arbeit

"Gestalter sein kann wirklich jeder"

Catharina Bruns zu Besuch im Newsroom vom Deutschlandradio Kultur
Auch Angestellte können sich selbst ermächtigen, sagt die Unternehmerin Catharina Bruns. © Deutschlandradio/Maurice Wojach
Moderation: Katja Schlesinger und Frank Meyer · 09.03.2015
Die Unternehmerin Catharina Bruns trennt Arbeitszeit nicht mehr von freier Zeit – alles geht in ihrem Leben ineinander über: "Work ist not a job", lautet ihr Motto. Unsere Serie über die Demokratisierung der Arbeitswelt: Teil II.
Catharina Bruns weiß nicht, wie viele Stunden sie in der Woche arbeitet. Die Arbeit und das restliche Leben will sie nicht mehr trennen. Sie hat darüber auch ein Buch geschrieben mit dem Titel "Work is not a job". Angestellt zu sein hat sie ausprobiert: Es war nichts für sie. Sie habe ihren Lebensentwurf nicht in den Konventionen der Arbeitswelt mit ihren Chefs und Angestellten wiedergefunden, sagt sie. "Ich konnte nicht genug gestalten, und ich möchte mehr gestalten" – seitdem ist sie Unternehmerin. Und wirbt für einen neuen Begriff von Arbeit.
Auch wenn Bruns Arbeit und Restleben nicht mehr trennen will, sitzt sie deswegen nicht ununterbrochen im Büro. Sie nehme sich viel Zeit dafür, andere Dinge zu tun, weil dies die Arbeit befruchte, berichtet sie. So laufe sie jeden Monat 100 Kilometer. Und sie rät jedem, sich aktiv am Leben zu beteiligen:
"Alles, was ich tue, auch Gespräche, die ich führe, und Menschen, die ich treffe, alles inspiriert mich in meinem Menschsein und das wiederum übersetzt sich in meine Arbeit."
Selbstermächtigung und innere Notwendigkeit - Schlüsselbegriffe für Bruns
Das Ziel von Bruns ist die "Selbststeuerung":
"Ich tue die Dinge dann, wenn sie notwendig sind und wenn ich sie richtig finde oder wenn die Muse mich küsst."
Ein Arbeiter in einer Pforzheimer Firma
Ein Arbeiter in einer Pforzheimer Firma. Catharina Bruns spricht dabei nie von Angestellten.© dpa / picture-alliance / Daniel Naupold
Bruns kann sich sogar vorstellen, dass sich ihr Begriff von Arbeit auf ein abhängiges Lohnverhältnis übertragen lässt. Dazu müsse man eine persönliche Notwendigkeit empfinden, dazu beizutragen, dass die Dinge auf eine bestimmte Art und Weise laufen. Es hänge stark daran, ob sich der Arbeitnehmer eine Tätigkeit ausgesucht habe, die ihm bedeutsam erscheine. "Gestalter sein kann wirklich jeder", findet sie. Der Schlüssel sei die "Selbstermächtigung": Man müsse sich in jedem Fall die Frage stellen: 'Wie ist eigentlich meine Haltung zur Arbeit?'
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